zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Deutsche Autoindustrie: Interview: "Der VW-Konzern steht so gut da wie noch nie"

Klaus Volkert steht seit elf Jahren an der Spitze des Konzern- und Gesamtbetriebsrats der Volkswagen AG. Herr Volkert, warum sind die deutschen Autohersteller derzeit so erfolgreich?

Klaus Volkert steht seit elf Jahren an der Spitze des Konzern- und Gesamtbetriebsrats der Volkswagen AG.

Herr Volkert, warum sind die deutschen Autohersteller derzeit so erfolgreich?

Wir bieten eine moderne Produktpalette, etwa im Hinblick auf verbrauchsarme Motoren, Emissionen oder Design. Bei den Qualitätsstandards haben die Fahrzeuge einen großen Sprung nach vorne gemacht, der Vorsprung der Japaner wurde aufgeholt. Wenn wir den VW-Konzern nehmen, dann haben wir heute in vielen Ländern der Welt Produktionsstandorte. Die Mitarbeiter an diesen Standorten sind alles potenzielle Käufer. Und ein Unternehmen wie VW mit fünf Millionen Kunden im Jahr hat natürlich ein großes Servicenetz, was für die Attraktivität der Marke wichtig ist.

Im Vergleich zu anderen Volumenherstellern sind VW-Autos ziemlich teuer.

Qualität hat ihren Preis. Aber unsere Autos haben auch einen hohen Wiederverkaufswert. Das ist zum Beispiel für die VW-Mitarbeiter wichtig, die ja auch Kunden sind. Ich bin im Übrigen davon überzeugt, dass die Kunden zunehmend wissen wollen, wie das Auto hergestellt wird, ob mit den Mitarbeitern anständig umgegangen wird. Die soziale Komponente wird immer wichtiger, und das steht auch gar nicht im Widerspruch zum betriebswirtschaftlichem Kalkül.

Im kommenden Jahr tritt Vorstandschef Ferdinand Piëch ab. Wie fällt seine Bilanz aus?

Der Konzern steht so gut da wie noch nie. Wir haben gute Standorte in aller Welt und einen fairen Interessenausgleich zwischen den Standorten. Wir als Arbeitnehmervertreter achten im Aufsichtsrat darauf, dass nicht ein Standort bevorzugt und ein anderer vernachlässigt wird. So profitieren auch die Kollegen in Brasilien oder Portugal von der deutschen Mitbestimmung.

In den deutschen VW-Werken konnten rund 30 000 Arbeitsplätze nur durch die Vier-Tage-Woche gerettet werden.

Wir haben damit aber den Beweis erbracht, dass Arbeitszeitverkürzung Arbeitsplätze schafft. In Wolfsburg arbeiten heute wieder über 52 000 Menschen bei VW. Die Zahl ist in den letzten Jahren seit der Krise Mitte der 90er Jahre um 8000 gestiegen.

Ein erster Versuch, mit dem Modell "5000 mal 5000" für rund 5000 Arbeitslose in Wolfsburg und Hannover Arbeitsplätze zu schaffen, ist gescheitert. Wie sind die Chancen im zweite Anlauf?

Ich gehe davon aus, dass es klappt. Inzwischen war der ein oder andere im Urlaub und ist erholt, sodass ich mehr Sachlichkeit in den Verhandlungen erwarte.

BMW vereinbart mit den Arbeitnehmervertretern eine flexible Auslastung des Leipziger Werks. Warum geht das nicht bei VW?

Bei BMW ist das in einem Eckpunktepapier zwischen Vorstand und Gesamtbetriebsrat festgeschrieben worden. Bei uns ist die Gewerkschaft mit dabei. Im Übrigen ist es nicht hilfreich, wenn jemand aus dem Management die Überschrift macht und dann andere die Inhalte verhandeln müssen. Alles in allem hätte ich mir weniger Begleitmusik bei den VW-Verhandlungen gewünscht.

Wie groß schätzen Sie die Risiken für die Arbeitnehmer ein?

Wir wollen hochqualitative Produkte mit hochqualifizierten Arbeitskräften und dazu neue Strukturen in die alten Strukturen einziehen. Bislang wurde beim Thema "5000 mal 5000" viel zu wenig über die Qualifizierung gesprochen. Es sollen ja Arbeitslose eingestellt werden, und zwar auch ältere Arbeitslose, damit die wieder eine berufliche Perspektive kriegen.

Trotzdem sträubt sich die IG Metall.

Selbstverständlich unterschreibe ich keine 48-Stunden-Woche; bei den letzten Verhandlungen waren wir übrigens schon bei 42,5 Stunden. Und bislang haben wir in Wolfsburg noch nie einen Tarifvertrag unterschrieben, für den sich andere schämen mussten. Bis Ende September erwarte ich ein Verhandlungsergebnis, und dann kann schon mit den Einstellungen begonnen werden.

Kommt der Minivan, der von einem Teil der 5000 neuen Kollegen gebaut werden soll, nicht ein bisschen spät?

Er kommt nicht zu spät, er kommt etwas spät. Aber wir haben in den vergangenen Jahren eine Menge zu tun gehabt, um die Produktionsmengen und die vielen neuen Produkte an den einzelnen Standorten auch gestemmt zu bekommen.

VW investiert Milliarden in die Luxusklasse: Bentley, D 1 aus Dresden, Bugatti. Rechnet sich das?

Hätte der Konzern das Geld in einen echten Volkswagen für 15 000 Mark gesteckt, dann wäre uns wohler gewesen. Ein Vorteil der Oberklasse liegt aber darin, dass sich Qualitätsstandards und innovative Technologie auch auf die Volumenmodelle übertragen.

Herr Volkert[warum sind die deutschen Autoherstel]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false