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Wirtschaft: Deutsche Bahn: Aufsichtsratschef Vogel tritt zurück

Überraschend schnell hat Bahn-Aufsichtsratschef Dieter Vogel die Konsequenzen aus den Spekulationen über seine mögliche Abberufung bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 14. März gezogen.

Überraschend schnell hat Bahn-Aufsichtsratschef Dieter Vogel die Konsequenzen aus den Spekulationen über seine mögliche Abberufung bei der nächsten Aufsichtsratssitzung am 14. März gezogen. In einem knappen Brief teilte er am Mittwoch Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) mit, dass er sein Amt "mit sofortiger Wirkung" niederlege. Sein Nachfolger wird Preussag-Vorstandschef Michael Frenzel, wie der Bundesverkehrsminister noch am Abend bekannt gab.

Der Rücktritt Vogels hat die Bundesregierung offenbar am falschen Fuß erwischt. Angesichts der anhaltenden, teilweise auch ins Persönliche gehenden Differenzen zwischen Vogel und Bahnchef Hartmut Mehdorn, hatte es in den vergangenen Wochen zwar Gespräche mit möglichen Nachfolgern für Vogel gegeben. Als Favoriten galten dem Vernehmen nach neben Frenzel auch Lufthansa-Vorstand Jürgen Weber und Porsche-Chef Wendelin Wiedeking. Wie aus Regierungskreisen verlautete, sei aber vorgesehen gewesen, Vogel erst Mitte des Jahres abzulösen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da wichtige Weichenstellungen für das Unternehmen bevorstehen, wird der Wechsel weder in der Politik noch im Bahn-Management für glücklich gehalten. In Kreisen des Aufsichtsrates stieß das Vorgehen der Bundesregierung und insbesondere des Kanzlers, der sich vor zwei Wochen öffentlich hinter Mehdorn gestellt und den Aufsichtsrat "ausnahmslos" zur Unterstützung des Bahnvorstandes aufgefordert hatte, sogar auf deutliche Kritik: Der Umgang mit Vogel, der sich engagiert für die Sanierung eingesetzt habe, könne man nur als "schäbig" bezeichnen, sagte ein Mitglied.

In dem Schreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, erhob Vogel schwere Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Obwohl sich Berichte über seine vermutete Ablösung häuften, habe er selbst diesbezüglich keine Hinweise von Regierungsmitgliedern erhalten. Ebenso sei aber auch eine "eindeutige" Rückendeckung ausgeblieben. Zugleich äußerte er seine Sorge über die Zukunft der Bahn - "sowohl was die eingeschlagene Strategie anbelangt, als auch was die sich abzeichnende Unternehmenskultur betrifft."

Der Konflikt zwischen dem Aufsichtsratschef und Bahn-Vorstand Mehdorn war seit Monaten bekannt. Mehdorn warf Vogel vor, er beschränke sich nicht auf Kontrollaufgaben, sondern wolle die Geschäftspolitik mitbestimmen. Der entscheidende Bruch kam im vergangenen Jahr, als Vogel sich für eine Trennung von Netz und Betrieb einsetzte, um mehr Wettbewerber auf die Schiene zu holen - was Mehdorn entschieden ablehnt. Verkehrsminister Bodewig betonte nun, der Rücktritt Vogels werde keinen Einfluss auf die Diskussion über eine Trennung von Netz und Betrieb haben. Die Entscheidung in dieser Frage sei "Sache des Verkehrsministers". Mit Preussag-Chef Frenzel sei ein Aufsichtsrat gefunden worden, der Erfahrung mit der Sanierung und Umstrukturierung eines Unternehmens habe und gleichzeitig das Touristik- und den Logistikgeschäft kenne. Damit sei sichergestellt, dass "die Arbeit nahtlos fortgeführt wird", sagt Bodewig.

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