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Wirtschaft: Deutsche Bank schließt Filialen

Radikaler Umbau im Privatkundengeschäft nach dem Vorbild von Commerzbank und Dresdner Bank

Frankfurt/Main (ro). Durch eine vollständige Neuorganisation ihres Privatkundengeschäfts will die Deutsche Bank ihren operativen Gewinn in diesem Bereich bis Ende 2004 auf rund eine Milliarde Euro verdreifachen. In ganz Europa wird das Privatkunden- und das Filialgeschäft mit Teilen der Geschäftskundensparte zusammengelegt. Zugleich strafft die Bank ihr Filialnetz, rund 4 000 der derzeit rund 25 000 Arbeitsplätze werden gestrichen. Damit folgt die Deutsche Bank den anderen Großbanken, die bereits seit einigen Jahren ihr Filialnetz stark verkleinern.

Von der Bildfläche verschwinden wird die Deutsche Bank 24, der Online-Dienst Maxblue und die Sparte Private Banking ab Anfang Oktober. „Wir wollen in Zukunft als Ganzes auftreten, mit einer Stimme zu unseren Kunden sprechen und von der Kraft und Stärke der Marke Deutsche Bank profitieren“, sagte Deutsche Bank-Vorstandsmitglied Herbert Walter am Donnerstag in Frankfurt. Das Konzept sei „fokussiert“, eine „flächendeckende Großsparkasse wollen wir nicht sein".

Walter versicherte auch, dass das neue Konzept nicht schon „nach 24 Monaten“ wieder umgekrempelt wird. Die neue Struktur soll länger Bestand haben als die Deutsche Bank 24, die 1995 gegründet wurde, und als Maxblue. Der Onlinedienst war erst Ende der neunziger Jahre an den Start gegangen. Die Börsenflaute und die eher schwindende Online-Euphorie verlangen nach Walters Einschätzung neue Konzepte.

Vor dem Hintergrund „normaler“ Märkte hätten sich die Erwartungen der Kunden verschoben. „Gefragt sind jetzt ganzheitliche Finanzlösungen, die langfristig angelegt sind.“ Mit ihrem neuen Auftritt will die Deutsche Bank nach den Worten Walters zur führenden Bank Europas für „moderne“ Privat- und „aktive“ Geschäftskunden werden. Dabei konzentriert sich die neu formierte Sparte unter dem n „Deutsche Bank Private & Business Clients“ auf Deutschland, Spanien, Italien, Portugal, Belgien, Polen und die Niederlande. Ein Engagement in Frankreich hat die Bank nach den erfolglosen Versuchen der Vergangenheit endgültig zu den Akten gelegt. Insgesamt soll es in diesen Ländern bis Ende 2003 rund 1 300 Investment- und FinanzCenter geben. In Deutschland wird die Bank dann mit 770 solcher Center vertreten sein, dazu gibt es 300 Automaten-Filialen und 120 Büros mit 1 200 mobilen Beratern. Derzeit hat die Bank in Deutschland insgesamt 1 240 Filialen, davon 210 Private Banking Center.

Eine Unterteilung von Kunden nach deren Vermögen soll es Walter zufolge nicht mehr geben. Dafür stuft die Bank sie in Zielgruppen ein, vom „Jungen Starter“ über „moderne Familien“, „vermögensaufbauende“ und „vermögende“ Privatkunden bis hin zu Familienunternehmen. Zusätzlich sollen mittelständische Unternehmen mit einem Umsatz bis maximal 25 Millionen Euro von der neuen Sparte betreut werden.

Insgesamt hat die Bank nach eigenen Angaben derzeit etwa 12,6 Millionen Kunden, davon 8,3 Millionen in Deutschland und rund 750 000 Geschäftskunden. Bis Ende 2004 soll die Zahl der Kunden auf 14 Millionen gesteigert werden.

Die Konkurrenten Dresdner Bank und Commerzbank haben bereits früher mit dem Umbau ihrer Netze begonnen. Seit gut zwei Jahren werden Filialen geschlossen. Die Dresdner Bank hat den Prozess weitgehend abgeschlossen. Hatte das Institut im Jahr 2001 noch etwa 1160 Filialen, sind es derzeit nur noch 860. Bis zum Jahresende 2003 werden 850 Filialen übrigbleiben. Auch die Commerzbank hat in den vergangenen eineinhalb Jahren etwa 100 Filialen geschlossen. Zurzeit sind es 800, bis Ende 2003 sollen es nur noch 725 sein.

Postbankchef Wulf von Schimmelmann will in drei Jahren zur führenden Online-Bank in Deutschland aufsteigen. Die Bank hat 1,2 Millionen Online-Girokonten und 450 000 Online-Depots. Im Online-Banking hält Schimmelmann an seinen ehrgeizigen Zielen fest. „Unser wirklich ernsthafter Konkurrent in diesem Bereich ist die Deutsche Bank.“ Bis 2005 wolle die Postbank, gemessen an Transaktionen und dem Vertrieb von Online-Produkten dennoch die Spitzenposition hier zu Lande übernehmen.

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