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Wirtschaft: Deutsche Börse will 1,5 Milliarden Euro ausschütten

Rebellische Aktionäre sollen offenbar ruhig gestellt werden / Rekordergebnis im ersten Quartal

Frankfurt am Main Die Deutsche Börse schüttet bis Mai 2007 rund 1,5 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner aus – allein 800 Millionen Euro davon in diesem Jahr. Damit gibt das Unternehmen zumindest teilweise dem Druck von rebellischen Aktionären nach. Den Anteilseignern würden Mittel zur Verfügung gestellt, die für den Betrieb des Unternehmens nicht unbedingt benötigt würden, teilte die Deutsche Börse mit.

Das Geld ist allerdings auch verfügbar, weil die geplante Übernahme der Londoner Börse im Februar geplatzt ist. Offensichtlich versuchen Börsenchef Werner Seifert und Aufsichtsratschef Rolf Breuer nun, ihren Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Der britische Hedge-Fonds TCI pocht auf die Ablösung von Seifert und vor allem von Breuer. Seifert nutzte daher am Dienstag eine Analystenkonferenz des Unternehmens zu einem Aufruf an die Aktionäre, bei der Hauptversammlung Aufsichtsratschef Breuer zu unterstützen. Das Unternehmen habe in den letzten Jahren erfolgreich gearbeitet, betonte Seifert. Der Hedge-Fonds TCI will Breuer bei der Hauptversammlung am 25. Mai abwählen lassen. Sollte es dazu kommen, wäre auch Seifert selbst kaum zu halten.

Finanzkreise halten eine Abwahl Breuers für durchaus denkbar, zumal nur noch sieben Prozent des Kapitals der Börse in deutscher Hand sind. In Presseberichten, die offenbar aus dem Umfeld von TCI gestreut wurden, wird den rebellischen Aktionären ein Anteil von rund 35 Prozent der Börsen-Aktien zugerechnet. Allerdings sind die wirklichen Mehrheitsverhältnisse derzeit nur schwer zu überschauen, da die Deutsche Börse mit der jetzt angekündigten Milliarden-Ausschüttung vielen, auch kritischen, Aktionären erkennbar entgegenkommt. Um eine Abwahl bei der Hauptversammlung zu verhindern, wollen Seifert und Finanzvorstand Mathias Hlubek in dieser und der nächsten Woche mit einer Reihe von Investoren zusammentreffen. Am Montag will der Aufsichtsrat eine erste Zwischenbilanz über die Stimmung im Aktionärskreis ziehen.

Gestützt werden Seifert und Breuer vom Rekordergebnis im ersten Quartal des Jahres. Der Betriebsgewinn stieg von Januar bis März unerwartet deutlich um 18 Prozent auf knapp 178 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt mit 164 Millionen Euro gerechnet. Der Umsatz erhöhte sich um fünf Prozent auf gut 399 Millionen Euro. Vor allem die Abwicklungstochter Clearstream und die deutsch-schweizerische Terminbörse Eurex trugen mit Gewinnsteigerungen von 33 und 28 Prozent zum Ergebnis bei. Die Aktien der Börse legten am Dienstag um 1,65 Prozent auf 59,92 Euro zu.

Der angekündigte Milliardensegen für die Aktionäre soll durch eine auf mindestens 50 Prozent erhöhte Ausschüttungsquote und durch Aktienrückkäufe erreicht werden. Seit Mittel April hat die Börse bereits rund drei Millionen eigene Aktien im Wert von knapp 181 Millionen Euro zurückgekauft. pot (HB)/ro

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