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Wirtschaft: Deutsche Lösung für EADS-Werke

Der EADS-Konzern verhandelt nur noch mit dem Raumfahrtunternehmen OHB aus Bremen. Die MT Aerospace soll die Werke bereits ab Sommer weiterführen. Der Bund soll unter die Arme gegriffen haben.

Berlin - Beim geplanten Verkauf der Airbus-Werke Nordenham und Varel sowie des EADS-Werks Augsburg läuft alles auf eine deutsche Lösung hinaus. Wie der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS am Mittwoch nach monatelanger Prüfung bekannt gab, wird nun nur noch mit der MT Aerospace, die zum Bremer Raumfahrtkonzern OHB gehört, verhandelt. Die Verkaufsverhandlungen sollten nun möglichst schnell abgeschlossen werden, hieß es in einer Mitteilung. Die Werke könnten dann im Sommer übergeben werden.

EADS will über ein Gemeinschaftsunternehmen drei Jahre lang eine „substanzielle Minderheitsbeteiligung“ an den drei Standorten behalten. Danach könne sich der Konzern vollständig zurückziehen. Als Favorit des Managements hatte zuletzt der deutlich größere amerikanische Boeing-Zulieferer Spirit gegolten. Die Politik setzte sich aber vehement für eine deutsche Lösung ein.

Die Bundesregierung begrüßte daher die Wahl Bremens. „Das ist eine sehr positive Entscheidung, da nun ein starker deutscher Flugzeugstrukturhersteller entstehen kann, der weltweit wettbewerbsfähig ist“, sagte der Koordinator für Luft- und Raumfahrt, Peter Hintze, dem Tagesspiegel. Er hoffe, dass auf diese Weise Forschung, Technologie und Arbeitsplätze in Deutschland blieben. Dem „Handelsblatt“ zufolge flankieren die Bundesregierung, Bayern und Niedersachsen den OHB-Einstieg mit bis zu 600 Millionen Euro. Nach Angaben der IG Metall Küste werden die Bremer zudem vom US-Finanzinvestor Cerberus unterstützt, der schon mit der Übernahme des US-Autobauers Chrysler für Furore sorgte.

Insgesamt trennt sich EADS von sechs seiner 16 europäischen Werke mit insgesamt 9400 Beschäftigten. Mit dem Verkauf könne sich EADS auf die Kernaufgaben konzentrieren, erklärte Konzernchef Louis Gallois. „Gleichzeitig kann EADS finanziell entlastet werden in Zeiten, in denen kostenintensive Programme und die Unsicherheit durch die Dollarschwäche zusammentreffen.“ Auch in Frankreich und Großbritannien wurden nationale Bieter ausgewählt. Die französischen Standorte Méaulte und St. Nazaire Ville wird der Zulieferer Latécoère weiterführen, Teile des britischen Werks in Filton der Zulieferer GKN. Beim baden-württembergischen Werk Laupheim hat das Bieterverfahren noch nicht begonnen.

„Dieser Prozess wird starke Hauptzulieferer für Airbus hervorbringen“, erklärte Airbus-Chef Thomas Enders. „Die drei neuen Partnerunternehmen werden es den Standorten ermöglichen, sich so zu entwickeln und die erforderlichen technologischen Kompetenzen zu erwerben, dass sie auch in Zukunft wettbewerbsfähig sind.“ Bis zum endgültigen Verkauf sollen die Werke weiterarbeiten wie bisher. Der Auftragsbestand an den betroffenen Standorten belaufe sich auf mehr als 3000 Flugzeuge, sagte Enders.

Die Werksverkäufe sind Teil des milliardenschweren Sparplans „Power 8“, den das Unternehmen im Frühjahr wegen der Verzögerungen beim Superjumbo A 380 beschlossen hatte. Das Programm sieht zudem den Abbau von 10 000 Arbeitsplätzen vor.Juliane Schäuble

Juliane Schäuble

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