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Ab dem 1. März kassiert die Deutsche Post für Postfächer eine Gebühr von 19,90 Euro pro Jahr.

© Roland Weihrauch/dpa

Deutsche Post: Ab heute kosten Postfächer Geld

Sie vereinfachen Doppelleben und zwielichtige Geschäfte: Es gibt viele Gründe, ein Postfach zu führen. Doch ab März berechnet die Post für ihre Nutzung eine Gebühr.

Von Maris Hubschmid

Beim Begriff Postfach denkt im Jahr 2017 wohl mancher zuerst an sein E-Mail-Benutzerkonto: Die Mailbox eben. Das analoge Postfach, 1878 in Württemberg eingeführt, scheint ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit zu sein – einerseits. Andererseits nutzen in Deutschland noch immerhin 818.000 Firmen oder Privatleute so ein Postfach, sie lassen Briefe in der Postfiliale sammeln und holen sie selber ab. Von Mittwoch an müssen sie dafür zahlen. 19,90 Euro im Jahr will die Deutsche Post allen berechnen, die ein Postfach nutzen.

Das Unternehmen begründet die Einführung der Mietgebühr mit gestiegenen Unterhaltskosten: Miete, Strom, Wartung – all das koste den Konzern Geld. Bisher wurden bei der Einrichtung eines Postfachs einmalig 15 Euro fällig. Bereits seit vergangenem Juli zahlen Neumieter eine Jahresgebühr, ab 1. März nun auch langjährige Kunden.

Vorteile des Postfachs

Eine Gebühr dafür, dass man dem Boten den Weg erspart? Tatsächlich gehen die Briefmengen in Zeiten von E-Mail und WhatsApp stetig zurück, jedes Jahr um zwei bis drei Prozent. Der Zusteller aber muss ohnehin losfahren, und die Bereitstellung der Postfächer sei eben auch mit Aufwand verbunden, heißt es. Übrigens habe man 1979 ja schon einmal eine Gebühr von damals zwölf Mark im Jahr erhoben – diese dann aber wieder abgeschafft. Vermutlich aus guten Gründen.

Worin bestehen heute die Vorteile eines Postfachs? Ein solches bietet unter Umständen mehr Platz als der eigene Briefkasten, Sendungen sind dort auch bei mehrtägiger Abwesenheit sicher aufgehoben, Nachsendeaufträge also überflüssig. Man kommt an die frische Luft. Der Ehepartner oder die Eltern kriegen nicht mit, was man sich alles so bestellt, Doppelleben lassen sich besser verschleiern und auch zwielichtige Geschäfte ein wenig unbemerkter betreiben. Nicht zuletzt lassen Drehbuchautoren ihre Geheimagenten gern brisante Dokumente, Schlüssel, Datenträger oder falsche Pässe in einem Postfach deponieren. Ab jetzt gegen Gebühr also.

Die überwiegende Mehrheit der Nutzer, betont die Post, seien Gewerbetreibende. Derzeit soll jeder fünfte Brief, der in Deutschland unterwegs ist, in einem Postfach landen. Durch die Einführung einer Mietgebühr ergeben sich für das Unternehmen rein rechnerisch Zusatzeinnahmen von rund 16 Millionen Euro im Jahr.

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