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Wirtschaft: Deutsche Telekom: Telekom verprellt Kleinaktionäre

Der unerwarteten Ankündigung der Deutschen Telekom AG, die Dividende für das Geschäftsjahr 2001 zu kürzen und das Programm zum Schuldenabbau zu strecken, folgte gestern ein Kurssturz an der Börse. Das Image des ehemaligen Staatskonzerns sei nun stark ramponiert, hieß es bei Analysten.

Der unerwarteten Ankündigung der Deutschen Telekom AG, die Dividende für das Geschäftsjahr 2001 zu kürzen und das Programm zum Schuldenabbau zu strecken, folgte gestern ein Kurssturz an der Börse. Das Image des ehemaligen Staatskonzerns sei nun stark ramponiert, hieß es bei Analysten. Der Bund als Hauptaktionär natürlich überhaupt nicht erfreut darüber, rund 450 Millionen Euro weniger an Dividende kassieren zu können. Telekom-Chef Ron Sommer hatte sich zuvor auch nicht mit Finanzminister Hans Eichel (SPD) abgestimmt.

Der Kurs der Telekom-Aktie geriet am Dienstag kräftig unter Druck. Am Nachmittag lag das Minus bei 2,41 Prozent auf 16,63 Euro. Einige Telekom-Analysten sagen sogar einen Kursrutsch auf bis zu 15 Euro voraus. Die Telekom hatte - wie berichtet - am Montag nach Börsenschluss mitgeteilt, die Dividende auf 0,37 Euro (Vorjahr 0,62 Euro) zu kürzen. Als Grund wird der geplatzte Verkauf des TV-Kabelnetzes genannt. Darüber hinaus streckt die Telekom den bislang für Ende 2002 geplante Abbau der Schulden auf 50 Milliarden Euro um ein Jahr und verschiebt den Börsengang der Tochter T-Mobile. 2001 hatte die Telekom 3,5 Milliarden Euro Verlust gemacht.

Noch vergangene Woche hatte Konzernchef Ron Sommer das als ehrgeizig eingeschätzte Schuldenabbau-Programm von gut 16 Milliarden Euro bis Jahresende bekräftigt und nicht ausgeschlossen, T-Mobile im Juni an die Börse zu bringen. Die Dividenkürzung trifft den Bund, der 43 Prozent der Telekom-Aktien hält, völlig unvorbereitet. Das Management habe diesen Schritt "nicht abgestimmt", sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums auf Anfrage. Der Finanzminister "begrüßt eine solche Entscheidung natürlich nicht." Durch die Dividendenkürzung erhält der Bund rund 450 Millionen Euro weniger an Einnahmen.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) will Vorstand und Aufsichtsrat der Deutschen Telekom AG auf der Hauptversammlung im Juni erneut die Entlastung verweigern. Dies kündigte gestern eine DSW-Sprecherin an. Die Telekom habe die Verunsicherung der Aktionäre noch verstärkt. Die Dividende war bisher seit dem Börsengang vom Herbst 1996 in drei Schritten angehoben worden. Zuletzt waren für die Jahre 2000 und 1999 jeweils 0,62 Euro je Aktie ausgeschüttet worden. Die Reaktion der Analysten ist gespalten. "Der Schritt kam nicht überraschend, da der Kabelverkauf vorerst gescheitert ist und der Börsengang von T-Mobile unsicher bleibt", sagte Analyst Jens Schott von der BHF-Bank. "Technisch gesehen ist die Dividendenkürzung das richtige Instrument zur Schuldenreduzierung." Dass die Telekom diesen Schritt tatsächlich getan hat, sei wegen der negativen psychologischen Wirkung auf die Märkte aber überraschend. Auch für die Kleinanleger sei die Dividendenrendite von bisher vier Prozent "immer ein Argument gewesen, die T-Aktie zu halten," sagte Schott. Mit dieser Rendite lag die Deutsche Telekom unter den Schwergewichten an der Börse an der Spitze.

Hans Huff, Analyst der Bankgesellschaft Berlin, meint: "Für Kleinaktionäre ist das schlimm. Das Image der Volksaktie ist damit ramponiert." Aber: "Wenn das Unternehmen schlechter läuft, dann müssen auch die Aktionäre einen Beitrag leisten", sagte Huff.

Dan Bieler, Analyst der Credit Lyonnais Securities, sagt, die Telekom hätte die Dividende vollkommen streichen müssen. Die Kürzung sei ein Kompromiss für das Image des Unternehmens in den Augen der Kleinaktionäre. "Und eine gestrichene Dividende hilft auch Bundeskanzler Schröder nicht vor der Wahl."

Die Telekom lässt weiter offen, ob T-Mobile in diesem Jahr noch an die Börse gebracht wird, oder nicht. Bei ihrer Investorenkonferenz auf der Technologiemesse Cebit in Hannover machte die Telekom den Analysten deutlich, dass sie weiter fest entschlossen ist, sich vom Kabelgeschäft zu trennen. Auch ein Verkauf der einzelnen Regionen an verschiedene Investoren sei denkbar. Nur von einem will die Telekom nicht abrücken: vom Kaufpreis. Liberty Media hatte 5,5 Milliarden Euro geboten.

vis, asi

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