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Männerdomäne. 90 Prozent der deutschen Start-up-Unternehmer sind männlich.

© dpa

Deutscher Start-Up-Mpnitor (DSM) vorgestellt: Start-Ups in Deutschland: eine Männerdomäne

90 Prozent der deutschen Start-up-Unternehmer sind männlich, sagt eine Studie. Der Verband, der die Untersuchung in Auftrag gegeben hat, glaubt, dass die Gene daran schuld sind.

Der deutsche Gründer ist männlich, 35 Jahre alt und hat einen Hochschulabschluss. Das lässt sich dem am Donnerstag in Berlin vorgestellten Deutschen Start-up-Monitor (DSM) entnehmen. Die Gründe sind genetisch, glaubt Florian Nöll, Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Start-ups, der die Studie in Auftrag gegeben hatte. Frauen seien auf Grund ihrer Gene weniger risikofreudig, meint Nöll – anders als Männer. Immerhin seien die schon in der Steinzeit auf der Jagd Risiken eingegangen. Zudem bekämen Frauen im besten Gründeralter Kinder und würden deshalb keine Firmen aufbauen. Dass auch Männer oft in einem ähnlichen Alter Väter werden, scheint an dieser Logik nichts zu ändern. Frank Wiethoff, der für die Unternehmensberatung KPMG zuständige Regionalvorstand Ost, und Sven Ripsas von der Hochschule für Wirtschaft und Recht sehen das ähnlich. Sie alle glauben, dass besonders Frauen noch ein großes Potential haben und raten Start-ups dazu, Frauen in ihr Team aufzunehmen. Die würden nämlich mehr auf Sicherheit achten und allzu großen Wagemut stoppen.

Die Hauptstadt ist der attraktivste Standort für Gründer

Nach der Definition der Studie sind Start-ups Unternehmen, die jünger als zehn Jahre alt sind, auf Grund ihrer Technologie und Geschäftsmodelle besonders innovativ erscheinen und ein signifikantes Wachstum vorweisen oder anstreben. An der Online-Befragung beteiligten sich rund 900 Gründer und Gründerinnen. Nach Schätzung der DSM gibt es in Deutschland insgesamt zwischen 4000 und 5000 Start-ups. Glaubt man der Studie, werden 77 Prozent der Start-ups von Teams gegründet. Gut 48 Prozent der Gründer haben bereits mehr als ein Unternehmen ins Leben gerufen. 81 Prozent der Gründer haben einen Hochschulabschluss und wollen ihre Mitarbeiter nicht nur durch Kicker, Tischtennisplatten oder Spielekonsolen motivieren (rund 37 Prozent), sondern – auch – mit Hilfe von Unternehmensbeteiligungen. Rund 36 Prozent der Start-ups wollen ihre Mitarbeiter an dem Unternehmen beteiligen. Derzeit halten die Beschäftigten von Start-ups sechs Prozent der Unternehmensanteile. Was die Forscher auch wissen wollten: Gibt es regionale Unterschiede, die Start-ups befördern oder hemmen? Ein Blick auf die Daten spricht dafür: 39 Prozent der jungen Unternehmen haben ihren Hauptsitz in Berlin. Damit scheint die Hauptstadt derzeit der attraktivste Standort für innovative Gründer zu sein. Aber auch München, Hamburg und die Metropolregion Rhein-Ruhr bieten ein geeignetes „Ökosystem“, um neue Geschäftsmodelle umzusetzen.

Start-ups sind Jobmotoren: Nirgends entstehen so viele Arbeitsplätze wie dort

Für den wirtschaftlichen Aufschwung und die Förderung des Mittelstandes in Deutschland wird Start-up-Unternehmen eine große Rolle zugesprochen. Die Unternehmen weisen in der Regel ein starkes Wachstum auf und schaffen neue Arbeitsplätze. Als so genannte Jobmotoren wird bei den Start-ups in den kommenden zwölf Monaten eine 50-prozentige Steigerung der Mitarbeiterzahl erwartet. Laut DSM schaffen Start-ups in 32 Monaten im Schnitt rund 17 Arbeitsplätze und planen, in den kommenden Monaten zehn weitere Personen einzustellen.

Die Verfasser der Studie wünschen sich eine bessere Kultur des Scheiterns

Aber das Wachstum geht nicht ohne Kapital. In den kommenden zwölf Monaten benötigen die befragten Start-ups 650 Millionen Euro Wachstumskapital. Hier sehen die Experten Handlungsbedarf. Ein vereinfachter Zugang zu „Venture Capital“ — auch als Wagniskapital oder Risikokapital übersetzbar — wäre das notwendige Öl im Getriebe. Von Politik und Gesellschaft fordern die Verfasser des Monitors zudem eine bessere Kultur des Scheiterns in Deutschland. Gut 63 Prozent der Gründer finden, dass die Gesellschaft hier zu harte Maßstäbe anlegt. Zudem sollte bereits an Schulen das unternehmerische Denken stärker gefördert werden. Steinzeitdenken hat heute keinen Platz mehr.

Tatjana Viaplana

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