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Wirtschaft: „Deutschland steht relativ gut da“ Exporte und Produktion steigen trotz Euro-Krise

Berlin - Die deutsche Wirtschaft schlägt sich trotz Euro-Krise und schwächerer Weltkonjunktur erstaunlich gut. Die Unternehmen steigerten im Juli überraschend sowohl ihre Exporte als auch ihre Produktion.

Berlin - Die deutsche Wirtschaft schlägt sich trotz Euro-Krise und schwächerer Weltkonjunktur erstaunlich gut. Die Unternehmen steigerten im Juli überraschend sowohl ihre Exporte als auch ihre Produktion. „Der derzeitige Konjunkturpessimismus von vielen Seiten ist Jammern auf hohem Niveau“, sagte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner, am Freitag. Ökonomen erwarten keine Konjunkturkrise, halten eine milde Rezession aber für möglich.

Wegen der starken Nachfrage aus Übersee verkauften die Unternehmen 0,5 Prozent mehr ins Ausland als im Vormonat, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Ökonomen hatten einen Rückgang von 0,5 Prozent erwartet. Die Unternehmen fuhren ihr Produktion um 1,3 Prozent nach oben. Hier war eine Stagnation erwartet worden.

„Eine Konjunkturkrise oder gar eine schwere Rezession zeichnet sich nicht ab“, sagte der Chefvolkswirt der WestLB Mellon, Holger Sandte. „Deutschland steht noch relativ gut da.“ Das sehen die Ökonomen der Commerzbank ähnlich. „Damit ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die deutsche Wirtschaft im dritten Quartal leicht wachsen wird“, sagte ihr Experte Ralph Solveen. Die Industriestaaten-Organisation OECD ist da pessimistischer: Sie geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt von Europas größter Volkswirtschaft sowohl im dritten als auch im vierten Quartal leicht schrumpfen wird. Im zweiten Quartal war sie noch um 0,3 Prozent gewachsen, zu Jahresbeginn sogar um 0,5 Prozent, Frühindikatoren signalisieren eine Abkühlung.

Denn die Auslandsaufträge der Industrie legten im Juli nur noch um 0,1 Prozent zu. Im August fielen die Exportaufträge nach einer Umfrage des Markit-Instituts unter 500 Unternehmen so stark wie seit drei Jahren nicht mehr. Der Ifo- Geschäftsklimaindex fiel auf den schlechtesten Wert seit März 2010. Nach einem Rückgang der Firmenpleiten im ersten Halbjahr droht für das Jahresende wieder ein Anstieg. Etliche Unternehmen können sich dem Abwärtstrend aber entziehen: Der Autobauer BMW lieferte im August so viele Fahrzeuge an die Kunden aus wie noch nie. „Wir rechnen auch in den kommenden Monaten mit einer positiven Absatzentwicklung“, sagte Vertriebsvorstand Ian Robertson.

Die deutschen Unternehmen exportierten im Juli Waren im Wert von 93,6 Milliarden Euro – 9,2 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Ausfuhren in die Euro-Länder wuchsen mit 3,2 Prozent vergleichsweise schwach, ebenso die in die Europäische Union mit 4,4 Prozent. Dagegen legte der Umsatz außerhalb Europas um 15,9 Prozent zu. Dem BGA zufolge befeuerte der schwache Euro die Exporte in die USA und nach Japan, während es auch in Wachstumsmärkten wie Russland gut laufe.

In den ersten sieben Monaten des Jahres erhöhten sich die Exporte um 5,4 Prozent auf 644,1 Milliarden Euro. Der BGA rechnet fürs Gesamtjahr mit einem Plus von gut vier Prozent. „Das zweite Halbjahr wird sicher nicht einfach“, sagte Börner. „Aber trotz aller Schwierigkeiten liegt der Außenhandel weiter auf Rekordkurs.“ rtr

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