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Wirtschaft: Devisenhandel: Chase Manhattan übernimmt J.P. Morgan

Die US-Großbank Chase Manhattan übernimmt das Investmenthaus J.P.

Die US-Großbank Chase Manhattan übernimmt das Investmenthaus J.P. Morgan und damit eine der ältesten und renommiertesten Finanzadressen an der Wall Street. Das teilten beide Finanzhäuser am Mittwoch in New York mit. Der milliardenschwere Zusammenschluss soll demnach per Aktientausch erfolgen; Chase Manhattan bietet den Angaben zufolge 3,7 eigene Aktien je J.P.-Morgan-Anteilsschein und bewertet damit eine Morgan-Aktie mit 207 US-Dollar (470 Mark). Insgesamt bietet Chase damit 36 Milliarden Dollar (81 Milliarden Mark). Die neue Bank werde über eine Bilanzsumme von 660 Milliarden Dollar (1,5 Billionen Mark) verfügen und J.P. Morgan Chase & Co heißen, teilten die Institute mit. Die Transaktion solle im ersten Quartal 2001 abgeschlossen sein. Es entsteht ein "Finanzkoloss", der Chase mächtige Konsortialkredit-und Wagniskapitalaktivitäten mit J.P. Morgans 400-Milliarden-Dollar Vermögensverwaltungsbereich vereint. Angeblich hatte auch die Deutsche Bank über den Kauf von J.P. Morgan verhandelt.

Chase Manhattan Corporation, die aus der Verschmelzung von drei Geschäftsbanken hervorging, will ihre Position im kommerziellen Bankgeschäft ausbauen. J.P. Morgan gehört zu den Blue Chips im US-Finanzgewerbe. Die Bank ist jedoch in den vergangenen Jahren hinter Bankriesen wie Citigroup und Morgan Stanley Dean Witter & Co größenmäßig zurückgefallen.

Zeitungsberichten zufolge soll William Harrison, der Verwaltungsrats-und Vorstandsvorsitzende von Chase, im neuen Unternehmen Vorstandschef werden, während J.P. Morgans Spitzenmanager Douglas "Sandy" Warner, den Verwaltungsratsvorsitz übernehmen würde.

Im globalen Emissionsbereich würde die neue Chase den fünften Platz einnehmen. Der Bankanalyst Andy Collins von ING Barings sagte, Chase würde zum unbestreitbaren Marktführer in den Bereichen Devisenhandel, Konsortialkredite und Finanzderivate vorrücken. Im Investmentbanking könnte die kombinierte Gesellschaft jedoch Konkurrenten wie beispielsweise Goldman Sachs & Co und Merrill Lynch & Co nicht das Wasser reichen.

Bei Chase und J.P. Morgan handelt es sich um Geschäftsbanken, deren Hauptgeschäft aus der Finanzierung von Unternehmen besteht. Beide Banken haben in den vergangenen Jahren mit mäßigem Erfolg Brücken ins Investmentbanking geschlagen. Immer wieder kursierten Gerüchte über den Zusammenschluss der beiden Banken, doch ist nie etwas daraus geworden. Jahrelang bestand Morgan darauf, ein Investmentbanking-Geschäft aus eigenen Kräften aufzubauen, während Chase versucht hat, in diese lukrative Branche durch kleinere Akquisitionen einzudringen. So hat Chase das Maklerunternehmen Hambrecht & Quist, den britischen Broker Robert Fleming und die Anlageberatungsfirma Beacon Group übernommen. Die Übernahme von J.P. Morgan würde allerdings auch Doppelungen verursachen: Beide Banken sind im Devisen-und Derivatehandel aktiv.

Vor einem Jahrzehnt wäre der Gedanke, dass drei führende Geschäfsbanken und jetzt auch noch ein Juwel im Bankgewerbe unter ein Dach kommen, schon allein aus rechtlichen Gründen undenkbar gewesen. Die heutige Chase ist aus der Übernahme der Manufacturers Hanover Bank & Trust Co durch die Chemical Bank, die danach mit der Chase-Bank zusammengelegt wurde, hervor gegangen. Vor zehn Jahren galt J.P. Morgan als damals größte US-Bank als Vorbild. Die alte Chemical Bank, Manufacturers Hanover und Chase waren auf Grund fauler Immobilienkredite und Ausleihungen an riskante Großschuldner finanziell angeschlagen. Seit etwa zwei Monaten bietet sich J.P. Morgan zum Verkauf an.

pf

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