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Wirtschaft: Dicke Luft bei Wünsche

HAMBURG (lip/HB). Die Aktionäre der Wünsche AG waren empört: Wie erst aus dem auf der Hauptversammlung vorgelegten Geschäftsbericht hervorging, hatte der Aufsichtsrat die Vorstandsbezüge für 1998 von 1,3 auf 4 Mill.

HAMBURG (lip/HB). Die Aktionäre der Wünsche AG waren empört: Wie erst aus dem auf der Hauptversammlung vorgelegten Geschäftsbericht hervorging, hatte der Aufsichtsrat die Vorstandsbezüge für 1998 von 1,3 auf 4 Mill. DM erhöht, obwohl nur ein neues Vorstandsmitglied hinzugekommmen war. Dabei ist die Liste der Fehlleistungen des Managements ohnehin lang: keine Aussicht auf Dividende, eine katastrophale Kursentwicklung, eine zu hohe Zinsbelastung im Konzern, der Verlust von 100 Mill. DM Eigenkapital im abgelaufenen Geschäftsjahr, ein Disput mit dem Modeschöpfer Wolfgang Joop sowie eine falsche Informationspolitik. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stimmte deshalb gegen die Entlastung des Vorstands und Aufsichtsrats. Einige Aktionäre forderten sogar die Abwahl der Aufsichtsratsmitglieder Kai Wünsche und Karl Freiherr von Hahn.

Dreh- und Angelpunkt war auf der HV vor allem die dramatische Eigenkapitalsituation im Konzern. So bewegt sich für 1998 die Zinsbelastung bei 17 Mill. DM. Dem stünde nur noch ein Eigenkapital von 14 Mill. DM gegenüber. Angesichts der knappen Kassen bezweifelten die Aktionärsvertreter, wie das Konzept des Life-Style-Konzerns umgesetzt werden könnte.

Dies ist auch dem Wünsche-Vorstandsvorsitzenden Peter Littmann bewußt. "Wir müssen wieder Geld verdienen, um das Eigenkapital zu stärken." An eine Kapitalerhöhung sei deshalb derzeit nicht zu denken, da man keine "Verwässerung des Anteilskapitals" wolle. Die Kapitalmaßnahme sei erst bei höheren Kursen vorstellbar.

Scharfe Kritik hagelte es auch am Verkauf der Beteiligung der Jean Pascale AG. So sei beim Norderstedter Textilfilialisten nach den Worten des DSW-Vertreters Dirk Unrau "Geld versenkt" worden. Der Vorstand hätte hier bereits viel früher die Notbremse ziehen müssen. Nun müsse die Wünsche AG sogar noch einen Forderungsverzicht von 35 Mill. DM leisten. Littmann gestand gegenüber den Aktionären ein, daß Jean Pascale falsch positioniert war. "Bei Jean Pascale wurde Geld ausgegeben wie ein Weltmeister", erklärte er.

Krititisiert wurde von den Aktionären ferner die atmosphärischen Störungen zwischen Littmann und Wolfgang Joop. Der Modedesigner hatte öffentlich die Fähigkeiten des Wünsche-Vorstandschefs bezweifelt. Littmann entgegnete, daß die Äußerungen Joops für die Wünsche-Aktionäre "nicht förderlich" gewesen seien. Ein Disput zwischen Joop und Littmann habe "hingegen nur auf Rechtsanwaltsebene" stattgefunden.

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