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Im Laufschritt. Personaltrainer helfen, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sie erstellen einen individuellen Trainings- und Ernährungsplan und holen ihre Kunden morgens aus dem Bett, um gemeinsam zu joggen. So mancher ist auf diese Weise vielleicht auch fit für den heutigen Berlin-Marathon geworden. Foto: dpa

© picture alliance / dpa

Wirtschaft: Die Antreiber

Personaltrainer machen andere fit und verdienen gut dabei – wenn sie mit Kompetenz überzeugen.

Es sind die kleinen Erfolge wie die großen, die für viele den Beruf zum Traumberuf machen. Die herzkranke Klientin, die anfangs nach rund 20 Metern im Wasser eine Verschnaufpause brauchte und nach dem regelmäßigen Training bei einem Triathlon drei Kilometer am Stück schwamm. Aber auch der Kunde, der nach drei Wochen erzählt, er käme jetzt problemlos die Treppe hoch, mit zwei Einkaufstüten und einem Kind auf dem Arm.

Personal Trainer erstellen einen individuellen Trainingsplan für ihre Klienten, meist gepaart mit einer Ernährungsumstellung. Der eine Kunde möchte sich für einen Marathon fitmachen, der nächste abnehmen, der dritte bemüht sich um den nötigen Feinschliff, dem Verschwinden der restlichen überflüssigen Kilos. In Deutschland gibt es etwa 1000 Personal Trainer, die ihren Klienten dabei helfen, ihre Ziele zu erreichen. „Der Markt ist noch lange nicht gesättigt“, sagt Jana Giersberg, Geschäftsstellenleiterin des Bundesverbands Personal Training (BPT). Neben den Erfolgserlebnissen mit der Kundschaft macht auch das Honorar den Personal Trainer zu einem attraktiven Beruf. Der Stundensatz liegt zwischen 70 und 150 Euro.

Die Berufsbezeichnung „Personal Trainer“ ist nicht geschützt – jeder kann sich als Personal Trainer selbstständig machen. Das sei für die Qualität des Angebots nicht immer förderlich, sagt Giersberg. Zum anderen aber berge es Chancen für jeden, der erfahren und motiviert genug ist, als Trainer zu arbeiten. Um als Personal Trainer erfolgreich zu sein, sollte man sich in einem oder mehreren Gebieten spezialisieren, seien es Entspannungstechniken, Ernährungsberatung, gezielte Marathonvorbereitung oder ein Training für junge Mütter. „Es gibt so viele tausend Möglichkeiten, um abzunehmen. Ein erfolgreicher Personal Trainer braucht eine eigene Philosophie“, sagt Giersberg. Wer es schafft, die Kundschaft damit anzustecken und zum Erfolg zu bringen, wird schnell neue Klienten gewinnen.

Auf den Webseiten von Personal Trainern in der Hauptstadt finden sich die verschiedensten Typen: der bullige American-Football-Trainer, der drahtige Marathonläufer, der Surfertyp, die durchtrainierte Schönheit mit Top und Bauchnabelpiercing – nur sportlich sind sie alle.

Der Ansatz von Personal Trainer Torsten Fleischer umfasst Körper, Geist und Seele gleichermaßen. Der 38-Jährige gehört zu den Spitzenverdienern unter den Personal Trainern: Bei ihm kostet die Stunde 150 Euro. Monatlich kommt er so auf 8000 bis 10 000 Euro. Vor 15 Jahren machte er sich selbstständig, während er noch an der Humboldt-Universität Sportwissenschaften studierte. Schon damals legte er 120 D-Mark als Stundensatz fest. „Ich denke, ich habe durch mein Studium schon damals vertrauenswürdig und authentisch auf die Kunden gewirkt.“ Im Lauf der Zeit machte Fleischer verschiedene Weiterbildungen wie etwa Shiatsu-Kurse. Heute geht er mit seinen Kunden laufen, schwimmen, er fährt mit ihnen Fahrrad, macht leichtes Krafttraining oder kommt auch einfach nur zum Kochen zu ihnen nach Hause.

Cornelia Ritzke ist die Schönheit mit dem Bauchnabelpiercing. Seit drei Jahren arbeitet die 31-Jährige als Personal Trainerin, sie verlangt 80 Euro pro Stunde. Ritzke arbeitete schon lange als Fitness-Model und hörte oft die Frage, wie sie es schaffe, so auszusehen. „Ich habe oft Freunde trainiert und habe beschlossen, das zum Beruf zu machen“, sagt Ritzke. Sie absolvierte einen dreimonatigen Kurs zur Personal Trainerin an der Ahab-Akademie in Berlin und machte sich selbstständig. Ihr erster Kunde war ihr bester Freund. Die ersten Erfolge bei der Kundschaft führten zu neuen Anfragen, Ritzke erstellte sich eine Homepage, fertigte Flyer an und verteilte Visitenkarten. „Ich lebe meinen Beruf“, sagt Ritzke. Ihren Schlaf, ihre Ernährung, die Bewegung, alles orientiert sie an ihrer Philosophie und die Kunden sehen das.

Für einen Personal Trainer hält Jana Giersberg vom BPT drei Wissensgebiete für essentiell: Anatomie, Methodik und Didaktik. Wer den Körperaufbau nicht kennt, kann kein sinnvolles Trainingsprogramm erstellen und auch nicht angemessen auf körperliche Probleme der Klienten reagieren. Mit der Methodik erreicht man im Training die gewünschten Ziele und die Didaktik liefert Kenntnisse, wie man die Inhalte sinnvoll vermittelt.

Dafür empfiehlt der BPT eine Weiterbildung zum Personal Trainer, wie sie verschiedene Bildungs-Einrichtungen anbieten, in Berlin etwa die Ahab-Akademie und die Gym Force Fitness Academy. Die Kurse dauern je nach Intensität in der Regel zwischen sechs Tage und ein Jahr und kosten etwa 800 bis 4000 Euro. Besonders selbstständigen Personal Trainern in der Großstadt rät Giersberg zu einer eigenen Homepage und zur Anmeldung bei einem der Netzwerke, die Personal Trainer vermitteln, wie etwa „Personal Fitness“, „Premium Personal Trainer Club“, das Netzwerk des „Gluckerkollegs“ sowie das Netzwerk des BPT.

Wenn Torsten Fleischer von seiner Klientin mit der Herzerkrankung spricht, die erfolgreich am Triathlon teilnahm, dann bekommt er noch heute eine Gänsehaut. Er fühlt mit seinen Kunden mit und er mag sie. „Wenn ich bei einer Anfrage schon im Gespräch einen inneren Widerstand spüre, dann vermittle ich lieber einen Kollegen.“ Wenn er Herrn Soundso nicht mag und dann im tiefsten Winter morgens um sechs Uhr bei ihm vor der Tür steht, um mit ihm Joggen zu gehen, wird die Motivation nur schwer überspringen. Oft käme das Verhältnis einer Psychotherapie relativ nahe, sagt Fleischer. „Manchmal weiß ich mehr über die Kunden als ihre Partner.“ Wenn der Klient wirklich etwas im Leben verändern will, legt er oft alle Karten auf den Tisch. Zudem muss der Personal Trainer offen sein für frühe und späte Arbeitszeiten – dann wenn die Kunden Zeit für das Training haben.

Sorge, dass sie ihren Beruf irgendwann nicht mehr ausüben kann, hat Cornelia Ritzke nicht. „Gerade weil ich Sport mache, bin ich sicher, dass ich das noch mit 60 machen kann.“ Auch Torsten Fleischer ist zuversichtlich. Eine Unfallversicherung hält er dennoch für unerlässlich, schließlich ist er auf einen gesunden Körper angewiesen. Ansonsten geht er davon aus, dass mit seinem fortschreitenden Alter auch die Kundschaft älter wird und mit anderen Anliegen zu ihm kommt. „Dann kann ich das durchaus noch mit 70 machen.“

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