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Wirtschaft: Die Bahn nimmt wieder Fahrt auf

Das Geschäft lief im zweiten Quartal offenbar besser – Stimmungswandel durch Änderungen am Preissystem

Berlin (hop). Im Fernverkehr der Bahn geht es seit der erneuten Reform des Preissystems wieder aufwärts. Seit dem 1. August hat der Konzern rund 240 000 Bahncards verkauft, davon waren 180 000 Exemplare der wieder eingeführten Bahncard 50. „Der gute Verkauf der Bahncards schlägt sich auch positiv auf die Zahlen im Ticketverkauf nieder“, sagte ein Bahnsprecher dem Tagesspiegel am Dienstag – auch wenn er noch nicht von einer Trendwende sprechen wollte. In Aufsichtsratskreisen ist man zufrieden: „Dieser Erfolg mit den Bahncards ist so nicht zu erwarten gewesen.“ Ein Stimmungswandel zu Gunsten der Bahn sei bereits seit vergangenem Juli zu erkennen, hieß es.

Seit der ersten Bahnpreisreform im Dezember 2002 hatte der Konzern einen deutlichen Rückgang an Reisenden im Fernverkehr zu beklagen, der das Ergebnis im ersten Quartal 2003 belastete. Während die Bahn die schwache Konjunktur als Hauptgrund anführte, verwiesen die meisten Kritiker auf die neuen Preise. Um gegenzusteuern und Kunden zurückzugewinnen, entschloss sich die Bahn schließlich zu den jüngsten Änderungen am Preissystem.

Doch schon von April bis Juni hat sich die Lage offenbar etwas verbessert. „Wir sind mit dem ersten Halbjahr sehr zufrieden“, sagte Konzernsprecher Werner Klingberg dem Tagesspiegel. „Es gibt leicht erfreuliche Tendenzen.“ Zu den genauen Halbjahreszahlen, die die Bahn am kommenden Donnerstag vorlegen wird, wollte er noch keine Angaben machen. Die Bahn leide weiterhin unter der schwachen Konjunktur. Beim Umsatz und dem Ergebnis liege der Konzern aber trotzdem über den Zahlen des Vorjahres. Damals hatte der Konzern allerdings ein Minus vor Steuern von 235 Millionen Euro hinnehmen müssen. Für das Gesamtjahr 2003 strebt die Bahn nur noch einen Verlust von 220 Millionen Euro an.

Das Ergebnis für das erste Halbjahr wird auch gestützt von erfolgreichen Sparanstrengungen. Ein Bahnsprecher sagte, dass die Maßnahmen des Kostensenkungsprogramms „Sprint“ im Fernverkehr greifen. Dadurch gebe es bereits „spürbare Einsparungen“. Besonders erfolgreich habe die Bahn bei ITProjekten und bei externen Beratungsleistungen etwa durch Unternehmensberater die Kosten gedrückt. Wie viel schon gespart werde, konnte der Sprecher allerdings nicht beziffern. Im Mai hatte die Bahn noch von mindestens 100 Millionen Euro bis zum Jahresende gesprochen.

Fremder Strom ab 2004

Die Bahn will ab kommendem Jahr ihr Stromnetz auch für andere Anbieter öffnen. Bisher liefert die Konzerntochter DB Energie den nötigen Strom sowohl für Bahntöchter als auch private Konkurrenten, die auf dem Schienennetz der Bahn fahren. Die Wettbewerber beschweren sich allerdings über zu hohe Preis bei DB Energie und erhoffen sich Preissenkungen, sollten auch alternative Anbieter Strom einspeisen dürfen. Eine Sprecherin des Bundeskartellamts bestätigte am Dienstag einen Bericht des „Handelsblatts“, dass das derzeitige Verfahren bei der Bahn geprüft werde. Es gebe aber noch keine förmliche Untersuchung.

Andreas Meyer, Geschäftsführer der DB Energie, verteidigte die Preisgestaltung seiner Gesellschaft. Es gebe zwar durchaus die Möglichkeit, Preisnachlässe zu erhalten. Die seien aber auf maximal 14 Prozent beschränkt, sagte Meyer. Es gebe sie, wenn sich Unternehmen verpflichten, eine bestimmte Menge abzunehmen und wenn sie sich zeitlich festlegen. So könne DB Energie längerfristig planen, sagte Meyer, und auch günstige Einkaufsbedingungen mit ihren Lieferanten vereinbaren. Kurzfristige Einkäufe können dagegen teuer werden, wie die aktuellen Preise an den Strombörsen zeigen. „Es ist vollkommen illusorisch, damit zu rechnen, dass eine preisgünstigere Versorgung über andere Anbieter möglich ist.“ Meyer verwies auf die teure Infrastruktur. Außerdem müsse der Strom für den Bahngebrauch umgewandelt werden. Neue Versorger müssten dafür Anlagen mieten und durch das Netz leiten. Das alles verursache Kosten.

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