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Wirtschaft: Die Belegschaft ist über das Scheitern der Verhandlungen erleichtert

"Wir sind vor Freude ganz aus dem Häuschen", jubelte Betriebsrat Ian Robinson, der mit seinen Kollegen vor dem Werk in Longbridge die Fahne mit dem Rover-Logo schwenkte. In Windeseile sprach sich bei der Frühschicht die freudige Botschaft herum, auf die die Belegschaft seit Wochen gewartet hatte.

"Wir sind vor Freude ganz aus dem Häuschen", jubelte Betriebsrat Ian Robinson, der mit seinen Kollegen vor dem Werk in Longbridge die Fahne mit dem Rover-Logo schwenkte. In Windeseile sprach sich bei der Frühschicht die freudige Botschaft herum, auf die die Belegschaft seit Wochen gewartet hatte. In einer dramatischen Wende des Verkaufsdramas zog sich der von BMW als Übernehmer favorisierte britische Risikokapitalfonds Alchemy aus den Verhandlungen zurück.

"Unsere Verhandlungen wurden abgebrochen, da wir mit BMW nicht zu einer Übereinkunft über gewisse Vertragsklauseln kommen konnten. Wir danken für die konstruktiven und herzlichen Verhandlungen und wünschen Rover und seinen Arbeitern viel Glück", gab Alchemy lakonisch bekannt. Die noblen Worte reizten den Chef der Ingenieurs-und Elektriker Gewerkschaft Ken Jackson jedoch zur Weißglut: "Wieder einmal wurde die Belegschaft in den Hintern getreten". Und sein Kollege von der Transportarbeitergewerkschaft Tom Woodley ärgert sich frei übersetzt: "Wir sind anscheinend die Watschenmänner Münchens". Gewarnt durch die Erfahrungen der vergangenen Wochen, fürchten die Gewerkschaftsbosse, dass BMW nun einfach das Werk still legen wird, wenn sich binnen eines Monats kein neuer Übernehmer findet.

Im Wechselbad der Gefühle von Rovers Belegschaft, ist es Roger Lyons, dem Chef der Gewerkschaft leitender Angestellter jedoch nun etwas wohler: "Ich begrüße den Abbruch der Verhandlungen." Lyons hofft, dass BMW nun Übernahmeverhandlungen mit dem von der Belegschaft gewünschten "Phoenix"-Konsortium John Towers aufnimmt. Towers ist ein ehemaliger Direktor des Werkes und hängt mit Leib und Seele an der Marke Rover, die er mit Massenproduktion weiter führen möchte, was die meisten der an Rover hängenden 50 000 Arbeitsplätze retten würde.

Hinter Towers stehen die Gewerkschaften und die britische Regierung, die allerdings bislang noch keinen Kommentar abgegeben hat. Rovers potentieller Retter hat nun einen Monat Zeit, BMW von seiner Finanzkraft zu überzeugen. Bislang konnte er noch nicht einmal Einsicht in die Bücher nehmen. Dies wird ihm jetzt ermöglicht und Towers ist zuversichtlich, dass er weitere Geldgeber gewinnt. Die britische Regierung wird sich dabei bestimmt nicht lumpen lassen. Schließlich liegen in der Region rund zwei Dutzend Wahlkreise und Premierminister Tony Blair will dort Stimmen gewinnen. Dafür dürfte er auch sein bisheriges Prinzip aufgeben, marode Unternehmen nicht mehr zu retten.

heb

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