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Wirtschaft: Die Berliner halten dem Beelitzer Spargel die Treue

BERLIN . Der letzte Tag der Spargelernte, traditionsgemäß der 24.

BERLIN . Der letzte Tag der Spargelernte, traditionsgemäß der 24. Juni, rückt näher und damit auch der Kassensturz für die Spargelbauern. Der wird in diesem Jahr nicht schlecht aussehen, davon geht zumindest Manfred Schmidt, Vorsitzender des Spargelvereins Beelitz aus: "Das war bis jetzt eine gute Ernte", berichtet er. Knapp 2000 Tonnen Spargel wurden 1998 im Raum Beelitz gestochen, er schätzt, daß in diesem Jahr die 2000 Tonnen wohl noch überschritten werden.

Die Beelitzer Bauern werden in diesem Jahr voraussichtlich wesentlich besser dastehen als ihre Kollegen in Süddeutschland. Dort hat der kühle und regnerische Frühling den Ertrag gedrückt. Bis zu zehn Prozent weniger als im Vorjahr sei in diesem Jahr gestochen worden, berichtet Rolf Meinhardt, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSS). Die Folge waren Lieferengpässe, die den Endpreis für 1A-Spargel bis auf 18 DM hochtrieben - und damit auf das Doppelte des Vorjahres.

In Süddeutschland ist man allerdings nicht unglücklich über den Ernterückgang: Nachdem in den vergangenen drei Jahren die Spargel-Anbauflächen um 15 Prozent gesteigert wurden, verstopfte - nach bestem Spargelwetter im Mai vergangenen Jahres - ein Überangebot den Markt und zwang die Bauern zum frühzeitigen Umpflügen der Felder. Das war in diesem Jahr nicht nötig. In Brandenburg, und vor allem in Beelitz, hat man dagegen mit dem Absatz keine Probleme: Zwar haben auch hier die Bauern ihre Anbauflächen erheblich ausgeweitet. Betrug die Spargel-Anbaufläche 1991 rund 800 Hektar, so waren es 1998 bereits rund 1200. Manfred Schmidt vom Beelitzer Spargelverein schätzt, daß in diesem Jahr noch einmal rund 200 Hektar dazugekommen sind.

Bei Karl-Ludwig Syring, Spargelbauer aus Beelitz, liefen bereits vor Erntebeginn die Telefone heiß - ungeduldige Spargelliebhaber wollten unbedingt wissen, wann denn mit dem ersten Beelitzer Spargel zu rechnen sei. "Absatzprobleme haben wir nicht - vielleicht werden wir am Ende der Saison feststellen, daß wir im Schnitt niedrigere Preise bekommen haben, das läßt sich aber noch nicht sagen", sagt Syring, der vor acht Jahren mit drei Hektar Anbaufläche startete und mittlerweile auf 28 Hektar Fläche Spargel anbaut. Maximal 14 DM pro Kilo hat er 1999 für seine Spitzenqualitäten bekommen.

Daß die Beelitzer Bauern ihre Ware ohne Probleme loswerden, liegt vor allem an der Treue der Berliner Verbraucher. "Die Direktvermarktung vom Hof zum Verbraucher spielt hier eine viel größere Rolle als im Rest der Bundesrepublik", erklärt Jens-Uwe Schade, Pressesprecher des Potsdamer Wirtschaftsministeriums, "die Spargelbauern sind damit gegenüber der Konkurrenz eindeutig im Vorteil". Das bestätigt auch Manfred Schmidt: "Die Süddeutschen haben damals ihre Anbauflächen vor allem mit Blick auf Berlin erweitert und gehofft, ihre Ware hier loszuwerden. Das hat aber nicht geklappt - der Berliner bevorzugt Gemüse aus dem Umland und ist mittlerweile richtig stolz auf den Beelitzer Spargel."

Damit der Käufer auch sicher sein kann, daß der Beelitzer Spargel wirklich aus der Gegend kommt, gilt der Begriff vom kommenden Jahr an als geschützte Marke. Dann dürfen nur Bauern, die im Beelitzer Spargelverein Mitglied sind, Beelitzer Spargel verkaufen. Das Einzugsgebiet des Vereines reicht von Stangenhagen über Belzig bis nach Lenin und wird im Norden durch die Havelseen begrenzt. Beelitzer Spargel muß also auch im nächsten Jahr nicht unbedingt aus Beelitz kommen.

KATHARINA VOSS

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