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Wirtschaft: Die Comdirect Bank ist besser als erwartet

Die Comdirect Bank hat die Anleger mit ihren am Freitag vorgelegten Zahlen für das dritte Quartal 2001 positiv überrascht. Trotz Börsenflaute schreibt die Online-Tochter der Commerzbank auf ihrem Heimatmarkt Deutschland fast wieder schwarze Zahlen.

Die Comdirect Bank hat die Anleger mit ihren am Freitag vorgelegten Zahlen für das dritte Quartal 2001 positiv überrascht. Trotz Börsenflaute schreibt die Online-Tochter der Commerzbank auf ihrem Heimatmarkt Deutschland fast wieder schwarze Zahlen. Der Verlust nach Steuern verringerte sich dort im dritten Quartal auf 308 000 Euro nach 5,9 Millionen Euro in den drei Monaten zuvor. Hohe Verluste bescherten jedoch die Auslandstöchter. Der Nachsteuerverlust im Konzern lag daher bei rund 9,6 Millionen Euro gegenüber 5,3 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Comdirect Bank will sich nun auf Deutschland und Großbritannien konzentrieren. Die Comdirect-Aktie legte am Freitag kräftig zu.

Bei den Online-Banken in Deutschland hellt sich die Lage langsam wieder auf. Comdirect war das letzte der drei größten Institute, das in dieser Woche seinen Zwischenbericht präsentiert hat. Sowohl die DAB AG (ehemals Direkt Anlage Bank) als auch Consors mussten ebenso wie Comdirect hohe Verluste ausweisen, sprachen jedoch auch von einer sich leicht verbessernden Situation. DAB-Chef Matthias Kröner äußerte sich optimistisch: "Wir sind schon am Ende des Tunnels." Für das vierte Quartal erwartet er weiter sinkende Verluste, wenn sich die Börsenlage nicht verschlechtere und die Kunden noch weniger handeln. Danach sieht es aber kaum aus. Die Comdirect schreibt in ihrem Quartalsbericht: "Seit der zweiten Septemberhälfte zeigten sich erste vorsichtige Anzeichen einer Belebung bei den Transaktionen." Bei Consors verunsichern allerdings die Gerüchte um finanzielle Probleme bei dem Mehrheitseigner Schmidt-Bank. Zuletzt wurde auch über ein Zusammengehen der Comdirect mit Consors spekuliert.

Kostensenkung zeigt Wirkung

Das trotz der schlechten Marktlage verbesserte Ergebnis im dritten Quartal führt die Comdirect vor allem auf gesenkte Kosten zurück. Über Kurzarbeit und Stellenabbau habe sich die Mitarbeiterzahl seit Jahresbeginn um 142 verringert, schreibt die Bank. Besonders stark wurde der Werbeetat beschnitten. Er sank auf rund 2,3 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte die Comdirect noch 18,5 Millionen Euro ausgegeben. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2001 drückte die Bank ihre Verwaltungsausgaben um 23,6 Millionen Euro auf 41,2 Millionen Euro.

Ebenso wie für die Konkurrenten wird es auch für die Comdirect immer schwerer, neue Kunden zu gewinnen. Im dritten Quartal wuchs die Zahl netto um 12 752 auf 643 799 Kunden. Die Comdirect ist damit weiterhin der größte deutsche - und europäische - Online-Broker vor Consors mit 556 000 und der DAB mit 526 000 Kunden. Das Wachstum der Comdirect stammt vor allem aus Deutschland und Großbritannien. 4293 Briten entschieden sich im dritten Quartal für die Bank. In den ersten beiden Quartalen 2001 zusammen waren es lediglich 2861 gewesen. In Frankreich und Italien kam das Wachstum hingegen fast zum Erliegen. Die Zahl der dortigen Kunden wuchs um insgesamt 499. Die Comdirect will sich daher jetzt von den südeuropäischen Töchtern trennen. Über mögliche Käufer wurde allerdings noch nichts gesagt.

Trotz gesteigerter Kundenzahl sank das betreute Kundenvermögen im dritten Quartal 2001 gegenüber dem zweiten Quartal um rund 21 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Der Grund dafür habe in der schlechten Börsentendenz gelegen.

Analysten hatten mit schlechteren Zahlen bei der Comdirect gerechnet. Johannes Thormann von der WestLB Panmure setzte seine Kaufbewertung der Papiere von "neutral" auf "outperform" hoch. Er geht also davon aus, dass sich die Aktie besser als der Markt entwickeln werde. Er sagte dem Tagesspiegel: "Das Ergebnis ist eine tolle Leistung. Hut ab." Positiv schätzt er ein, dass die Comdirect im dritten Quartal operativ - bereinigt um die Wertberichtigungen der Beteiligungen an der Censio AG - schwarze Zahlen geschrieben hat.

Zu früh für eine Neubewertung

Etwas zurückhaltender ist Thomas Rothäussler vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Bislang hält der Analyst die Comdirect-Papiere für "Underperformer", die hinter der Marktentwicklung zurück bleiben. Über eine Neubewertung wollte er noch nichts sagen. Aber auch Rothäussler betont: "Die Kosten gehen in die richtige Richtung." Außerdem sei es richtig, dass sich die Comdirect aus Frankreich und Italien zurückzieht. "Auf die Märkte ist die Bank zu spät gegangen."

hop

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