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Wirtschaft: Die Deutsche Bank wird neu erfunden

Frankfurt (Main) (ro). Auf seiner letzten Hauptversammlung als Vorstandssprecher der Deutschen Bank bemängelte Rolf Breuer am Mittwoch vor allem die noch bestehenden Schwächen im Geschäft mit Privatkunden, mit mittelständischen Firmenkunden und in der Vermögensverwaltung.

Frankfurt (Main) (ro). Auf seiner letzten Hauptversammlung als Vorstandssprecher der Deutschen Bank bemängelte Rolf Breuer am Mittwoch vor allem die noch bestehenden Schwächen im Geschäft mit Privatkunden, mit mittelständischen Firmenkunden und in der Vermögensverwaltung. „Diese Sparte ist in Relation zum Investmentbanking noch nicht die gleichwertige zweite Säule unseres Geschäftes." Breuer bezeichnete die zu hohen Kosten und die mangelnde Profitabilität als Hauptprobleme. „Dadurch haben wir Bewegungsfreiheit eingebüßt und Marktchancen nicht nutzen können.“ Er bezeichnete das Aktionärstreffen als Hauptversammlung des Wandels und der Kontinuität zugleich.

Breuer übergab am Mittwoch nach fünf Jahren das Amt des Vorstandssprechers an Josef Ackermann, der die Bank in eine neue Zukunft führen will. „Die Deutsche Bank wird neu erfunden“, sagte der Schweizer. Breuer selbst wechselt an die Spitze des Aufsichtsrates und löst dort Hilmar Kopper ab. Breuer bezeichnete die Deutsche Bank vor rund 5000 Aktionären in der Frankfurter Festhalle als gut gerüstet. Das Ergebnis des vergangenen Jahres sei gemessen an den Umständen respektabel, auch wenn man die Ziele nicht erreicht habe. Auch 2002 werde ein schwieriges Jahr. Aktionäre nannten das Jahr 2001 enttäuschend, kritisierten die ständigen Strategiewechsel und die üppigen Vorstandsbezüge. Breuer bezifferte daraufhin zum ersten Mal konkret seine Einkünfte: Für 2001 erhielt er knapp acht Millionen Euro, davon ein Drittel Festgehalt, ein Drittel erfolgsabhängig und ein Drittel in Form von Aktienoptionen, die 2005 und 2008 fällig werden. Zuviel sei das keineswegs, sagte Breuer und verwies auf Chefs ausländischer Großbanken, die zwischen 12 und 31 Millionen Euro bekommen hatten.

Bei der Reform des Bankensektors und der Entkrustung der Deutschland AG sei die Bank Objekt, aber auch Subjekt und Treiber der Veränderung. Die Deutsche Bank wolle eine Universalbank neuen Typs sein, eine Mischung aus Investmentbank, Vermögensverwalter und europäischer Privat- und Geschäftskundenbank mit besonderer Stärke in Deutschland. Nicht auf allen Feldern wolle sie weltweit aktiv sein, sagte Breuer. Dies gelte vor allem für das Privatkundengeschäft. In den jeweiligen Märkten allerdings wolle die Bank zu den Top drei gehören.

Breuer bekräftigte, dass die Bank in Frankfurt (Main) bleibe. „Wir wollten den Sitz nicht verlegen und wollen ihn nicht verlegen. Wir sind auf die erreichte Internationalität ebenso stolz wie auf unsere starke Verankerung im Heimatmarkt Deutschland."

Als Stärken der Deutschen Bank bezeichnete Breuer das Investmentbanking, die im Januar geänderte Führungsstruktur, durch die der neue Vorstandssprecher Ackermann erheblich an Macht gewinnt, und die rund 95000 Mitarbeiter. Angesichts der hohen Kosten sei allerdings eine Reduzierung der Beschäftigtenzahl unausweichlich. Bis Ende 2003 will die Bank rund 9000 Arbeitsplätze streichen. Auch in der Vermögensverwaltung im Privatkundengeschäft sei die Bank vorangekommen, unter anderem durch die Übernahme des US-Vermögensverwalters Scudder und durch die Kooperation mit der Deutschen Vermögensberatung.

Breuer rechtfertigte die Rückeingliederung der Deutschen Bank 24 in den Konzern. Dadurch entstehe eine neue starke Einheit. Er schloss sektorübergreifende Kooperationen etwa mit Blick auf die Sparkassen nicht aus. Vor allem in der Wertpapierabwicklung und in Teilen der Vermögensverwaltung suche die Bank nach Alternativen, um die Kosten zu drücken. Im Zahlungsverkehr will die Deutsche mit der Dresdner Bank kooperieren. Bis Ende 2003 sollen die Kosten um jährlich zwei Milliarden Euro gesenkt werden. 800 Millionen Euro will die Deutsche Bank nach Breuers Angaben schon in diesem Jahr erreichen.

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