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JP Morgan Chase. Auch die größte Bank der USA verspekulierte sich. Foto: dapd

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Wirtschaft: Die ersten Institute machen ihr Testament Größe schützt nicht vorm Bankrott

New York - Bislang hatten die Finanzjongleure in den Großbanken dieser Welt ein ziemlich sorgenfreies Leben. Sie konnten weitgehend ungehindert auf den Märkten zocken, kassierten üppige Gehälter – und wenn doch mal etwas schieflief, sprang mit großer Sicherheit der Staat als Retter ein.

New York - Bislang hatten die Finanzjongleure in den Großbanken dieser Welt ein ziemlich sorgenfreies Leben. Sie konnten weitgehend ungehindert auf den Märkten zocken, kassierten üppige Gehälter – und wenn doch mal etwas schieflief, sprang mit großer Sicherheit der Staat als Retter ein. So war es bei der Commerzbank, bei der Hypo Real Estate und so war es bei vielen Wall-Street-Häusern.

Doch damit soll nun Schluss sein. Politiker und Finanzaufseher sind sich einig, dass es ein „too big to fail“, ein „zu groß zum Scheitern“ nicht mehr geben darf. Keine Bank soll künftig darauf vertrauen dürfen, dass ihre Bedeutung für das Funktionieren des Marktes sie vor dem Bankrott schützt. Wer sich verspekuliert, soll dafür auch die Konsequenzen tragen.

Am augenfälligsten ist die neue Realität für die Banken in den USA. Die ersten Finanzhäuser mussten hier bereits ihr „Testament“ machen, in dem sie selbst erläutern, wie sie im Fall der Fälle zerschlagen werden könnten. Auch die Deutsche Bank als wichtiger Mitspieler an der Wall Street musste einen derartigen Fahrplan zur eigenen Abwicklung vorlegen.

Der Zeitpunkt passt: Die europäische Schuldenkrise hat gezeigt, wie verwundbar die Banken immer noch sind. Vor allem Kreditinstitute im Süden Europas rufen nach staatlichen Milliarden. In den USA verzockte sich im vergangenen Jahr der Wertpapierhändler MF Global und ging pleite.

Noch weit schlimmere Kopfschmerzen bereitete den Finanzaufsehern der mindestens zwei Milliarden Dollar schwere Spekulationsverlust bei JP Morgan Chase – schließlich handelt es sich bei der Bank um die größte in den USA. Selbst wenn eine derartige Summe JPMorgan nicht ins Wanken bringt, zeigte sich hier jedoch, wie schnell sogar erfahrene Banker viel Geld mit ihren vermeintlich sicheren Geschäften verlieren können.

JPMorgan steht auf der Liste der 29 systemrelevanten Banken in den führenden Industriestaaten (G20). Systemrelevant heißt, dass eine Pleite dieser einzelnen Firmen das gesamte Finanzsystem zum Kollabieren bringen könnte. Auch die Deutsche Bank und die Commerzbank stehen auf der Liste. Bislang gelten all diese Häuser als zu groß, um sie scheitern zu lassen.

Neben den USA wird aber auch in Europa daran gearbeitet, das zu ändern. „Wir müssen verhindern, dass Banken die Gewinne einstreichen, wenn alles gut läuft, aber der Steuerzahler aufkommen muss, wenn es schiefgeht“, sagte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier vor wenigen Wochen bei der Vorstellung eigener Regeln zu Bankenpleiten. Die Probe aufs Exempel steht noch aus. Was passieren kann, wenn ein Finanzkonzern unkontrolliert in den Abgrund stürzt, hatte der Fall Lehman Brothers gezeigt. Der Untergang der US-Investmentbank führte die Welt in eine Wirtschaftskrise. dpa

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