zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die Expo 2000 hat sich verkalkuliert

BERLIN .Um die Weltausstellung in Hannover, die Expo 2000, ist ein heftiger Streit über die möglichen Verluste des Projekts entbrannt.

BERLIN .Um die Weltausstellung in Hannover, die Expo 2000, ist ein heftiger Streit über die möglichen Verluste des Projekts entbrannt.Dabei geht es um das Geschäftsergebnis der Expo 2000 Hannover GmbH, die die erste Weltausstellung auf deutschem Boden veranstaltet.Außerdem sind neue Bürgschaften für die Gesellschaft im Gespräch, die sie offenbar noch in diesem Jahr benötigt.Das soll sich aus Unterlagen der Unternehmensberatung Roland Berger und Partner ergeben, die die Expo-Gesellschaft überprüft hat.Demnach wird Roland Berger ein Alternativ-Budget für die Expo aufstellen und auf der kommenden Sitzung des Aufsichtsrats präsentieren.Das bestätigte ein Mitglied des Aufsichtsrats dem Tagesspiegel."Es geht darum, externen Sachverstand hineinzuholen, Chancen und Risiken abzuwügen und schließlich die Konsequenzen zu ziehen", sagte der Aufsichtsrat."Solch eine Untersuchung macht man nicht aus Jux und Dollerei." Der Aufsichtsrat trifft sich am 25.September unter Vorsitz des Managers und langjährigen Vorstandschefs von Mercedes-Benz, Helmut Werner.

Werner vertritt die Auffassung, das Ergebnis der "kleinen Expo GmbH" spiele nur "eine kleine Rolle".Er sagte dem Tagesspiegel: "Da stört es niemand, ob die ein paar Mill.DM Gewinn oder Verlust macht." Dagegen sagt Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt im Tagesspiegel, auch die GmbH dürfe die Steuerzahler nichts kosten.

Bei der Prüfung der Expo-Unterlagen ist nach Medienberichten aufgefallen, daß die Gesellschaft falsch kalkuliert hat.So haben die Expo-Macher unter ihrer Geschäftsführerin Birgit Breuel vergessen, von ihren Einnahmen aus dem Verkauf der Eintrittskarten die fällige Umsatzsteuer abzuziehen.Bei einem Erlös von 1,6 Mrd.DM sind das 256 Mill.DM.Die Expo-Gesellschaft hat diese Angabe dementiert.Breuel verweist darauf, der Staat habe schon bei anderen Großereignissen wie der Olympiade 1972 eine Umsatzsteuerbefreiung ausgesprochen."Ohne die Umsatzsteuerbefreiung wird es sehr schwer, ein ausgeglichenes betriebswirtschaftliches Ergebnis zu erzielen." Dabei hatte die Expo eine Befreiung beantragt, aber das Bundesfinanzministerium lehnte ihn im September 1997 ab.

Eigentlich wollten die Deutschen der Welt zeigen, wie man eine Expo ohne Zuschüsse des Staates organisiert.Doch schon haben Bund und Land Niedersachsen eine Mrd.DM über eine Bürgschaft abgesichert.Die "schwarze Null" war Anfang der 90er Jahre indes eines der zentralen Argumente, als die Verantwortlichen um Bonner Unterstützung warben.Aber hinter den Kulissen sehen einige die oft genannte "schwarze Null" als eine Art "Lebenslüge der Expo" an.Ein solches Großereignis sei nun mal kaum kalkulierbar."Wer weiß denn wirklich, ob 40 Millionen Besucher kommen?" fragt ein Mitarbeiter."Vielleicht sind es mehr, vielleicht aber auch deutlich weniger.Dann hätten wir ein großes Problem."

Der Expo-Gesamtetat beträgt etwa 2,8 Mrd.DM, davon allein 1,6 Mrd.DM aus Eintrittskarten.Der Rest kommt aus Sponsorengeldern, Werbung und dem Verkauf von Expo-Artikeln.Bislang sind nach Expo-Angaben 300 Mill.DM an Sponsorengeldern sicher - ein Drittel dessen, was vorgesehen war.Von den zwölf bis 15 geplanten Hauptsponsoren, den sogenannten Weltpartnern, haben bislang sechs endgültig den Vertrag über jeweils 30 Mill.DM unterschrieben: Software-Hersteller Baan Deutschland, die Deutsche Bahn, die Deutsche Telekom, das Duale System Deutschland, Preussag, Siemens und die Sparkassen-Finanzgruppe.Mit Daimler-Benz und VW laufen die Verhandlungen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false