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Wirtschaft: Die Foto-Branche setzt auf die digitale Technik

KÖLN .Im weltweiten Vergleich sind die Bundesbürger Fotomuffel.

KÖLN .Im weltweiten Vergleich sind die Bundesbürger Fotomuffel.Während der deutsche Otto Normalbürger im Jahr nur gut zwei Filme verknipst, bannen die Japaner und US-Amerikaner ihre Familienfeiern und Urlaubsreisen auf doppelt soviel Fotomaterial.Die internationale Leitmesse der Branche jedoch findet in Köln statt: Am 16.September öffnet die 25.Photokina ihre Tore.Bis zum 21.September können die erwarteten 170 000 Besucher neue Techniken für Kameras, Filme, Camcorder und Fotopapier bestaunen.1500 Unternehmen präsentieren ihre Produkte, wie Friedrich Hujer vom Photoindustrie-Verband am Montag in Köln mitteilte.

Im Mittelpunkt des Interesses der Fachbesucher und Fotoamateure wird die digitale Technik stehen.Sie ermöglicht eine Vernetzung zwischen Kamera und Computer."Die neuen Möglichkeiten in der Fotografie sprechen vor allem junge Leute an, die früher wenig geknipst haben", sagt Friedrich Hujer, stellvertretender Vorsitzender des Photoindustrie-Verbandes.Noch ist der Marktanteil der neuen Technik klein: Im vergangenen Jahr waren nur zwei Prozent der vier Mill.verkauften Fotoapparate in Deutschland Digitalkameras.Der Preis ist vielen Fotoamateuren zu hoch.Ein einfacher digitaler Apparat kostet zur Zeit zwischen 500 und 1000 DM.Bei steigendem Absatz rechnet Hujer aber in Zukunft mit sinkenden Preisen in diesem Wachstumsmarkt.Bereits besser etabliert sind APS-Kameras, von denen 1997 640 000 Stück über die Ladentische gingen.APS bedeutet Advanced Photo System und stellt den Brückenschlag zwischen herkömmlicher Fotografie und digitaler Verarbeitung dar.Die klassische analoge Fotografie wird die digitale Technik nach Einschätzung von Hujer jedoch nicht ersetzen.Die Bildqualität solle in den kommenden Jahren noch stark verbessert werden.Hier seien die Grenzen noch lange nicht erreicht.

Der deutschen Fotoindustrie geht es gut.Im vergangenen Jahr produzierte die Branche Produkte im Wert von sechs Mrd.DM.In den 110 deutschen Betrieben arbeiten 20 000 Beschäftigte, dazu kommen 8000 in Fotogroßlabors und 15 000 im Fachhandel.Der Verband beziffert die Zahl der hauptberuflichen Fotografen auf rund 10 000.

Die Kaufzurückhaltung der Verbraucher in den vergangenen Jahren hat die Branche nahezu unbeschadet überstanden, die Mitarbeiterzahlen gingen laut Hufer "nur marginal" zurück.

Im vergangenen Jahr setzte der Handel mit Kameras, Filmen und Bildentwicklungen für Profis und Laien insgesamt 14 Mrd.DM um.Gut sechs Mrd.DM davon gaben Hobbyfotografen aus.Seine Schnappschüsse macht der deutsche Durchschnittsknipser hauptsächlich im Urlaub.Im ganzen Jahr bringt er es auf 57 Bilder.Gegenüber 1996 stellte das einen Zuwachs von fünf Prozent dar, im internationalen Vergleich eher ein mageres Ergebnis.In diesem Jahr hofft die Industrie wiederum auf ein leichtes Plus.Mit durchschnittlich 60 Fotos pro Kopf soll die Marke von 4,7 Mrd.entwickelten Farbbildern aus dem vorigen Jahr übertroffen werden.

Nicht mehr so beliebt sind eigene Videoaufnahmen.Nachdem in der ersten Euphorie nach Einführung der Technik Anfang der 90er Jahre jährlich bis zu einer Mill.Camcorder verkauft wurden, scheinen sich die Absatzzahlen bei gut der Hälfte einzupendeln.Im vergangenen Jahr kauften Hobbyfilmer 590 000 Stück, neun Prozent weniger als 1996.Die Zahl der verkauften Videoleerkassetten ist dagegen kaum gesunken."Aufgenommene Fernsehfilme sind nach wie vor in", sagt Hujer.

ANTJE KULLRICH

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