zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die "gläserne VW-Fabrik" erhitzt die Gemüter

DRESDEN .Das Volkswagen-Projekt einer "gläsernen Fabrik" für die Schaumontage von Luxus-Autos spaltet die Dresdner Bürgerschaft.

DRESDEN .Das Volkswagen-Projekt einer "gläsernen Fabrik" für die Schaumontage von Luxus-Autos spaltet die Dresdner Bürgerschaft.Das Spektrum reicht von euphorischer Begeisterung bis strikter Ablehnung.Wie fast immer, wenn in Dresden etwas Neues gebaut werden soll, wird der Untergang der Kulturstadt beschworen.

Anlaß des Streits ist der geplante Standort der "gläsernen Fabrik" am Straßburger Platz am Rande des Großen Gartens, einer großen städtischen Parkanlage aus kurfürstlicher Zeit.Die Entscheidung fiel nach einer Fahrt von VW-Architekt Gunter Henn durch die Stadt."Beim Straßburger Platz hat es Klick gemacht", erzählt Dresdens Wirtschaftsdezernent Rolf Wolgast (SPD).Fortan ließ VW Dresden nur noch die eine Wahl: Entweder dort oder gar nicht.

Kritiker des VW-Projekts fürchten nun, daß mit der "gläsernen Fabrik" vorzeitig irreversibel Pflöcke eingeschlagen werden.Die Architektenschaft läuft Sturm.Die "gläserne Fabrik", mit 28 Metern Höhe und 150 Metern Kantenlänge, sprenge jede Dimension, ein Teil des öffentlichen Raumes des Großen Gartens gehe verloren.Eine Gewerbeansiedlung im Englischen Garten in München oder dem Central Park in New York wäre undenkbar, wird argumentiert.

Innovativ ist das Projekt.Nicht nur das Produkt, jenes mysteriöse neue Luxus-Auto, sondern auch die Arbeit daran wird marketingfähig.Ehrlich ist es, soweit Werbung eben ehrlich sein kann.Klinisch saubere Arbeitsplätze, edle Fußböden, Monteure in strahlend weißen Overalls, das ist auch bei VW nicht die Regel.Mit der Produktion im VW-Werk Mosel sei das nicht vergleichbar, räumt Ulrich ein.Doch selbst Wirtschaftsdezernent Wolgast, ein uneingeschränkter Befürworter der "gläsernen Fabrik", gesteht sein Unbehagen, daß sich VW "leider für diesen Standort entschieden hat." Das trifft dem Vernehmen nach für einen großen Teil der Dresdner Stadträte zu, die sich vor vollendete Tatsachen gestellt sehen.Aber bei rund 800 neuen Arbeitsplätzen und prognostizierten 120 000 Besuchern jährlich hat sich der Stadtrat in seiner Mehrheit, haben sich Wolgast und Oberbürgermeister Herbert Wagner (CDU) entschlossen, VW als Chance zu begreifen.Am 3.Dezember wird im Stadtparlament entschieden, am Ausgang wird nicht gezweifelt, denn im Februar will VW mit dem Bau beginnen.

RALF HÜBNER

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false