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Wirtschaft: Die großen Banken stehen unter Erfolgsdruck

Die Zeiten für die deutschen Banken sind hart. Zwar haben sie im vergangenen Jahr rote Zahlen vermieden.

Die Zeiten für die deutschen Banken sind hart. Zwar haben sie im vergangenen Jahr rote Zahlen vermieden. Doch der Druck der Märkte und Analysten ist enorm: Sie möchten endlich Fortschritte sehen. Darum sind die Banken angehalten, ihre strukturellen Probleme zu lösen, und bei den Kostensenkungsprogrammen und die Restrukturierungs-Maßnahmen Ergebnisse zu liefern. Sonst ist der letzte Kredit bald verspielt.

Die Stimmung unter den Analysten ist auch für das laufende Jahr nicht besonders positiv. "Auf der Kapitalmarktseite ist keine Erholung in Sicht, die Kreditausfälle werden noch zunehmen und die Erträge lassen sich nicht so schnell steigern, wie die Kosten wachsen", sagt Dieter Hein vom Crédit Lyonnais. Ein trübes Szenario.

Am kritischsten sehen die Experten die Lage der Commerzbank. Seit ihrem Höchstkurs am 22. März 2000 - damals lag die Aktie bei 44,10 Euro - hat der Titel knapp 59 Prozent verloren. Dennoch raten nur 20 Prozent der beim Wirtschafts- und Finanzinformationsdienst Bloomberg gelisteten Analysten den Kauf der Commerzbank-Aktie, dagegen empfehlen 41 Prozent, das Papier zu verkaufen.

Das Vertrauen gegenüber den anderen Banken ist größer: Bei der Deutschen Bank empfehlen 14 Prozent der bei Bloomberg vertretenen Ananysten den Verkauf, 55 Prozent den Kauf des Papiers, bei der Hypo-Vereinsbank raten 13 Prozent der Händler zum Abstoßen und 52 Prozent zum Zukauf.

Das Verhältnis vom aktuellen Kurs zu den im laufenden Jahr 2002 erwarteten Gewinnen (KursGewinn-Verhältnis, KGV) zeigt, warum die Stimmung gerade für die Commerzbank so negativ ist: Mit einem sehr hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 170 liegt die kleinste der deutschen Großbanken an der Spitze des Deutschen Aktienindex Dax. Die Deutsche Bank (13,6) und die Hypo-Vereinsbank (20,9) rangieren dagegen eher am unteren Ende der 30 größten deutschen Werte. Zum Vergleich: Der Automobilkonzern Daimler-Chrysler hat ein KGV von 56,7, der Sportartikelhersteller Adidas von 17, der Elektronikkonzern Siemens bringt es auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 33,1 und der Pharma- und Chemiekonzern Bayer auf ein KGV von 27,6.

Den Commerzbank-Kurs können daher eigentlich nur Übernahmespekulationen beflügeln. Doch auch hier ist gegenwärtig etwas Ruhe eingekehrt: Der neue Großaktionär Münchener Rück ist nicht gerade für Aktionismus bekannt. Auch um die Investorengruppe Cobra ist es still geworden. Und darum hat Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller eigentlich genügend Ruhe, um die Bank in ruhigeres Fahrwasser zu lenken.

Doch das ist nicht leicht. "Der Commerzbank wird es im laufenden Jahr schwer fallen, eine klare Wende in der Ergebnisentwicklung zu schaffen", urteilen die Experten der BW Bank. "Die Probleme sind struktureller und vielfältiger Natur und dürften die Wettbewerbsposition erneut schwächen." Dementsprechend verhalten fallen die Kursziele der Analysten aus: Die Investmentbank Fox-Pitt Kelton sieht die Aktie sogar bis auf 17,2 Euro fallen; ING Barings setzt den fairen Wert bei 20 Euro an. Derzeit notiert die Commerzbank-Aktie bei rund 18 Euro.

"Auf mittlere bis längere Sicht schätze ich die Entwicklung der Hypo-Vereinsbank am positivsten ein", sagt Pilz. Die Abhängigkeit vom Investment- Banking sei geringer als bei den beiden Frankfurter Großbanken. Allerdings berge das klassische Zinsgeschäft Risiken, da das Umfeld sich verschlechtern dürfte. Zudem seien die Münchener mit der starken Fokussierung auf Deutschland vom harten Wettbewerb in der Bankbranche und den niedrigen Margen am stärksten betroffen. Dennoch räumen Analysten der Aktie Potenzial ein:Den fairen Kurs sieht ING Barings bei 38 Euro, Credit Suisse First Boston (CSFB) bei 44 Euro. Derzeit notiert das Papier bei rund 33 Euro.

Auch die Deutsche Bank steht unter Druck. Der dramatische Gewinneinbruch im Jahr 2001 und die ständigen Umstrukturierungen verunsichern die Anleger. Hier wird viel vom neuen Mann an der Spitze, Josef Ackermann, und der Entwicklung der Kapitalmärkte abhängen. "Die Deutsche Bank ist für einen Aufschwung an den Aktienmärkten nach wie vor relativ gut positioniert", meint Georg Kanders von der West LB. Dementsprechend sehen die Analysten der West LB Panmure das Kursziel der Deutschen Bank bei 90 Euro. Doch das die Lage bei der Deutschen Bank unsicher ist, zeigen die unterschiedlichen Bewertungen der Analysten: Die Kursziele reichen von 65 Euro (CSFB) bis zu 93 Euro (Fox-Pitt Kelton). Derzeit notiert das Papier bei rund 67 Euro.

po, HB

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