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Wirtschaft: „Die Kombination macht keinen Sinn“

Während Merck die Synergieeffekte betont, sind viele Analysten skeptisch

Berlin - Merck-Finanzchef Michael Becker ist kein Mann der Kompromisse. „Wir wollen 100 Prozent“, sagte Becker am Montag unmissverständlich und meinte Schering. Auch Pharmavorstand Elmar Schnee gibt sich euphorisch: „Mit der größeren Merck werden wir in der Lage sein, auf dem Weltmarkt im Wettbewerb mit anderen Firmen bestehen zu können.“ Doch so groß bei den einen die Sympathie für einen schlagkräftigen nationalen Pharmachampion ist, so groß ist auf der anderen Seite die Skepsis, ob Merck und Schering tatsächlich so gut zusammenpassen, dass – wie von Merck erwartet – dadurch künftig 500 Millionen Euro eingespart werden können. „Man sollte nicht zu viel erwarten“, sagt Pharma-Analyst Matthias Engelmayer von Independant Research. „Auch ein fusioniertes Unternehmen wird ein Nischenanbieter bleiben.“

Beide Unternehmen sind vom Umsatz her etwas gleich groß – Schering setzte im vergangenen Jahr 5,3 Milliarden Euro um, Merck 5,9 Milliarden Euro. Doch während Schering ein spezialisiertes Pharmaunternehmen mit den Schwerpunkten zentrales Nervensystem, Hormonprodukte, Krebsforschung und Diagnostik ist, stellt Merck einen Mischkonzern dar, der neben Medikamenten auch Flüssigkristalle für Flachbildschirme und Laborchemikalien anbietet. „Schering hat eine ganz andere Fokussierung, es gibt keine gemeinsamen Kernkompetenzen“, sagte Analyst Engelmayer. „Wenn sie sich in der Forschung überhaupt überschneiden, dann in der Onkologie.“

Doch während Merck mit dem Krebsmittel Erbitux bereits ein erfolgreiches Produkt auf dem Markt hat, kommt Schering mit seinen neuen Krebsmitteln nicht recht voran, nachdem es im vergangenen Jahr Rückschläge in der Forschung gegeben hatte. „Die Kombination macht eigentlich keinen Sinn“, sagte ein Analyst. Fraglich ist auch, ob die Zusammenlegung zweier Forschungsabteilungen mit unterschiedlichen Kulturen funktioniert.

Abgesehen von den Originalmedikamenten hat Merck auch frei verkäufliche Arzneimittel und Generika im Angebot, also preisgünstige Kopien von Originalprodukten, deren Patente abgelaufen sind. Schering ist in diesem Markt gar nicht vertreten. „Eine Kombination von Merck mit einer Generika-Firma wie Stada hätte strategisch eigentlich mehr Sinn gemacht“, sagte ein Analyst.

Viele Experten sehen aber auch Vorteile in einem gemeinsamen Vertrieb. Zusammen hätten beide Konzerne, die gemeinsam auf 9000 Vertriebsmitarbeiter kommen, mehr Schlagkraft, um ihre Produkte global zu vermarkten. Schering ist in den beiden wichtigsten Pharmamärkten USA und Japan bereits gut vertreten, Merck hat in den USA seit der Enteignung seiner US-Tochter im Ersten Weltkrieg keine starke Stellung mehr. Hier könnte Merck von Schering profitieren. pet

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