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Wirtschaft: Die Lufthansa setzt auf Berlin

Bis 2010 sollen jährlich 200 bis 300 neue Jobs entstehen – danach noch mehr, falls der Großflughafen kommt

Berlin - Eine Woche vor dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts über den Bau des Berliner Großflughafens BBI hat die Lufthansa erneut grünes Licht für den Flughafen gefordert. „Wenn der Berlin Brandenburg International nicht entsteht, hätte das erhebliche Bremseffekte für unser Wachstum in Berlin“, sagte der Leiter des Bereichs Konzernpolitik, Thomas Kropp, dem Tagesspiegel am Donnerstag auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin. Das würde auch weniger Arbeitsplätze für Berlin und Brandenburg bedeuten: Bisher beschäftigt die Lufthansa in der Hauptstadtregion 4900 Mitarbeiter in 25 Teilgesellschaften (siehe Kasten). Bis 2010 soll diese Zahl jährlich um fünf Prozent zunehmen, sagte Kropp, also um 200 bis 300 neue Jobs pro Jahr. Der Großflughafen würde dieses Jobwachstum ab 2010 aber auf zehn Prozent pro Jahr steigern, sagte Kropp.

Das endgültige Urteil im Rechtsstreit über den geplanten Hauptstadtflughafen wird am 16. März gefällt. Das Gericht hatte in neun Verhandlungstagen den Planfeststellungsbeschluss des Landes Brandenburg geprüft. Rund 4000 Anwohner hatten dagegen geklagt. Das Urteil ist ihre letzte Chance, den Ausbau des Flughafens Schönefeld am Rande Berlins zu verhindern. Der BBI soll Ende 2011 den Betrieb aufnehmen.

Vor allem dadurch, dass mit einem einzigen zentralen Flughafen auch der Umsteigeverkehr möglich sei, werde neues Wachstum generiert, sagte Kropp. Derzeit gibt es in Berlin drei Flughäfen: In Schönefeld konzentrieren sich vor allem die Billigflieger wie Easyjet und Germanwings und in Tegel die Linienfluggesellschaften – die größten dort sind Lufthansa und Air Berlin. Auch der Stadtflughafen Tempelhof ist noch in Betrieb.

„Das Urteil über den Bau des BBI ist eine epochale Entscheidung“, findet Kropp. Zwar werde Berlin auch mit dem Großflughafen nicht zu einem vergleichbaren Drehkreuz wie Frankfurt, London oder Paris aufsteigen. Aber Berlin werde „aus der Regionalliga in die Bundesliga“ aufsteigen, etwa auf das Niveau der Flughäfen von Brüssel oder Kopenhagen. Wenn der BBI nicht komme, werde der Lufthansa-Standort Hamburg aufgrund der Nähe zu Berlin davon profitieren, sagte Kropp. Dann müsse ein Teil des wachsenden Verkehrs in die Hansestadt ausweichen, um dann mit dem Zug an Berlin angebunden zu werden. In Hamburg beschäftigt die Lufthansa 10 000 Mitarbeiter.

Auch nachdem die beiden US-Fluggesellschaften Delta und Continental nach eigenen Angaben ihre Strecke Berlin-New York erfolgreich gestartet haben, kommen interkontinentale Direktflüge für die Lufthansa von Berlin aus nicht in Frage. „Für 2006 und 2007 kann ich das de facto ausschließen“, sagte Kropp. „In unseren Analysen rechnet sich das nicht, solange keine Passagiere aus anderen Märkten hier in Berlin umsteigen können“, sagte Kropp. Nur mit Passagieren aus Berlin-Brandenburg ließen sich diese Maschinen nicht wirtschaftlich füllen.

Der wachsende Wettbewerb der Billigflieger in Berlin mache der Lufthansa nicht zu schaffen, sagte Kropp. „Wir wachsen dennoch weiter.“ Über die konzerneigene Germanwings ist die Lufthansa zudem direkt an dem Erfolg der Billigflieger beteiligt. Aber auch mit dem britischen Konkurrenten Easyjet hat sich die Lufthansa inzwischen abgefunden. Als die Briten vor fast zwei Jahren ihre Basis in Schönefeld eröffneten, hatte die Lufthansa erwogen, vor Gericht zu ziehen und zu klagen. Der Grund: Die Berliner Flughafengesellschaft habe dem Billigflieger in Schönefeld Rabatte gewährt, die den Wettbewerb verzerrten. Diese Probleme seien jetzt „erledigt“, sagt Kropp, es gebe jetzt ein „gutes, transparentes Gebührensystem“. Allerdings steuert der Lufthansa-Billigflieger Germanwings seit einem Jahr ebenfalls Schönefeld als Basis an – und profitiert dort genauso wie Easyjet von geringeren Gebühren als in Tegel.

Auch dank eigener Billig-Angebote hat die Lufthansa im Februar ihre Passagierzahlen im Februar um drei Prozent auf 3,6 Millionen gesteigert.

Flora Wisdorff

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