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Wirtschaft: Die Pläne für den Wiederaufbau gibt es schon

Experten rechnen mit großem Wachstumspotenzial im Irak – Mineralölkonzerne stehen bereit, Bauunternehmen erwarten Aufträge

Berlin (fo/HB). Der Krieg hatte noch gar nicht begonnen. Schon gab es Planungen für einen Wiederaufbau des Landes und für die Zeit danach. So hält die Bundesagentur für Außenwirtschaft (BFAI), die sich mit ihrer Analyse auf in der Region tätige Manager stützt, das irakische Wachstumspotenzial nach dem Krieg für „sehr bedeutend“. Mit seinen 23 Millionen Einwohnern und gut ausgebildeten Fachkräften, die während der Sanktionszeit Meisterleistungen bei der Reparatur zerstörter Versorgungseinrichtungen erbracht hätten, verfüge der Irak über hohe Entwicklungschancen.

Außerdem, so meinen die befragten Manager, seien im Irak trotz des totalitären Regimes marktwirtschaftliche Basisstrukturen wie eine funktionierende Börse erhalten geblieben. Vor diesem Hintergrund planen Unternehmen, Institutionen und Länder bereits Programme zum Wiederaufbau und die Zeit nach dem Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen. Die Uno soll dabei eine Schlüsselrolle übernehmen.

Bis jetzt spielt der Irak für die Industrieländer nur eine untergeordnete Rolle als Handels oder Investitionspartner. Allenfalls als Lieferant von Erdöl ist das Land von Interesse. Doch das Embargo der letzten Jahre brachte die Geschäftsbeziehungen praktisch zum Erliegen. Leidtragende sind die Mineralölkonzerne, die Explorations- und Lieferverträge mit dem irakischen Regime getroffen hatten, die französische Gruppe Total etwa oder die italienische Eni, die ebenfalls Lizenzen im Irak erworben hatte. Der französische Mineralölkonzern Total war in den 90er Jahren mit vorbereitenden Arbeiten auf zwei Ölfeldern tätig. Nach einer Aufhebung des UN-Embargos will sich das Unternehmen wieder um die Ausbeutung von Ölvorkommen in Irak bewerben. Einen Ausschluss auf Druck der Amerikaner wegen der französischen Irak-Politik fürchtet Total nicht.

Nach dem Willen der USA und Großbritanniens könnte Uno-Generalsekretär Kofi Annan die irakischen Öleinkünfte verwalten. Das „Öl-für-Lebensmittel"-Programm erbrachte dem Irak in den vergangenen acht Jahren Einkünfte von mehr als 60 Milliarden Dollar, die überwiegend für humanitäre Zwecke ausgegeben wurden. Annan könnte darüber wachen, dass dieses Geld in den Wiederaufbau fließt. Französische und russische Diplomaten unterstützen diesen Plan. Auch die deutsche Bundesregierung macht sich für die Uno als Organisation stark, die den Wiederaufbau koordinieren soll.

Pluspunkte des Irak seien seine großen Öl- und Gasreserven, aber auch seine gut ausgebildete Bevölkerung, argumentiert der irakische Entwicklungsberater Sarbi el Saadi. Er ist Ko-Autor des Phoenix-Plans, eines Wiederaufbauplans der irakischen Opposition. Er sagt seinem Land einen wirtschaftlichen Nachkriegs-Boom voraus. Die Öl-Exporte würden nach dem Krieg kräftig zulegen, glaubt der Experte. Schon bald nach Saddams Sturz würden die Öl-Milliarden sprudeln: Laut Phoenix-Plan voraussichtlich zunächst knapp 20 Milliarden, im zweiten Jahr bereits 25 Milliarden Dollar. Innerhalb von zwei Jahren könne sich das Bruttoinlandsprodukt Iraks verfünffachen, so el Saadi.

In den USA ist bereits ein Aufbauplan vorgestellt worden, den die Internationale Entwicklungsagentur (AID) im Auftrag der Regierung ausgearbeitet hat. Er umfasst Reparaturen irakischer Häfen, des internationalen Flughafens von Basra und von etwa 2300 Straßenkilometern. Entsprechende Aufträge mit einem Volumen von mehr als einer Milliarde Dollar sind ausgeschrieben und sollen noch in diesem Monat von der US-Regierung vergeben werden – vermutlich nur an US-Unternehmen. Weitere Ziele im AID-Plan für die Zeit nach dem Kriegsende: Die medizinische Grundversorgung von 25 Prozent der Bevölkerung soll innerhalb von 60 Tagen gesichert sein, die Gründung von Privatbanken innerhalb von 18 Monaten und die Sicherung der Wasserversorgung in 15 Städten innerhalb von sechs Monaten.

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