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Wirtschaft: Die RAG strebt in den Dax

Konzernchef Müller wirbt im Landtag von NRW mit glänzenden Aussichten für den Börsengang

Berlin - Die RAG strebt nach ihrem geplanten Börsengang in den Dax, den Index der 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen. Das geht aus der Präsentation hervor, die Konzernchef Werner Müller am heutigen Mittwoch im Wirtschaftsausschuss des Landtags von Nordrhein-Westfalen halten will. Darin heißt es: „NRW erhält einen neuen Dax-Wert, das Ruhrgebiet einen starken Partner.“ Ferner verspricht Müller, den Essener Konzern mit seinen 100 000 Beschäftigten ohne betriebsbedingte Kündigungen umzubauen.

Die RAG mit einem Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro besteht aus vier Säulen: Energie, Chemie und Immobilien, die der „weiße Bereich“ genannt werden und unter einem neuen Namen im zweiten Quartal 2007 an die Börse gebracht werden sollen, sowie Bergbau als der „schwarze Bereich“. Müllers Modell sieht vor, die heutige RAG in eine Stiftung zu überführen, die den „weißen Bereich“ an die Börse bringt. Der Erlös soll dann die Risiken und Altlasten des „schwarzen Bereichs“ abdecken.

Die Rechnung dürfte aufgehen, heißt es Düsseldorfer Regierungskreisen zufolge in einem Gutachten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. Um bei einem Ausstieg aus dem Bergbau im Jahr 2015 die Finanzierungslücke für die Altlasten der Zechen zu schließen, müssten 5,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden – das entspreche der Summe, die der Börsengang einbringen solle, rechnen die Wirtschaftsprüfer vor.

Die Bundesregierung sieht noch keine Grundlage für eine Entscheidung. Das Gutachten sei noch nicht vollständig fertiggestellt, ein weiteres solle erst noch vergeben werden. Müller moniert in seiner Präsentation, dass der RAG bisher der Zugang zum Kapitalmarkt versperrt sei; ihre Finanzierung könne sie daher ausschließlich über Kredite decken. Da die Anteilseigner RWE, Thyssen-Krupp und Eon keine Dividende erhielten, sei ihr Interesse an der Entwicklung des Konzerns begrenzt.

Müller sichert in seinem Auftritt ferner zu, dass „die größten mittelfristigen Investitionen“ in NRW erfolgen, „um die Region als wichtigsten industriellen Kern Deutschlands entscheidend zu stärken“. Auch ohne die RAG hat das bevölkerungsreichste Bundesland im Dax bereits das meiste Gewicht. Neun Unternehmen aus NRW sind in dem Leitindex notiert und mit mehr als einem Drittel gewichtet. In Düsseldorf sind neben dem mit Abstand gewichtigsten Dax-Wert Eon auch Metro und Thyssen-Krupp vertreten, in Bonn die Telekom und die Deutsche Post, in Essen RWE, in Köln die Lufthansa und in Leverkusen Bayer. Ob ein Unternehmen in den Leitindex aufgenommen wird, hängt von Marktkapitalisierung und Börsenumsatz ab. Grundlage der Berechnung sind die Aktien, die im Streubesitz sind.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist skeptisch. „Theoretisch ist die RAG im Dax denkbar“, sagte Sprecher Jürgen Kurz dem Tagesspiegel. Er habe aber Zweifel, „ob die RAG von Anfang an die nötige Marktkapitalisierung haben wird“. Kleinanlegern rate er zur Vorsicht. „Die Degussa als Teil der RAG ist kein schlechtes Unternehmen, aber der Rest des Konzerns birgt gewisse Risiken.“ Privatleute sollten sich daher vor einem Einstieg gründlich informieren.

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