zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Die Reisebranche bleibt am Boden

Welttourismus-Organisation: Tourismus ist am untersten Punkt / Clement fordert mehr Sicherheit beim Reisen

INTERNATIONALE TOURISMUSBÖRSE

Berlin (fw/dpa). Die weltweite Tourismusbranche setzt angesichts der tiefsten Krise ihrer Geschichte auf ein rasches Ende des Irak Konflikts. „Sollte der Krieg ausbrechen, so steht nur zu hoffen, dass er von kurzer Dauer und geografisch so beschränkt wie möglich ist“, sagte der Generalsekretär der Welttourismusorganisation WTO, Francesco Frangialli, bei der Eröffnung der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) am Freitag in Berlin.

Die Branche befinde sich zurzeit „vielleicht am untersten Punkt“ und erlebe die „tiefste Krise in der Geschichte des Welttourismus“, sagte Frangialli vor Touristik-Experten aus rund 180 Ländern. Frangialli zeigte sich mit Hinweis auf den Golf-Krieg 1991 zuversichtlich, dass der Tourismus gestärkt aus der aktuellen Krise hervorgehe. „Im Jahr danach erlebte die Branche dann einen Aufsehen erregenden Sprung nach oben.“

Die flaue Konjunktur und der Irak-Konflikt überschatten derweil das Geschäft der Branche. Das marktführende Buchungssystem Start Amadeus berichtete zum ITB-Auftakt von einem Einbruch bei den Reisebuchungen in Deutschland. Sie liegen seit Jahresbeginn im Vergleich zum ohnehin extrem schwachen Vorjahr noch um 14,4 Prozent zurück. Bei den Flugbuchungen sind es den Angaben zufolge 8,8 Prozent Rückgang. Die Tendenz nach unten habe sich seit Jahresbeginn verstärkt, sagte eine Start-Amadeus-Sprecherin auf der ITB.

Bei seinem Eröffnungsrundgang forderte Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) die Branche auf, den Menschen in Deutschland angesichts der weltweit schwierigen Zeiten „die Sicherheit zurück zu geben“. Die Bundesregierung sei mit den Spitzenverbänden im Gespräch über alle drängenden Fragen. In Deutschland sei die Bedeutung der Branche mit rund 2,8 Millionen Arbeitsplätzen und 100 000 Ausbildungsplätzen enorm groß. Clement lehnte eine geforderte Senkung der Mehrwertsteuer für Hotels und Gaststätten ab. „Das ist genau das Gegenteil von dem, was wir tun müssen.“ Es müsse vielmehr zum Abbau von Steuervergünstigungen kommen. Wichtiger seien bessere Rahmenbedingungen durch die angekündigten Steuersenkungen der Bundesregierung und geringere Lohnnebenkosten.

Die Flaute im Tourismus wurde auch von einer aktuellen Umfrage des Reisebüro-Verbands bestätigt: Jedes fünfte Reisebüro befürchtet demnach in diesem Jahr ein schlechteres Geschäft. Vor einem Jahr habe dagegen nur jedes zwölfte Reisebüro pessimistisch in die Zukunft geblickt. Laut DVR äußerten aber immerhin 37 Prozent der Befragten positive Erwartungen, womit die Stimmung besser als in der übrigen gewerblichen Wirtschaft sei. Für die anstehende Sommersaison halte die schwache Umsatzentwicklung an.

Als vorrangige Gefahr für ihr aktuelles Geschäft bezeichneten 64 Prozent der Befragten die weltpolitische Lage und damit verbundene Kriegsängste, gefolgt von einem konjunkturell bedingten Rückgang (54 Prozent) sowie den Folgen von Internet-Reisebuchungen (31 Prozent).

Die anhaltende Reiseflaute trifft nach Angaben von DRV-Präsident Klaus Laepple vor allem Mittelklasse-Urlaube. Die klassische 1000-Euro-Reise werde verhaltener gebucht, sagte er im Deutschland-Radio.

In diesem Jahr präsentieren sich auf der ITB knapp 10 000 Aussteller. Es werden rund 60 000 Fachbesucher erwartet.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false