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Wirtschaft: Die Rettung des Werkes in Pankow hängt vor allem von der Verkehrspolitik des Senats ab

Die Rettung des Pankower Adtranz-Werkes, wo 300 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze bangen, hängt vom Senat ab. Nur wenn die Landesregierung es der BVG durch Zuschüsse ermöglicht, weitere U-Bahnen zu kaufen, will die Adtranz-Geschäftsleitung den Betrieb weiterlaufen lassen.

Die Rettung des Pankower Adtranz-Werkes, wo 300 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze bangen, hängt vom Senat ab. Nur wenn die Landesregierung es der BVG durch Zuschüsse ermöglicht, weitere U-Bahnen zu kaufen, will die Adtranz-Geschäftsleitung den Betrieb weiterlaufen lassen. Sonst wird das erst 1997 eröffnete Werk aufgegeben. Der Neubau hatte die Produktionsstätte von Waggon Union in Borsigwalde ersetzt, die im Adtranz-Konzern aufgegangen war. Sie war einst Hauslieferant der BVG für U-Bahnen und den Bau der Doppeldeckerbusse, deren Beschaffungsprogramm inzwischen ebenfalls erheblich reduziert worden ist.

Auch im neuen Werk in Pankow sollte die BVG ein Hauptauftraggeber werden. Allein 115 U-Bahnzüge der neuen Baureihe H sollten dort in den nächsten Jahren gebaut werden. Die BVG wollte ihre Wagenflotte modernisieren. Außerdem erwartete man steigende Fahrgastzahlen sowie einen verstärkten Bedarf durch neue Strecken.

Doch statt mehr Fahrgäste zu befördern, wie es erhofft war, musste der Verkehrsbetrieb seit Beginn der 90er Jahre einen Fahrgastschwund hinnehmen. Die BVG hat seither rund ein Viertel ihrer Kunden verloren. Statt nach oben, wie in der Wendezeit-Euphorie vorhergesagt, ging die Zahl der Einwohner Berlins zurück. Gleichzeitig nahm der Motorisierungsgrad zu.

Auch mit dem Streckenneubau, für den die neuen Züge vorgesehen waren, wurde es nichts. Der Senat verzichtete auf Druck der SPD für diese Legislaturperiode auf die Verlängerung der Linie U 5 vom Alexanderplatz zum künftigen Lehrter Bahnhof. Diese Linie wollte die BVG aber zu ihrer Modellstrecke ausbauen. Wann hier die Arbeiten beginnen, ist derzeit völlig ungewiss.

Vor diesem Hintergrund speckte die BVG ihr Fahrzeugbeschaffungsprogramm drastisch ab. Von den bestellten 46 Zügen, die, wie verlautet, jeweils rund 12 Millionen Mark kosten, will sie nur 26 abnehmen. Für die anderen war ohnehin lediglich eine Option vereinbart worden. Von der für die Kleinprofillinien U 1 bis U 4 vorgesehenen neuen Züge der Baureihe HK spricht bei der BVG derzeit ohnehin niemand. Geliefert werden nur zwei Prototypen mit je acht Wagen. Stattdessen behält der Verkehrsbetrieb seine alten Fahrzeuge länger im Einsatz. Ob sich ein aufwendiges Instandsetzungsprogramm noch lohnt, wird derzeit geprüft. Dass ältere Fahrzeuge viel länger im Einsatz bleiben können, als ursprünglich geplant war, hat die BVG unfreiwillig schon gezeigt. 1988/89 gab sie Fahrzeuge an die damaligen (Ost-) Berliner Verkehrsbetriebe ab, die sie für die Neubaustrecke nach Hönow benötigten. Bei der BVG wären sie sonst ausgemustert worden. Nach der Wende und der Fusion beider Verkehrsbetriebe kehrten diese Wagen in den Bestand zurück. Die letzen werden erst im Herbst abgestellt.

Der BVG fehlt aber auch das Geld für neue Fahrzeuge, weil der Senat die Zuschüsse gestrichen hat. Dies führt am Ende zu einer paradoxen Situation: Den Neubau des Adtranz-Werkes in Pankow hat der Senat nach Berechnungen der IG Metall erst mit insgesamt 40 Millionen Mark unterstützt, um dort Arbeitsplätze zu sichern. Seine Verkehrspolitik kann jetzt aber dazu führen, dass das Werk dichtgemacht wird.

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