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Wirtschaft: Die Schere im Handwerk öffnet sich

BERLIN (wei).Die Schere zwischen der Situation des Handwerks in Ost- und Westdeutschland hat sich in den letzten Monaten weiter geöffnet.

BERLIN (wei).Die Schere zwischen der Situation des Handwerks in Ost- und Westdeutschland hat sich in den letzten Monaten weiter geöffnet.Trotz der für das Baugewerbe günstigen Witterung im ersten Quartal dieses Jahres setzte sich die Talfahrt der Branche im Osten fort und erfaßte auch das Ausbaugewerbe.Im Westen setzt sich dagegen eine positive Entwicklung durch, die vor allem vom Metallhandwerk und den industriellen Zulieferern getragen wird.

Das ergibt sich aus der Umfrage der Handwerkskammern bei 17 000 west- und 6 000 ostdeutschen Mitgliedern, die der Generalsekretär des Dachverbandes (ZDH), Hanns-Eberhard Schleyer, am Montag in Bonn vorstellte.Insgesamt bleibe das Handwerk weiter hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurück."Wachstum im Westen, verstärkte Abkühlung im Osten", mit diesen Worten chrakterisierte Schleyer die Situation des Handwerks.Für die Lage des Baugewerbes machte er unter anderem die schlechte Zahlungsmoral der Bauherren verantwortlich.Für viele ohnehin unter Kapitalmangel leidenden Betriebe bedeute das oft den Bankrott.

Insgesamt gingen im letzten Jahr 3220 Handwerksbetriebe pleite, davon 1232 Baufirmen im Westen und 662 im Osten.Die rechtlichen Instrumente, um die Forderungen der Handwerker zu sichern, hätten sich in vielen Fällen als unzureichend erwiesen, sagte Schleyer.Der ZDH verlangt deshalb eine Anhebung der Verzugszinsen auf bis zu 12 Prozent.Öffentliche Auftraggeber sollen verpflichtet werden, ihre Rechnungen in 30 Tagen zu bezahlen.Bei Beanstandungen soll der umstrittene Betrag auf ein Treuhandkonto eingezahlt werden.Im ersten Quartal verzeichneten 45 Prozent der west- und 57 Prozent der ostdeutschen Handwerksbetriebe Umsatzrückgänge; insgesamt habe sich die Situation damit leicht gebessert, sagte Schleyer.Rund ein Viertel der Betriebe hatten weniger Mitarbeiter als im ersten Quartal 1997.Dramatisch eingebrochen sind nach der Umfrage der Handwerkskammern die Erträge.Für die meisten Betriebe seien Investitionen nicht finanzierbar.Im Westen melden 16, im Osten 13 Prozent der Handwerker steigende Investitionen.In den meisten Fälle reiche es aber nur zu den überfälligen Ersatzinvestitionen.Während zwei Drittel der westdeutschen Handwerksbetriebe mehr oder genausoviel Aufträge haben wie vor einem Jahr, hat fast jeder zweite Handwerksbetrieb im Osten ein geringeres Auftragspolster.

In diesem Jahr rechnet der ZDH mit einem Umsatzplus von 1,5 Prozent im Westen und einem Rückgang um 2 Prozent im Osten.In den neuen Ländern würden dadurch 30 000 Arbeitsplätze verlorengehen, sagte Schleyer.Dies könne aber durch die günstige Entwicklung ausgeglichen werden, wo 86 Prozent der Handwerker zusätzliche Mitarbeiter einstellen wollten.Er warnte davor, die Lage auf Lehrstellenmarkt durch "Panikmache" zu belasten.Das Handwerk werde auch in diesem Jahr seinen Beitrag zur Berufsausbildung leisten.Mit 632 000 oder 40 Prozent der Auszubildenden sei es der "Ausbilder der Nation".Gleichzeitig verwies er auf fortbestehende Ausbildungshindernisse für die Betriebe.Nach einer Umfrage des ZDH haben die Handwerker, die kleinen mehr als die großen- neben der Konjunktur vor allem mit den Kosten der Lehrlinge Probleme.Sie sind für 40 Prozent der Betriebe zu hoch.

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