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Wirtschaft: Die schwierige Suche nach einer "neuen Architektur"

WASHINGTON .Die Suche nach einer "neuen Architektur" an den internationalen Finanzmärkten stellt sich verständlicherweise als kompliziert heraus.

WASHINGTON .Die Suche nach einer "neuen Architektur" an den internationalen Finanzmärkten stellt sich verständlicherweise als kompliziert heraus.Denn das vor 14 Monaten auf der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Hongkong geprägte Schlagwort unterstellt, daß die bisherige Architektur des Währungssystems unzureichend ist - und dafür sprechen die asiatischen Finanzkrisen und ihre Auswirkungen auf die globalen Märkte.Schon 1997 wandte sich Bundesbank-Präsident Tietmeyer gegen den hohlen Begriff von der "neuen Architektur".

Dennoch wurde er zum Modewort: Wer ihn benutzte, schien die Zeichen der Zeit verstanden zu haben, ohne daß er konkretere Überlegungen über den Inhalt der "neuen Architektur" anstellen mußte.Einen Schritt weiter gingen die Finanzminister der G-7 in der vergangenen Woche in Tokio: Sie wollen eine Zusammenlegung des wichtigen IWF-Interimsausschusses und des "Gemeinsamen Entwicklungsausschusses von IWF und Weltbank" überprüfen.

Beide Gremien wurden im Oktober 1974 geschaffen und sind mit jeweils 24 Mitgliedern besetzt.Der Interimsausschuß des IWF überwacht die Geschäftsführung des Währungsfonds.Seine Mitglieder sind entweder Finanzminister oder Notenbankpräsidenten aus 24 Ländern.

Der Entwicklungsausschuß soll die Arbeit von IWF und Weltbank in der Entwicklungspolitik koordinieren und den "Ressourcentransfer in die Entwicklungsländer" überwachen.Ihm gehören Finanz- oder Entwicklungshilfeminister aus 24 Ländern an.

Zwangsläufig ist die Arbeit des IWF-Interimsausschusses publizitätsträchtiger: Er befindet über die Neuverteilung der IWF-Anteile und -Stimmen sowie die Statutenänderungen ab und spielt bei der Vergabe von Sonderziehungsrechten - also der Zuteilung künstlicher Liquidität - die entscheidende Rolle.Wegen der größeren Bedeutung des IWF-Interimsausschusses würde eine Zusammenlegung der Gremien offensichtlich zu einer Stärkung der IWF-Interessen führen.Wenn der Interimsausschuß aber mehr in den Mittelpunkt rückt, müßte die Wertschätzung für die Arbeit der Weltbank zwangsläufig leiden.Auch besteht die Sorge, daß mehr Macht in der Hand von Finanzministern und Notenbankpräsidenten, wie es jetzt schon beim Interimsausschuß der Fall ist, der Lösung der globalen Finanzprobleme nicht gut bekäme.

Doch Michel Camdessus, der Geschäftsführende Direktor des Internationalen Währungsfonds, will den Interimsausschuß stärken.US-Finanzminister Robert Rubin steht dem auch von Frankreich favorisierten Plan skeptisch gegenüber.Es gebe "unterschiedliche Vorstellungen, was künftig mit dem Interims- und dem Entwicklungsausschuß geschehen soll", sagte Rubin.Fast diplomatisch heißt es im Kommuniqué der G-7 von Tokio, Vorschläge für die Stärkung des IWF seien geprüft worden, "damit er seine Programme und die Verfahren zur Krisenverhinderung und -lösung verbessern" könne."Ebenso haben wir Vorschläge zur Stärkung des Interims- und des Entwicklungsausschusses von IWF und Weltbank geprüft."

Aber ein klares Votum für die Zusammenlegung der Gremien wurde in Tokio umgangen.Im Anschluß war die Rede davon, daß "die Nachteile für die Menschen minimiert werden müssen, um die verletzlichsten Mitglieder der Gesellschaft besser zu schützen".

DIETMAR ZWÄTZ (HB)

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