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Wirtschaft: Die Taxi-Fahrer sollen dem Stern abschwören

DÜSSELDORF .Die Daimler-Benz AG gibt sich gelassen.

DÜSSELDORF .Die Daimler-Benz AG gibt sich gelassen.Deutschlands Taxi-Fahrer sind seit Jahren überwiegend mit den Autos aus der Stuttgarter Produktion unterwegs.E- und C-Klasse gelten als Standardfahrzeuge, mancherorts entscheidet sich ein Taxi-Chauffeur auch für die Großraumlimousine aus der V-Klasse.Der Marktanteil der Mercedes-Baureihen liegt bundesweit bei stattlichen 75 Prozent.Nur in einzelnen Städten ist es einem Konkurrenten gelungen, eine starke Position auf dem Taxi-Markt zu erreichen.Wie etwa in Köln, wo die deutschen Ford-Werke zu Hause sind und gut 20 Prozent der Chauffeure mit einem Ford fahren.

Die Kölner Ford-Werke gehören jetzt zu den Herstellern, die verstärkt gegen die Dominanz des Hauses Daimler-Benz vorgehen wollen.Dabei helfen soll das neue Mittelklasse-Modell "Focus", auf das die Kölner auch im Taxi-Geschäft setzen."Im unteren Segment kommt Nachfrage dazu", sagt Ford-Sprecher Wolfgang Sander zu den Plänen seines Unternehmens.Da die Klagen der Taxi-Fahrer über ihre Ertragslage zunehmen, will die deutsche Tochter des US-Automobilkonzerns die Chauffeure vor allem mit günstigen Preisen locken.Gegenüber dem klassischen Mercedes-Taxi ließen sich mit einem "Focus" mehrere Zehntausend DM einsparen.

Auch in Sachen Langlebigkeit, bislang stets der Trumpf eines Mercedes-Taxis, müsse sich ein Ford "Focus" nicht mehr hinter dem Marktführer verstecken.Das im Frühjahr 1999 auf den Markt kommende Taxi-Modell des "Focus" wird nach Ford-Angaben mit einem neuen Diesel-Motor ausgestattet, für das Fahrleistungen von mehr als 500 000 Kilometern alles anderes als ein Problem sein sollen.

Die Dominanz eines einzelnen Herstellers auf dem Taxi-Markt ist eine deutsche Spezialität.In den meisten anderen europäischen Ländern läßt sich viel eher ein buntes Marken-Mix verschiedener Anbieter beobachten.Die hervorgehobene Stellung der Daimler-Benz AG in Deutschland hat jedoch Tradition.Die Stuttgarter haben sich sehr frühzeitig speziell um die Taxi-Fahrer gekümmert - die anderen Hersteller laufen diesem Vorsprung auch heute noch hinterher.Wer weiß, wie lange noch.

Nur in London gibt es eine mit den deutschen Verhältnissen vergleichbare Marktstellung eines einzelnen Herstellers.Die London Taxis International (LTI), eine Tochtergesellschaft des britischen Zulieferunternehmens Manganese Bronze Holdings plc, kommt in der britischen Hauptstadt auf einen Marktanteil von mehr als 70 Prozent."Wir haben eine dominierende Position, das ist schon richtig", sagt LTI-Marketing-Chef Daniel Kleeman.

Die typischen Taxen, die wie die Themse zu London gehören, sollen jetzt jedoch auch den Sprung über den Ärmelkanal auf den europäischen Kontinent schaffen.LTI will in der zweiten Jahreshälfte 1999 mit einer links-gesteuerten Version in Ländern wie Frankreich und Deutschland vertreten sein.Zunächst ist nur an kleine Stückzahlen gedacht, die einen Marktführer wie Mercedes nicht in große Bedrängnis bringen wird.Längerfristig könnte daraus jedoch mehr werden."Interessant ist ein Taxi für den gesamten europäischen Markt", erläutert Kleeman.Wem es gelingt, ein Modell für alle Länder Europas auf die Straße zu bringen, der könnte in den kommenden Jahren mit einem gut gefüllten Auftragsbuch rechnen.Unzufriedenheit über die deutsche Mercedes-Dominanz herrscht auch bei der Volkswagen AG in Wolfsburg.Europas größter Automobilhersteller kommt auf dem heimischen Taxi-Markt gerade auf einen Marktanteil von zehn Prozent.Der Vorstand des Wolfsburger Konzerns hat die Maßgabe ausgegeben, daß VW seinen Marktanteil mindestens verdoppeln soll.

Volkswagen hat immerhin erkannt, daß das Unternehmen dieses Ziel nicht allein mit den Fahrzeugen schaffen kann.Die VW-typischen Taxi-Modelle sind der "Passat", der "Sharan" und der Bus.Taxi-Chauffeure, die jetzt noch mit einem Mercedes unterwegs sind, sollen vor allem über ein verbessertes Dienstleitungspaket abgeworben werden.

Die Wolfsburger führen zu diesem Zweck bundesweit 50 regionale Schwerpunkt- Niederlassungen ein, die sich speziell um die Bedürfnisse der Taxi-Fahrer kümmern sollen.Ersatzteile werden nach den Wolfsburger Vorgaben dort schneller als in der normalen Volkswagen-Werkstatt zu bekommen sein, auch bei Garantieleistungen will sich das Unternehmen gegenüber Taxi-Fahrern künftig besonders großzügig verhalten.

Nicht nur die deutschen Hersteller wollen die starke Position von Daimler-Benz angreifen.Unter den japanischen Herstellern hat sich vor allem Mazda bemerkbar gemacht.Mit einem günstigen Ausstattungsangebot soll den Taxi-Fahrern der Wechsel zur japanischen Marke schmackhaft gemacht werden.

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht - wenn der Preis für ein Taxi deutlich unter dem Mercedes-Niveau liegt."So lassen sich Kollegen sicherlich zum Kauf eines anderen Fahrzeugs überreden", sagt ein Sprecher des Bundeszentralverbandes Personenverkehr, Taxi und Mietwagen e.V.in Frankfurt am Main.Von den anderen Herstellern seien jedenfalls verstärkte Anstrengungen auf dem Taxi-Markt zu beobachten.

STEFAN MENZEL (HB)

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