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Wirtschaft: Diesel-Autos: Für Durchschnittsfahrer lohnt sich Diesel nicht

Benziner oder Diesel? Das ist die Frage für viele Autofahrer.

Benziner oder Diesel? Das ist die Frage für viele Autofahrer. Zwar sind beide Kraftstoffe teurer geworden, doch ein Liter Diesel kostet immer noch rund 40 Pfennig weniger als ein Liter Benzin. Immer mehr Verbraucher steigen deshalb auf ein Dieselauto um: Fuhr 1999 noch rund ein Fünftel der neu angemeldeten Pkw mit Diesel, war es in der ersten Hälfte dieses Jahres schon ein Drittel. Ob sich der Wechsel wirklich lohnt, hängt allerdings nicht nur von den Preisen an der Zapfsäule ab. Grafik: Ab wann lohnt sich ein Diesel? "Es gibt einen eindeutigen Trend zum Diesel. Dabei ist das vollkommener Blödsinn. Die meisten Leute schauen nur auf den Spritpreis und denken nicht an die anderen Kostenfaktoren", sagt Hans-Joachim Frank, Analyst bei der Deutschen Bank. An der Tankstelle kommt der Dieselfahrer besser weg, weil er weniger Mineralölsteuer zahlen muss. So will der Staat diejenigen entlasten, die für ihr Geschäft Dieselfahrzeuge brauchen, also beispielsweise Speditionsunternehmer oder Landwirte. Außerdem verbraucht ein Selbstzünder weniger als ein Benziner. Das liegt an der Konstruktion. Ein Wagen mit Dieselantrieb kann aus einem Liter Kraftstoff mehr Energie herausholen als ein Auto mit Ottomotor.

Doch Maximilian Maurer vom Allgemeinen Deutschen Automobilclub (ADAC) warnt. "Viele kaufen sich nur einen Diesel, um bei jedem Tanken die Genugtuung zu haben, dass sie im Vergleich zum Benziner Geld sparen. Die Beträge, die in größeren Abständen vom Konto abgebucht werden, fallen nicht so auf". Zu diesen Beträgen gehört die Kraftfahrzeugsteuer. Als Ausgleich für die niedrigere Mineralölsteuer bittet der Staat Dieselfahrer bei der Kfz-Steuer mehr zur Kasse als Besitzer von Benzinern. Wie viel ein Autofahrer an den Fiskus zahlen muss, hängt von der Schadstoffklasse seines Gefährts ab. Beim Diesel liegt die Steuer zwischen 27 und 73,50 Mark im Jahr pro 100 Kubikzentimenter Hubraum, beim Benziner zwischen 10 und 49,60 Mark. Hinzu kommt, dass die meisten Dieselmodelle nicht die Bedingungen für die Schadstoffstufe "Euro 4" erfüllen. Nur beim VW Lupo 3L TDI, VW Bora 1.9 TDI, VW Golf 1.9 TDI und Audi A2 TDI 3L kann man bis zu 1200 Mark Steuern im Jahr sparen. Für Benziner ist in der Klasse "Euro 4" ein Steuererlass von 600 Mark möglich.

Auch bei der Versicherung müssen Dieselfahrer oft tiefer in die Tasche greifen. Die Prämien richten sich nämlich nach den erwarteten Kosten bei einem Schaden. Da ein Dieselauto in der Anschaffung meist teurer ist, sind in der Regel auch die Reparaturrechnungen und damit die Prämien höher. In der Wartung ist ein Diesel ebenfalls tendenziell kostspieliger, weil er häufiger zur Inspektion und zum Ölwechsel muss.

Neben diesen laufenden Ausgaben spielt der Kaufpreis eine große Rolle: Benziner kosten meist weniger, weil sie billiger produziert werden können. Der ADAC hat in einer Studie die Diesel- und Benzin-Varianten von 100 Fahrzeugmodellen verglichen. Dabei waren 90 Prozent der Dieselautos teurer, im Schnitt gut 3000 Mark. Ein Zehntel der getesteten Selbstzünder kostete allerdings genauso viel oder weniger als die jeweilige Version mit Ottomotor.

Insgesamt lohnt sich ein Wagen mit Dieselantrieb am ehesten für Vielfahrer: Die höheren Kosten fallen beim Kauf oder einmal im Jahr an, gespart wird durch den niedrigeren Spritpreis und Verbrauch mit jedem Kilometer. Ab welcher Fahrleistung genau sich ein Diesel rechnet, hängt von vielen Faktoren ab. Bei seiner Untersuchung hat der ADAC die Kosten über vier Jahre verglichen und den Spritpreis, den Verbrauch, die Versicherungsprämien, die Kraftfahrzeugsteuer, den Aufwand für Inspektionen, Ölwechsel und Verschleißteile sowie den Wertverlust berücksichtigt. Bei 15 000 Fahrtkilometern im Jahr war nur die Hälfte der Dieselmodelle günstiger als die jeweiligen Benziner-Varianten, bei 20 000 Kilometern waren es drei Viertel. Erst bei einer Jahres-Fahrleistung von 30 000 Kilometern rentierten sich 94 Prozent der vermeintlichen Sparkünstler. "Diese Strecke schaffen die wenigsten. Die Deutschen fahren durchschnittlich 12 000 bis 15 000 Kilometer im Jahr", sagt Maurer vom ADAC.

Reparatur kann die Rechnung verhageln

Als besonders rentabel stellten sich der BMW 320d, der Audi A4 2.5 TDI quattro, der Kia Carnival TD RS und der Mercedes C 220 CDI T Classic heraus. Bei diesen Modellen kann man bis zu elf Pfennig pro Kilometer sparen. Der Unterschied ist jedoch nicht immer so groß, dass sich der Diesel tatsächlich lohnt. Maurer: "Ein Kostenvorteil von 100 Mark im Jahr bringt gar nichts, der kann leicht von einer Reparatur aufgefressen werden." Und bei Kleinwagen schneiden Selbstzünder sogar tendenziell schlechter ab.

Wer noch etwas mehr sparen will als beim herkömmlichen Diesel, kann auf Biodiesel umsteigen. Der aus Raps hergestellte Kraftstoff ist einige Pfennige billiger, weil für ihn keine Mineralölsteuer gezahlt werden muss. Viele Neuwagen sind für den Bio-Sprit geeignet, einige Hersteller verlangen dafür jedoch einen Aufpreis. Sie versichern, dass Biodiesel dem Motor nicht schadet. Manche Experten warnen allerdings vor technischen Problemen durch Biodiesel, beispielsweise mit der Pumpe oder der Standheizung.

Stefanie Schramm

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