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Wirtschaft: Doppelt benachteiligt

DGB-Studie zu jugendlichen Migranten

Berlin - Junge Migranten in Deutschland haben Schwierigkeiten, nach der Schule eine Ausbildung oder Beschäftigung zu finden. Ursache sind in erster Linie durchschnittlich niedrigere Bildungsabschlüsse. Aber „auch bei gleichen Abschlüssen, gleichem Engagement, trotz höherer Mobilität und Umzugsbereitschaft, finden sie seltener einen Ausbildungsplatz“, wie aus einer Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) über „Jugendliche mit Migrationshintergrund: Am Arbeitsmarkt doppelt benachteiligt“ hervorgeht. Denn, so die These der Autoren, Migranten werden, eben weil sie Migranten sind, seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen und haben weniger Netzwerke und Beziehungen, um in die Arbeitswelt einzusteigen.

In Zahlen aus dem Jahr 2008 ausgedrückt ist die Situation folgende: Jeder vierte Jugendliche im ausbildungsfähigen Alter hat einen Migrationshintergrund – 2,3 Millionen der 9,5 Millionen 15- bis 25-Jährigen in Deutschland. Mit 12,6 Prozent sind fast doppelt so viele Migranten erwerbslos wie Nichtmigranten. Entsprechend groß sei das Risiko auf staatliche Transferleistungen angewiesen zu sein: Jeder dritte Jugendliche mit Migrationshintergrund lebt von Hartz IV. Drei von zehn Migranten über 25 Jahre haben keinen Berufsabschluss – unter den Nichtmigranten ist es jeder Elfte. Doch auch hochqualifizierte Migranten finden seltener eine Anstellung. Auch im öffentlichen Dienst zeigt sich das gleiche Bild: Lediglich drei Prozent der jüngeren Angestellten sind Migranten, in anderen Ländern sind es durchschnittlich zehn Prozent. Internationale Vergleichsstudien zeigten, dass in Deutschland schulischer wie beruflicher Erfolg und Misserfolg in besonderem Maße vom Elternhaus abhängt: Häufig würden Verliererbiografien von einer Generation auf die nächste vererbt.

„Das ist tragisch für jeden Einzelnen der jungen Menschen und ein großer Nachteil für uns alle“, sagt Annelie Buntenbach, Mitglied des DGB-Bundesvorstandes, dem Tagesspiegel. „Wir können es uns nicht leisten, sehenden Auges Jugendarbeitslosigkeit zu produzieren, wenn auf der anderen Seite Fachkräfte fehlen werden.“ Sara Schurmann

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