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Wirtschaft: Doppelt hält besser

Wirtschaft bietet 60 000 neue Ausbildungsplätze an

Berlin - Drei Jahre nach seiner Einführung ist der Ausbildungspakt um weitere drei Jahre verlängert worden. Ein entsprechendes Papier wurde am Montag von Vertretern der Bundesregierung und Wirtschaftsverbänden in Berlin unterzeichnet. Darin verpflichten sich die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft künftig 60 000 neue Ausbildungsplätze pro Jahr anzubieten – bisher waren 30 000 neue Plätze zugesagt. Alle Partner lobten die neue Übereinkunft.

„Der Pakt wird nicht nur fortgeschrieben, sondern auch verbessert“, sagte Bundesarbeitsminister Franz Müntefering (SPD). So wolle man in Zukunft dafür sorgen, dass kein Mensch unter 25 Jahren länger als drei Monate arbeitslos ist. Im Moment seien Personen dieser Gruppe im Durchschnitt etwas mehr als vier Monate ohne Job. Der Arbeitsminister räumte aber ein, dass das Hauptziel des im Jahr 2004 geschlossenen Pakts, jedem ausbildungsfähigen und -willigen Jugendlichen eine Lehrstelle zu vermitteln, verfehlt wurde. „Wir sind am Ziel nahe dran, aber wir haben es noch nicht erreicht“, sagte Müntefering. Angesichts weiter steigender Bewerberzahlen betonte er zudem: „Der Pakt hat sich gelohnt, aber das Problem ist überhaupt nicht gelöst.“

So wurden seit Start des Pakts zwar jährlich rund 60 000 neue Ausbildungsplätze eingeworben – also etwa so viele wie jetzt erwartet. Unter dem Strich wuchs die Gesamtzahl der Ausbildungsverträge aber weit weniger: von rund 560 000 im Jahr vor Beginn des Pakts auf etwa 576 000 im vergangenen Jahr. „Im laufenden Ausbildungsjahrgang sind noch 17 400 Bewerber unversorgt“, sagte Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU).

Im neuen Pakt sagt die Wirtschaft auch zu, die Zahl der Einstiegsqualifikationen (EQJ) um 15 000 auf 40 000 zu erhöhen. Das sind einjährige Qualifizierungsmaßnahmen, bei denen Jugendliche in Betrieben erste Berufserfahrungen sammeln können. Der Staat bezuschusst die EQJ mit 300 Euro pro Platz und Monat. Diese Einstiegsmöglichkeit sei außerordentlich erfolgreich, sagte Müntefering. Etwa 70 Prozent der Teilnehmer kämen anschließend in Ausbildung.

Unterdessen kritisierten Gewerkschaftsvertreter den Pakt scharf. „Die Erfahrungen mit dem Ausbildungspakt der vergangenen drei Jahre zeigen, dass er eine Mogelpackung ist“, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock. Auf zehn freie Lehrstellen bewürben sich im Westen 17 Jugendliche, im Osten sogar 20. „Viele junge Leute landen im Maßnahmen-Dschungel, die Bugwelle der Altbewerber wird immer größer“, sagte Sehrbrock. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi schloss sich der Kritik des DGB an. „Der Ausbildungspakt bleibt ein Placebo, und daran wird sich auch nichts ändern, wenn er immer wieder erneuert und verlängert wird“, erklärte der stellvertretende Verdi-Vorsitzende Frank Werneke.

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