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Der Skeptiker. Der britische Verteidigungsminister Philip Hammond glaubt nicht an eine Einigung bis Mittwoch. Foto: Reuters

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Wirtschaft: Dreikampf

Der Streit um die Fusion von EADS und BAE geht weiter. Investor hat Zweifel.

Berlin/Birmingham - Unternehmen und Regierungen ringen offenbar um die letzte Chance für die Mega-Fusion des Luft- und Raumfahrtkonzerns EADS mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems. „Wir brauchen auf der Regierungsseite einen greifbaren Fortschritt, der die konkrete Hoffnung begründet, dass man zu einer Einigung kommen kann“, hieß es in EADS-Firmenkreisen am Montag mit Blick auf eine mögliche Fristverlängerung für das Fusionsbegehren über den 10. Oktober hinaus. Verhandlungsnahen Kreisen zufolge ist dies aber nur sinnvoll, wenn zumindest in Grundsatzfragen Einigkeit besteht.

Großbritanniens Verteidigungsminister machte wenig Hoffnung: „Ehrlich gesagt, gehe ich nicht davon aus, dass es irgendeine Chance gibt, dass bis Mittwoch eine Vereinbarung steht“, sagte Philip Hammond der BBC. Auch von Investorenseite kommt Gegenwind. Der größte BAE-Anteilseigner, der Investmentfonds Invesco Perpetual, zweifelt die Strategie des Vorhabens an. „Invesco versteht die strategische Logik des geplanten Zusammenschlusses nicht“, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Schreiben. Auch eine zu erwartende hohe Staatsbeteiligung an dem neuen Konzern passt dem Großinvestor, einer internationalen Vermögensverwaltung, nicht.

Wegen des Streits zwischen Frankreich, Großbritannien und Deutschland unter anderem über die Höhe der Staatsanteile am neuen Konzern waren die Verhandlungen in eine Sackgasse geraten. Nach britischem Recht müssen die beiden fusionswilligen Unternehmen jedoch bis Mittwoch 18 Uhr darlegen, ob sie ihren Plan weiterverfolgen. Derzeit hält der französische Staat 15 Prozent an EADS, was neun Prozent am neuen Unternehmen ergäbe. Sollte Frankreich noch das Aktienpaket des französischen Medienunternehmens Lagardère dazu kaufen, käme das Land im neuen Konzern auf 13,5 Prozent.

Deutschland hat immer wieder betont, sich auch bei der Beteiligung am neuen Unternehmen auf einer Augenhöhe mit Frankreich wiederfinden zu wollen. Hielte Deutschland ebenfalls 13,5 Prozent, kämen die beiden Nachbarländer zusammen auf eine Sperrminorität und könnten das Unternehmen maßgeblich beeinflussen. Für diesen Fall will die britische Regierung wie bereits angekündigt, ihr Veto einlegen – die Fusion wäre gescheitert.

Die Bundesregierung ließ sich nicht in die Karten schauen. Es gelte nach wie vor, dass die Bundesregierung „mit großer Sorgfalt“ die relevanten Fragen mit Unternehmen wie Regierungen erörtere, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag. Im Raum steht auch noch die deutsche Forderung, dass der Sitz eines wichtigen Konzernteils wie beispielsweise das Hauptquartier in Deutschland sein sollte. Derzeit gelten als Sitze der neuen Gesellschaft Toulouse für den Flugzeugbau und London für die Verteidigungstechnik als gesetzt.

Mit der Fusion zwischen EADS und BAE Systems würde das weltweit größte Unternehmen der Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungstechnik entstehen mit einem Umsatz von rund 72 Milliarden Euro und weltweit gut 220 000 Beschäftigten. rtr/dpa

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