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Wirtschaft: Dresdner Bank zieht Allianz nach unten

Versicherungskonzern schreibt im ersten Halbjahr hohe Verluste /Ziele für das Gesamtjahr zurückgenommen

München (nad). Die Krise ihrer Tochter Dresdner Bank hat den größten europäischen Versicherungskonzern Allianz im ersten Halbjahr tief in die roten Zahlen gestürzt. Auch für das Gesamtjahr sieht es düster aus: „Aufgrund der schlechten Stimmung an den Finanzmärkten werden wir unsere Ziele für das Gesamtjahr nicht einhalten können“, sagte Allianz-Controlling-Vorstand Helmut Perlet am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen in München. An der Börse wurde die Aktie abgestraft: Sie verlor bis zum Schluss rund 2,8 Prozent auf 125,88 Euro.

Im zweiten Quartal machte die Allianz-Gruppe einen Verlust von 356 Millionen Euro. Bereits vor gut zwei Wochen hatte der Versicherungskonzern vor dem Quartalsverlust gewarnt und seine Gewinnprognose für das Jahr 2002 aufgehoben. Eine neue Gewinnprognose gab die Alianz nicht.

Ursprünglich wollte der Konzern seinen Gewinn in diesem Jahr auf mehr als drei Milliarden Euro verdoppeln. Doch das Bankgeschäft macht der Allianz einen Strich durch die Rechnung: Im gesamten ersten Halbjahr verbuchte der Konzern in diesem Bereich einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro – für den Löwenanteil ist die Dresdner Bank verantwortlich. Insgesamt fiel das Konzernergebnis vor Steuern und Goodwill-Abschreibungen im ersten Halbjahr um 6,1 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro.

„Wir können mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein“, sagte Perlet. Das Bankgeschäft habe sich vor allem wegen des volatilen Marktumfeldes und der zunehmenden Zahl von Insolvenzen schwieriger als erwartet gestaltet. Ein hoher Wertberichtigungsbedarf im Kreditportfolio, vor allem in Lateirika und im Telekommunikationssektor, habe das Ergebnis des Firmenkunden- und Investmentbanking-Geschäfts (Corporates & Markets) erheblich belastet. Die Risikovorsorge der Dresdner Bank verdoppelte sich auf 1,051 Milliarden Euro. Mit solch schlechten Zahlen hatten selbst Analysten nicht gerechnet. „Die Risikovorsorge ist explodiert“, sagte Carsten Zielke von WestLB Panmure. Auch von so hohen Verlusten im Bankgeschäft sei er nicht ausgegangen. Auch für das zweite Halbjahr rechnet die Allianz noch mit roten Zahlen bei der Dresdner Bank. Dennoch verteidigte Vorstandsmitglied Perlet die Übernahme der drittgrößten deutschen Bank vor gut einem Jahr. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Dresdner Bank im kommenden Jahr wieder profitabel sein werde. Bis dahin sollen Kosten von rund zwei Milliarden Euro eingespart werden. Angesichts der drohenden Verluste hatte Dresdner-Bank-Vorstandschef Bernd Fahrholz vor zwei Wochen angekündigt, 3000 Arbeitsplätze zu streichen – zusätzlich zum bereits beschlossenen Abbau von 8000 Stellen.

Wie Perlet versicherte, müssten bei der Dresdner Bank keine Geschäftsbereiche geschlossen werden. Spekulationen über einen Verkauf der Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein, die Bestandteil der verlustreichen Sparte Corporates & Markets ist, trat der Controlling-Chef energisch entgegen. Der Bereich solle durch Einsparungen profitabel gemacht werden. Durch den Verlust im Bankgeschäft schmolz der Gewinn der Allianz nach 1,9 Milliarden Euro im ersten Quartal auf 1,6 Milliarden im ersten Halbjahr zusammen – dennoch ein Plus von 15 Prozent gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres. Besser als erwartet lief im ersten Halbjahr das Kerngeschäft Versicherungen: Die weltweiten Bruttobeitragseinnahmen stiegen um gut zwölf Prozent auf 42,1 Milliarden Euro. Nach diesem deutlichen Plus werde der Zuwachs voraussichtlich auch im Gesamtjahr stärker ausfallen als die bislang geplanten vier Prozent, sagte Perlet. Zulegen konnte im ersten Halbjahr insbesondere das Geschäft mit Lebens- und Krankenversicherungen: Es stieg um 21,3 Prozent auf 18,9 Milliarden Euro.

Die dramatischen Überschwemmungen in Süd- und Ostdeutschland werden das Ergebnis nach Einschätzung der Allianz im Gesamtjahr nicht nennenswert belasten.

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