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Wirtschaft: Dresdner steigt in den Stromhandel ein

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Dresdner Bank will in zwei bis drei Jahren auch in den Stromhandel einsteigen.

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die Dresdner Bank will in zwei bis drei Jahren auch in den Stromhandel einsteigen.Erste Überlegungen über ein solch neues und für deutsche Geldhäuser bislang einmaliges Geschäftsfeld werden derzeit bei der drittgrößten deutschen Bank angestellt.Dabei werde es, so Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Leiter des Edelmetall- und Rohstoffhandels, nicht um den physischen Stromhandel gehen, sondern um ein Engagement im finanziellen Handel und damit um Termin- und Swapgeschäfte mit Strom.Die Dresdner Bank will dabei Stromabnehmern - in erster Linie Großkunden - Preisrisiken absichern und generell beim Risikomanagement des Strombezuges helfen.Wie lukrativ das neue Geschäftsfeld sein könnte, läßt Wrzesniok-Roßbach noch offen, man stehe erst am Anfang der Überlegungen.

In den USA ist der Stromhandel schon eine feste Größe.Mehrere hundert Unternehmen tummeln sich dort in diesem Bereich.Hierzulande erlaubt das Kreditwesengesetz den Banken seit Anfang dieses Jahres, auch in den Handel mit Rohstoffen einzusteigen.Dazu zählt auch Elektrizität.Voraussetzung für den Aufbau eines solchen Geschäftsfeldes wäre allerdings eine Strombörse.Damit rechnet Wrzesniok in Deutschland frühestens in zwei Jahren.

Frankfurt (Main), Hannover und Düsseldorf sind derzeit als mögliche Standorte für eine deutsche Strombörse im Gespräch.Nach Ansicht von Wrzesniok müßte sie auf der Basis eines vollelektronischen Handels basieren und sich zunächst um Kassa-Geschäfte für den physischen Strombezug kümmern.Großkunden könnten sich dort kurzfristig mit Strom für den nächsten Tag oder die nächste Woche eindecken.Zug um Zug könnte die Strombörse ihr Angebot dann auch auf Termin- und Swapgeschäfte ausweiten.Deutschland wird dabei allerdings nicht die Vorreiterrolle spielen.Denn bereits Anfang 1999 soll in Amsterdam die erste Strombörse in Europa eröffnet werden.

Eine Strombörse wäre ein Ergebnis der sich derzeit nach Ansicht der Volkswirte der Dresdner Bank rasant veränderten Strommärkte.Hierzulande ist der Strommarkt seit Ende April vollständig liberalisiert.Theoretisch kann jedes Unternehmen und jeder Privathaushalt auswählen, wo der Strom eingekauft wird.Die Marktöffnung hat nach Ansicht der Dresdner Bank gravierende Effekte.Zum einen werden die Strompreise deutlich sinken.Bei Großabnehmern sei dies mit Abschlägen von bis zu 25 Prozent bereits erfolgt, bei kleinen und mittleren Industriekunden werde dies in den nächsten Monaten geschehen.Generell dürfen die Strompreise für die Wirtschaft um etwa 25 Prozent sinken.Allerdings werde die Ökosteuer, so die Dresdner Bank, wieder zu einer Erhöhung von etwa 15 Prozent führen.Privathaushalte, die derzeit schon doppelt so viel zahlen wie Industriekunden, werden von der Marktöffnung nichts spüren.Die Preise werden, so prognostiziert Dresdner-Bank-Energieexperte Hans-Peter Muntzke kaum sinken, ein Wechsel des Stromanbieters sei für Private derzeit praktisch nicht möglich.

Zweite Konsequenz der Liberalisierung: Der Konzentrationsprozeß wird sich beschleunigen, auch durch den Markteintritt ausländischer Stromerzeuger.So hätten US- Energiekonzerne starkes Interesse an der Übernahme europäischer Stromversorger.Von derzeit 900 Stadtwerken, so Muntzke, werde nicht einmal ein Drittel überleben.Damit sind auch viele der derzeit rund 180 000 Arbeitsplätze in der deutschen Stromwirtschaft gefährdet.

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