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Wirtschaft: Duisenbergs Größe

Wim Duisenberg, der am vergangenen Sonntag in Südfrankreich verstorbene frühere Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hat seinen Platz in den Annalen der Geschichte sicher. Schließlich hatte der Niederländer wesentlichen Anteil daran, dass der Euro und die EZB – entgegen den Erwartungen vieler – ein Erfolg wurden.

Wim Duisenberg, der am vergangenen Sonntag in Südfrankreich verstorbene frühere Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), hat seinen Platz in den Annalen der Geschichte sicher. Schließlich hatte der Niederländer wesentlichen Anteil daran, dass der Euro und die EZB – entgegen den Erwartungen vieler – ein Erfolg wurden. Und für seine Nachfolger setzte Duisenberg Maßstäbe, wenn es darum geht, jeder noch so penetranten Einmischung von Politikern zu trotzen.

Als der Euro im Jahr 2000 gegenüber dem Dollar zeitweise bis auf 81 USCents fiel, lastete man das dem Mann in der Zentrale in Frankfurt an. Ebenso den späteren starken Aufschwung. Duisenberg ignorierte die Kritiker, denn er wusste, Währungsschwankungen hatten schon immer viele Ursachen. Aber deswegen war das Projekt nicht falsch konzipiert, und in jedem Fall ist es nicht Aufgabe der EZB, Wechselkurse zu managen. Couragiert widersetzte sich der Mann mit dem schlohweißen, etwas wirren Haar den selbstgefälligen Politikern aus Frankreich, Italien und Deutschland. Jahrelang drängten sie ihn, die Zinsen zu senken, weil sie glaubten, dies würde eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung bewirken. Duisenberg begriff, dass die Väter des Euro ihrer Zentralbank eine simple Aufgabe gegeben hatten: für Preisstabilität zu sorgen. Wie er immer wieder hervorhob, sind die wirtschaftlichen Probleme die Probleme der Politiker, nicht seine.

Arbeit und Wirtschaftswachstum lassen sich durch Strukturreformen fördern. Das Alte Europa hat dieses Rezept abgelehnt und gleichzeitig auf ein Geschenk aus Frankfurt gedrängt. Dank der klugen Führung Duisenbergs bleibt der Euro heute stark. Dadurch, dass den Politikern die Kontrolle über die Druckpressen verweigert wurde, trägt der Euro dazu bei, die Länder der Eurozone zu zwingen, Steuersenkungen und Rentenreformen ins Auge zu fassen. Wenn das Experiment einer Gemeinschaftswährung am Ende scheitert, wird die Schuld vor allem bei den politischen Entscheidungsträgern in den nationalen Hauptstädten zu suchen sein.

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