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Wirtschaft: E-Plus startet Billigmarke

Wer auf Service verzichtet, kann künftig besonders günstig mobil telefonieren

Berlin - E-Plus nimmt sich ein Beispiel an den Billigfliegern. Der Handynetzbetreiber gründet ein neues Unternehmen, Simyo, das mobiles Telefonieren zu besonders günstigen Konditionen bieten will. Auf Service und Zusatzleistungen muss der Kunde allerdings verzichten. Die Kunden können die Mobilfunkkarten mit einem beliebigen Guthaben im Internet kaufen, ohne sich vertraglich binden zu müssen. Die Sim-Karte wird dann mit der Post zugeschickt. Subventionierte Mobiltelefone gibt es bei diesem Angebot nicht. Zielgruppe des Mobilfunkdiscounters sei die Gruppe der rund 15 Millionen Handy-Besitzer, die das Internet regelmäßig zum Einkauf nutzten, sagte der Geschäftsführer von Simyo, Rolf Hansen. Simyo wird eine eigenständige Gesellschaft sein, an der E-Plus 90 Prozent der Anteile hält.

Die neue Billigmarke ist ein Versuch, auf dem bereits gesättigten deutschen Mobilfunkmarkt neue Kunden zu gewinnen. E-Plus, als drittgrößter Anbieter mit einem Marktanteil von 13,3 Prozent, muss dabei weniger als die beiden Marktführer T-Mobile und Vodafone fürchten, sich die eigenen Kunden in den höherpreisigen Tarifen abspenstig zu machen. Zudem ist das Netz von E-Plus mit aktuell rund 9,7 Millionen Kunden noch lange nicht ausgelastet. Im Ausland – vor allem in Skandinavien – gibt es bereits Vorbilder für Discountangebote im Mobilfunk wie E-Plus es nun startet.

„Es war klar, dass das auch in Deutschland kommen musste. Andere Anbieter werden mit ähnlichen Tarifen folgen“, sagt Roman Friedrich, Telekommunikationsexperte bei der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton. Friedrich rechnet damit, dass es sowohl von E-Plus als auch von anderen Mobilfunkfirmen weitere neue Marken mit Angeboten für ganz bestimmte Zielgruppen geben wird. „Das ist ganz typisch für einen gesättigten Markt“, sagt Friedrich. „Früher reichte es, ein Angebot für alle zu haben, jetzt geht es darum, spezifische Tarife für ganz bestimmte Zielgruppen zu entwickeln.“

Als ein Vorreiter in diesem Markt kann Tchibo gelten. Bereits im vergangenen Jahr startete der Kaffeeröster ein Mobilfunkangebot zusammen mit dem Netzbetreiber O2. „Der Unterschied zum Angebot von E-Plus liegt vor allem darin, dass Tchibo großen Wert auf Transparenz und Einfachheit gelegt hat, nicht so sehr darauf, der billigste zu sein“, sagt Friedrich.

Tatsächlich ist das Angebot von Simyo (Start ist am 30. Mai) deutlich günstiger als andere Angebote am Markt: Das Starter-Paket kostet 19,95 Euro inklusive zehn Euro Gesprächsguthaben. Es gelten nur zwei Preise: Ein Minutenpreis von 19 Cent rund um die Uhr für alle Anrufe innerhalb Deutschlands und 14 Cent für das Versenden von SMS. Zum Vergleich: Bei Tchibo zum Beispiel kostet die Minute 35 Cent, SMS kosten 19 Cent.

Verbraucherschützer begrüßten das neue Angebot von E-Plus. „Es zeigt sich im Markt eine Tendenz, für bestimmte Zielgruppen überschaubare Tarife anzubieten“, sagte Michael Bobrowski vom Verbraucherzentrale Bundesverband dem Tagesspiegel. „Ich werte das als ein Indiz dafür, dass unsere Kritik am Tarifwirrwarr im Mobilfunk berechtigt ist.“

Simyo-Kunden, die mehr wollen als nur telefonieren – zum Beispiel Bilder verschicken (MMS) – und die ihr Handy auch mal im Ausland nutzen wollen, zahlen die regulären E-Plus-Preise für vorausbezahlte Guthabenkarten (Prepaid). „Empfehlenswert ist das Angebot für alle Handybesitzer, die Simyo vor allem in Deutschland nutzen wollen“, sagt Martin Müller vom Internetmagazin Teltarif. Die Nutzung des neuen Angebotes im Ausland sei hingegen deutlich teurer als hierzulande.

Auch wenn die Tarifstruktur mit nur zwei Preisen innerhalb Deutschlands übersichtlich ist, mit immer mehr auf spezielle Kundengruppen zugeschnittenen Angeboten wird die Tarifvielfalt auf dem Markt tendenziell größer. „Es besteht die Gefahr, dass die neuen Tarife zu noch mehr Unübersichtlichkeit führen“, sagt Telekommunikationsexperte Friedrich. Er erwartet auch nicht, dass die Preise auf breiter Basis sinken werden. „Es gibt gute Gründe für höhere Preise. Dafür bekommt man mehr Service und innovative Produkte. Innovationen dürfen Kunden bei den Discountern nicht erwarten.“

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