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Wirtschaft: Easyjet will auch nachts fliegen

Der britische Billigflieger kritisiert die Auflagen für den geplanten Berliner Großflughafen – und warnt vor weniger Wachstum

Berlin - Die Kritik an den Auflagen für Nachtflüge am geplanten Berliner Großflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) verschärft sich. Nun fordert auch der britische Billigflieger Easyjet den Verzicht auf das Abendflugverbot: „Es muss sichergestellt werden, dass der BBI bis Mitternacht offen ist. Einen Flughafen um 22 Uhr zu schließen, ist so, als wenn man das WM-Endspiel nach 70 Minuten abpfeifen würde“, sagte John Kohlsaat, Geschäftsführer von Easyjet Deutschland, dem Tagesspiegel am Montag. „Das drohende Abendflugverbot wäre eine gewaltige Verschlechterung.“

Alle Easyjet-Flugzeuge kehrten nach 22 Uhr nach Schönefeld zurück, sagte Kohlsaat. „Wir sind in Berlin auch deshalb so stark gewachsen, weil wir zwischen 22 und 24 Uhr landen können. Wenn dies nicht mehr möglich ist, müssen wir uns fragen, ob wir in Zukunft noch so schnell wie bisher wachsen können.“ Am Flughafen Schönefeld darf heute 24 Stunden lang gestartet und gelandet werden, in Tegel bis 23 Uhr. Am vergangenen Donnerstag hatte das Leipziger Bundesverwaltungsgericht grünes Licht für den Bau des BBI gegeben – mit strengen Auflagen. Die Bürgerinitiative gegen das Luftkreuz wies am Montag die Forderungen nach einem weitgehend uneingeschränkten Nachtflugverkehr zurück. Die Anwohner hätten einen Rechtsanspruch auf den Schutz der Nachtruhe, betonte ein Vertreter des Bündnisses in einem Offenen Brief an die Fluggesellschaft Air Berlin. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gibt am Donnerstag eine Regierungserklärung zu den Konsequenzen des Gerichtsurteils ab.

Easyjet hat mit der Eröffnung seines Drehkreuzes in Berlin-Schönefeld vor fast zwei Jahren maßgeblich zum Wachstum des Flugverkehrs in Berlin beigetragen. Für Billig- und Charterferienflieger sind die Lande- und Starterlaubnisse am späten Abend und frühen Morgen besonders wichtig, weil sie so ihr Fluggerät besser ausnutzen können. Deshalb hat auch Air Berlin das Urteil heftig kritisiert. Bis 2011 plane Air Berlin 44 Frequenzen zu diesen Tagesrandzeiten – die müssten dann gestrichen werden, sagte Sprecher Peter Hauptvogel. Diese Kapazitäten würden dann auf andere Flughäfen verteilt werden, die Abendflüge erlauben.

Bei der Lufthansa sorgt man sich vor allem um die Ferienflieger-Tochter Condor. „Ein Drittel der Condor-Flüge ab Berlin findet zwischen 22 und sechs Uhr morgens statt, ein Sechstel zwischen null und fünf Uhr“, sagt Sprecher Stefan Schaffrath. Mit den Auflagen könne der Flughafen womöglich nicht „das Minimum bieten, um wirtschaftlich fliegen zu können“.

Das meint auch Easyjet-Deutschlandchef Kohlsaat: „Nur wenn Flugzeiten und Design des Flughafens den Ansprüchen des modernen Flugverkehrs entsprechen, wird die Milliardeninvestition BBI zur Erfolgsgeschichte. Ansonsten sollte man besser darüber nachdenken, ob man nicht alles lässt, wie es ist.“

Am Flughafen München gibt es ein vergleichbares Flugverbot zu den Tagesrandzeiten. Hier hat man jedoch ein zusätzliches „Jahreslärmkontingent“ ausgehandelt. Wie das Urteil in Berlin ausgelegt wird, entscheidet das Verkehrsministerium Brandenburg. Die Berliner Flughafengesellschaft und Berlins Wirtschaftssenator Harald Wolf haben versichert, dass sie sich dort für die Bedürfnisse der Fluggesellschaften einsetzen wollen.

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