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Wirtschaft: Ehrlichkeit ist die beste Politik

Wer noch daran zweifelt, dass Vertrauen die Grundlage für funktionierende Märkte ist, sollte sich ansehen, was vergangene Woche an der Wall Street passierte. Der Dow Jones fiel am Montag um 2,2 Prozent, nachdem bekannt geworden war, dass der Chef von Tyco International, Dennis Kozlowski, überraschend zurückgetreten ist und Ermittlungen wegen Steuerbetrugs gegen ihn eingeleitet wurden.

Wer noch daran zweifelt, dass Vertrauen die Grundlage für funktionierende Märkte ist, sollte sich ansehen, was vergangene Woche an der Wall Street passierte. Der Dow Jones fiel am Montag um 2,2 Prozent, nachdem bekannt geworden war, dass der Chef von Tyco International, Dennis Kozlowski, überraschend zurückgetreten ist und Ermittlungen wegen Steuerbetrugs gegen ihn eingeleitet wurden. Die Nasdaq verzeichnete mit minus 3,3 Prozent sogar einen noch stärkeren Verlust und erreichte wieder ihren Tiefststand vom letzten Oktober.

Tycos Talfahrt an der Börse ist für die Investoren nur der jüngste Schock in einer anhaltenden Krise des Vertrauens in Unternehmensstandards und Bilanzierung. Der Telekommunikationsausrüster Adelphia ist implodiert, seit die Investoren erfuhren, dass die Mehrheitseigner, die Rigas-Familie, das Unternehmen wie ihre eigene Bank behandelt hatten. Namhafte Konzerne wie Xerox und General Electric, und jetzt sogar Microsoft, werden von der US-Börsenaufsicht SEC genauestens unter die Lupe genommen. Die Folge ist fehlendes Vertrauen. Und die Vertrauenskrise hilft auch die paradoxe Situation der allmählich einsetzenden wirtschaftlichen Erholung in den USA zu erklären. Während das Bruttoinlandsprodukt zügig steigt und die Prognosen günstig sind, ist die Stimmung an den Aktienmärkten schlecht. Das passiert so gut wie nie nach einer Rezession.

Vor allem aber hält die Beunruhigung über die Praktiken der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Andersen an. Im Fall des bankrotten Energiekonzerns Enron und bei vielen anderen Firmen half sie beim Vertuschen und vernachlässigte damit aufs Schwerste ihre Pflicht gegenüber den Investoren. Und wer bislang noch behauptete, Andersen wäre eine Ausnahme, muss nun zur Kenntnis nehmen, dass die Prüfungsgesellschaft Deloitte&Touche es überhaupt nicht für nötig hielt, die Adelphia-Firmenleitung über die Insider-Transaktionen der Familie Rigas zu informieren – eine Lehre aus jedem Grundkurs für Geschäftsethik. Das Vertrauen wird sicher wiederkehren. Aber daneben sollten Investoren und Aufsichtsräte – ganz gleich auf welche brutale Weise – die Geschäftsführer an manch grundlegende moralische Lektion erinnern, wie etwa die, dass Ehrlichkeit immer noch die beste Politik ist.

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