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Wirtschaft: Ein Leben mit der Cloud

„Ich bin so sehr Cloud, dass ich regne und nicht schwitze“, sagt Sascha Lobo, Blogger und Internetweiser. Für ihn ist die Datenwolke Teil von Arbeit und Leben: Wo er sich befindet, was er mit seiner Kreditkarte kauft, welche Internetseiten er besucht – alles ist online gespeichert und abrufbar.

„Ich bin so sehr Cloud, dass ich regne und nicht schwitze“, sagt Sascha Lobo, Blogger und Internetweiser. Für ihn ist die Datenwolke Teil von Arbeit und Leben: Wo er sich befindet, was er mit seiner Kreditkarte kauft, welche Internetseiten er besucht – alles ist online gespeichert und abrufbar. Lobo ist ein Extrembeispiel, einer „der im Internet für Sie rumhängt“ und das Machbare testet. Doch er fordert auch Unternehmen auf, sich mehr zu öffnen, die Chancen der Cloud zu sehen und nicht nur die Gefahren – und ihre Arbeitsabläufe den Möglichkeiten anzupassen. „In jeder Branche muss der Mehrwert durch soziale Vernetzung erkannt und genutzt werden“, sagt Lobo.

Für ihn ist klar: Cloud gibt es nicht ohne Crowd – die Wolke gibt es nicht ohne die vernetzten Massen. Und genau die sollten Unternehmen künftig stärker zu ihrem Vorteil einsetzen. Ein Beispiel: Auf der Internetplattform Innocentive stellen Firmen Probleme online – wer es schafft, sie zu lösen, erhält eine Belohnung. Hier wird der Wissensprozess laut Lobo vom eigenen Rechner ins Internet verlagert – er fordert, dass dies auch für Arbeitsprozesse geschieht: „Die Cloud kann für Unternehmen das tun, was Ebay für den Dachboden getan hat: ungenutztes Kapital an Wissen in den Wirtschaftskreislauf überführen.“

Damit das möglich wird, müsse allerdings ein Umdenken einsetzen. Unternehmen haben für Lobo durch die Cloud nicht nur die Möglichkeit für Kollaborationen, sondern die Pflicht, denn die Cloud steigere die Effizienz. Statt Mail-Durcheinanders mit verschiedenen Versionen eines Dokuments, könne gleichzeitig an einem Text gearbeitet werden, der in der Cloud liegt. Undenkbar? Nur eine Frage der Gewöhnung, sagt Lobo, der seine Bücher selbst gleichzeitig mit den Mitautoren in einem Dokument verfasst. „Man kann lernen, zu fünft an einem Text zu schreiben.“

Zugleich fordert Lobo, dass Informationen nicht gehortet, sondern in Echtzeit in die Cloud geladen werden. „Wissen ist dann kein Zustand mehr, sondern ein Prozess.“ Wochenenden zur Weiterbildung könnten so abgeschafft und diese in den Alltag integriert werden. Jeder einzelne Mitarbeiter müsste dazu allerdings seine Arbeitsgewohnheiten ändern. Das Gefühl, es schaue ständig jemand über die Schulter – auch daran müsse man sich gewöhnen. Schließlich rät Lobo den Unternehmen, vor allem zu beachten, dass das Erfolgskriterium für Anwendungen Einfachheit heißt. „Komplexität ist der Killer für die Cloud“, sagt er.

Lobo ist sich sicher, dass für Firmen kein Weg an der Datenwolke vorbeiführt. Sie sollten aufpassen, nicht außen vor zu bleiben. „Die Cloud macht mit Unternehmen, was Social Media mit Privatpersonen macht.“ Wer nicht im richtigen Netzwerk angemeldet ist, riskiert, die nächste Partyeinladung zu verpassen – und abgehängt zu werden. Anika Kreller

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