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Wirtschaft: Ein riskanter Weg zur privaten Rente

Der Staat, so müssen wir mehr und mehr befürchten, wird uns im Alter keine ausreichende Rente mehr bezahlen können.Schön wäre es, wenn man ihn - über Steuerersparnisse - wenigstens am Aufbau einer privaten Vorsorge finanziell beteiligen könnte.

Der Staat, so müssen wir mehr und mehr befürchten, wird uns im Alter keine ausreichende Rente mehr bezahlen können.Schön wäre es, wenn man ihn - über Steuerersparnisse - wenigstens am Aufbau einer privaten Vorsorge finanziell beteiligen könnte.Das verspricht der Finanzdienstleister Sparrenta in Stuttgart.Er hat ein trickreiches Koppelprodukt erfunden, das aber vor Risiken nur so strotzt.

Ein Baustein des Vorsorgeplans ist eine Rentenversicherung der Generali-Gruppe.Hinzu kommen noch ein Fondssparplan und ein Kredit, vorzugsweise in Schweizer Franken.Das Konzept sieht vor, daß der Kunde eine lebenslange Rente kauft, für die er einen hohen Einmalbeitrag bezahlt.Diesen Einmalbeitrag finanziert er über einen Kredit - in Schweizer Franken sind die Zinsen besonders niedrig.Zurückgezahlt werden muß der Kredit ungefähr dann, wenn der Kunde voraussichtlich in Ruhestand gehen wird.Bis dahin zahlt er die monatliche Rente (die er vor dem Ruhestand ja noch nicht zum Leben benötigt) in einen Aktienfonds ein.So baut sich langsam ein Kapitalpolster auf, und mit dem Ersparten läßt sich dann zum gegebenen Zeitpunkt der Kredit tilgen.Was bleibt, ist die lebenslange Rente.

Das klingt ganz wunderbar.Vor allem, weil Steuervorteile hinzukommen.Von der Rente muß nämlich nur der sogenannte Ertragsanteil - laut Sparrenta sind das bei einem 43jährigen rund 50 Prozent - versteuert werden.Auch beim Aktienfonds ist ein großer Teil des Ertrags - der aus Kursgewinnen stammt - steuerfrei.Andererseits gelten die Kreditzinsen als Werbungskosten, wenn bei dem gesamten Modell eine Gewinnerzielungsabsicht erkennbar ist.In einer Modellrechnung der Sparrenta erwirbt so ein 40jähriger, lediger Mann mit einem zu versteuernden Einkommen von 100 000 DM für einen Nettoaufwand von insgesamt nur gut 61 000 DM eine lebenslange, ab dem Jahr 2014 zur freien Verfügung stehende Jahresrente von 18 116 DM.

Zu schön, um wahr zu sein? Für Sparrenta ist es sicherlich ein gutes Geschäft: Rentenversicherung plus Fonds plus Kredit (für dessen Vermittlung zweigt die Gesellschaft immerhin sechs Prozent der Darlehenssumme ab) dürften der Gesellschaft saftige Provisionen in die Kasse spülen.Aber das ist zweitrangig.

Ein Konzept zur Altersvorsorge muß dem Kunden ein gewisses Maß an Kalkulierbarkeit bieten.Und hier liegt das Problem.Sparrenta verschweigt die Risiken nicht, sondern nennt sie ausdrücklich im Prospekt.Trotzdem fragt sich, ob allen Anlegern klar ist, was sie da unterschreiben - falls ja, müßte eigentlich fast jeder davor zurückschrecken.

Im Prinzip sind die Risiken offensichtlich: Der Fonds, dem in einer Modellrechnung eine jährliche Rendite von 8,5 Prozent zugeschrieben wird, kann wesentlich schlechtere Ergebnisse erwirtschaften - dann läßt sich der Kredit am Ende nicht mehr komplett zurückzahlen.Hier liegt wohl das größte Problem.Letztlich wird der Kunde dazu gebracht, Aktien auf Kredit zu kaufen.Und das ist hochspekulativ - noch mehr als zum Beispiel der Erwerb von Optionsscheinen.Wenn es schief geht, ist nicht nur das Geld weg, es kann sogar noch ein Minus übrigbleiben, das aus anderen Quellen zu tilgen ist.

Ähnlich würde sich auswirken, wenn die Rentenversicherung die Rente kürzt, was sie bei rückläufigen Kapitalanlage-Ergebnissen jederzeit tun kann: Dann muß der Kunde monatlich zubuttern, oder er kann am Ende das Darlehen nicht tilgen.Beim Sparrenta- Konzept wird dieses Problem bestenfalls gemildert durch die Möglichkeit, sich beim Eintritt in den Ruhestand einen Teil der künftigen Renten sofort auszahlen zu lassen.Zwar muß der Kunde dieses Geld dann nicht aus anderen Quellen besorgen, aber dafür fehlt ihm unter Umständen ein paar Jahre lang die Rente.Außerdem fragt sich, ob mit dieser Verschiebung wirklich jede Finanzierungslücke zu schließen ist.

Neben diesen Risiken bestehen andere, die auch nicht zu vernachlässigen sind: So könnte ein starker Kurs des Franken den Kreditnehmer ärmer machen.Oder nach dem Auslaufen der Zinsfestschreibung wird der Zins erhöht.Es kann auch passieren, daß sich die steuerlichen Rahmenbedingungen ändern, und dann sieht die Rechnung ebenfalls viel schlechter aus.

Der Finanzsachverständige Markus Splisteser aus Mainz schreibt in einer Beurteilung des Konzepts: "Das Gesamtmodell ist meines Erachtens äußerst kritisch zu betrachten." In der Tat: Es ist abenteuerlich, dieses Koppelprodukt für die normale Altersvorsorge zu empfehlen.Es ist allenfalls für Leute geeignet, die bereit sind, mehrere, zum Teil sehr hohe Risiken zugleich zu tragen.Aber ob dieser Anlegertyp nicht schnelleren Lohn für seinen Einsatz sehen möchte?

FRITZ KRAL (HB)

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