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Wirtschaft: Eine Milliarde Dollar weniger

BOL . Malerisch liegt der Hafen unterhalb des Inselstädtchens Bol an der Adria.

BOL . Malerisch liegt der Hafen unterhalb des Inselstädtchens Bol an der Adria. Cafés und Restaurants haben sich herausgeputzt, viele Hotels erfolgreich den sozialistischen Mief aus ihren Zimmern verbannt. Doch auch das stabile Sommerwetter und die schönen Strände helfen dem Touristenort in diesem Jahr nicht weiter. Der Krieg im Kosovo hat die Buchungen einbrechen lassen. Die gesamte Fremdenverkehrsindustrie wird nach den Erwartungen des Tourismusministeriums in diesem Jahr eine Mrd. Dollar weniger einnehmen als 1998, als Kroatiens wichtigster Devisenbringer Einnahmen von 2,7 Mrd. Dollar verzeichnete. Nicht nur der Tourismusbereich leidet unter den Folgen des Krieges im Nachbarland. Weniger ausländische Direktinvestitionen als erwartet, ein schwaches Wachstum und eventuell ein leichtes Haushaltsdefizit durch geringere Steuereinnahmen sind die Auswirkungen, die Finanzminister Borislav Skegro aufzählt. Verzögern könnten sich auch Verhandlungen mit IWF über 150 Mill. Dollar zur Aufstockung der Devisenreserven und eine ebenso hohe Finanzspritze der Weltbank. "Die internationalen Organisationen verhandeln jetzt wohl vorrangig über humanitäre Programme für die Flüchtlinge", ist Skegro realistisch. Der Druck der Kosovo-Krise bewirkt allerdings, daß Kroatien jetzt ernst machen will mit der Privatisierung seiner Großindustrie. Als erstes soll der Telefonmonopolist Hrvatske Telekomunikacije (HT) einen Investor finden und anschließend an die Börse gehen. Zum Verkauf stehen außerdem große Aktienpakete der größten Versicherung sowie von Energieversorgern.

Der Erfolg der Telekomprivatisierung entscheidet über die Chancen des gesamten Entstaatlichungsprogramms. Bisher hinkt Kroatien bei der Privatisierung hinter Tschechien, Polen, Ungarn und Slowenien her. Zuerst, 1991 bis 1995, war es der Krieg mit Jugoslawien, der die Wirtschaftsreformen verschleppte. Hinzu kommen Probleme, die das Vertrauen potentieller Investoren erschüttert haben. So verschwanden beim Zusammenbruch der Glumina Banka vor anderthalb Jahren 250 Mill. Dollar Einlagen westlicher Banken in der Konkursmasse. Am undurchsichtigen Verhalten der Verantwortlichen leiden heute die Verhandlungen um die Bankenprivatisierung.

Transparenz soll daher bei der HT-Privatisierung herrschen, verspricht HT-Chef Ivan Mudrinic. In der vergangenen Woche wurde das Telekommunikationsgesetz verabschiedet und HT aus dem bisherigen Telekom-Post-Verbund herausgelöst. Verhandelt wird mit drei möglichen strategischen Investoren, der Deutsche Telekom AG, der Telekom Austria und der schwedischen Telia. Einer von ihnen soll mindesten 25 Prozent plus eine Aktie und höchstens 36 Prozent der HT kaufen. Als Ganzes wird die HT an den Finanzmärkten derzeit mit zwei bis vier Mrd. Dollar bewertet. Bis zum 23. Juli können die Interessenten ein Angebot abgeben.

O U (dri, HB)

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