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Wirtschaft: Einen Nachfolger gibt es schon

Er läuft sich schon seit geraumer Zeit warm, bald könnte er zeigen müssen, was in ihm steckt. Logistik-Vorstand Frank Appel gilt als designierter Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post. Auf ihn wartet harte Arbeit.

Düsseldorf/Berlin - Nach den Ermittlungen gegen Klaus Zumwinkel wird über eine Ablösung des Post-Chefs spekuliert. Der Konzern nahm am Donnerstagnachmittag in einer Mitteilung Stellung zu einem möglichen Rücktritt Zumwinkels: „Der gesamte Vorstand inklusive seines Vorsitzenden Dr. Zumwinkel ist vollständig handlungsfähig und führt seine Geschäfte wie gewohnt fort.“ Zumwinkel habe ausführlich mit den zuständigen Behörden über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe gesprochen und sei inzwischen wieder zu Hause.

Zuvor war vermutet worden, dass der derzeitige Logistikvorstand, Frank Appel, die Führung übernehmen könne. Appel gehört seit einigen Jahren dem Post-Vorstand an und gilt seit längerem als potenzieller Nachfolger von Zumwinkel, dessen Vertrag im November dieses Jahres ausläuft.

Die Börse reagierte prompt auf die Spekulationen. Der Kurs der Post-Aktie legte kräftig zu. Appel als Nachfolger Zumwinkels – das ist das Signal, das in Finanzkreisen schon lange erwartet worden war.

Appel läuft sich seit geraumer Zeit warm, um die Spitze des weltgrößten Logistikunternehmens zu erklimmen. Er absolviere seine Übungsrunden, heißt es im Post-Tower. Am vergangenen Dienstag präsentierte Appel erstmals sein Zukunftsmodell Deutsche Post World Net. Ein Workshop sollte es sein, ganz offen und locker. Wie nebenbei erklärte der promovierte Neurobiologe die bereits laufende Service-Offensive namens „First Choice“, die dem Global Player in den kommenden Jahren zu mehr organischem Wachstum verhelfen soll und den Konzern mehr oder weniger umkrempelt. Sätze wie „Wir wollen schneller wachsen als der Markt“ und „Wir wollen die erste Wahl für unsere Kunden sein“ gehen Appel schon ganz leicht über die Lippen. Dass das Programm wohl auch viel Unruhe in der Belegschaft erzeugt und Rationalisierungen auch zum Verlust von vielen Stellen führen dürften – der ehemalige McKinsey-Mann versucht, die Einwände zu überspielen. „Wir wollen die Mitarbeiter mitnehmen“, sagt er. Man müsse Einsicht in die Notwendigkeit von Effizienzsteigerungen und höherer Profitabilität schaffen. Was hängenbleibt: viel Theorie, wenig konkrete Ziele.

Das könnte sich schneller ändern, als Appel vielleicht lieb ist. Sollte sich der Verdacht gegen Zumwinkel erhärten, muss Appel zeigen, dass er für die Praxis taugt. Das gilt besonders für die Sanierung des defizitären US-Expressdienstes und den Umbau des Briefgeschäfts – die größte Ertragssäule des Konzerns.

Appel gilt als Mann ohne Allüren. So wollten ihn die Pförtner der Post nach seinem Aufstieg in den Vorstand zunächst nicht auf den Vorstandsparkplatz lassen, als er mit einem alten Kombi vorfuhr. Passte das Auto doch so gar nicht zu den anderen Limousinen. Inzwischen fährt Appel auch eine solche, aber es musste wieder ein Kombi sein – wegen seiner Kinder. HB/Tsp

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