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Einkommen: Die Arbeit reicht nicht zum Leben

In keiner anderen Stadt gibt es so viele Menschen, die von ihrem Einkommen nicht leben können, wie in Berlin. Prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind zum Bestandteil der Berliner Wirtschaft geworden, warnt der DGB.

Berlin - Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die das Progress-Institut am Freitag bei einer Tagung des Deutschem Gewerkschaftsbunds Berlin (DGB) und der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung präsentierte. „Sogenannte prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind zu einem festen Bestandteil der Berliner Wirtschaft geworden“, sagte Progress-Referent Karsten Schuldt.

Die Hauptstadt liegt demnach bei Lohn, Beschäftigungssicherheit und Lebenszufriedenheit deutlich hinter den untersuchten westdeutschen Städten Bremen, Hamburg, Köln und München. Zwei von drei Arbeitsverträgen aus dem ersten Halbjahr 2006 seien befristet, teilweise auf wenige Monate. „Die Quote ist doppelt so hoch wie der Bundesschnitt“, sagte Schuldt.

In der Hauptstadt leben der Studie zufolge 137 000 geringfügig Beschäftigte. 39 000 müssen zusätzlich zum Lohn öffentliche Gelder beziehen. Ein Großteil sind Ein-Euro-Jobber. Aber auch 16 Prozent der Selbstständigen, viele davon aus der Kreativwirtschaft, kommen mit ihrem Einkommen nicht aus. „Sogar fünf Prozent der Sozialversicherten sind auf eine Aufstockung angewiesen. Solche Ausmaße gibt es in anderen Großstädten nicht“, sagte Schuldt.

„Das sogenannte Prekariat reicht bis in die Mitte unserer Gesellschaft“, sagte DGB-Bezirks-Vize Doro Zinke. Andere Schlüsse zieht Ralf-Michael Rath von der Vereinigung Berliner Unternehmerverbände. „Die Zahlen zeigen, dass Berlin im Bereich der flexiblen Arbeitsmarktpolitik führend ist.“ Er frage sich, warum die Menschen die Stadt nicht verließen, wenn die Situation so schlecht sei. Die Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg, Susanne Kahl-Passoth, warf Rath vor, „dumm über Armut zu reden“. Die Menschen seien zur „Manövriermasse der Wirtschaft“ geworden. jpe

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