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Wirtschaft: Eisenbahnerstreik in Österreich ist beendet

Regierung und Gewerkschaften finden nach drei Tagen Kompromiss zu den geplanten Bahn-Reformen – Unternehmen atmen auf

Wien (pak). Nach drei Tagen ist der Streik der österreichischen Eisenbahner am Freitagabend zu Ende gegangen. Gewerkschaft und Regierung einigten sich auf eine Bahnreform. Zuletzt war die Rohstoffversorgung vor allem der Stahlindustrie gefährdet gewesen. „Der Streik ist aus“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft der Eisenbahner der Nachrichtenagentur Reuters. Mit knapp 66 Stunden Dauer war es der längste Streik der Eisenbahner in der Nachkriegsgeschichte des Landes.

Nach den wenigen zunächst bekannt gewordenen Einzelheiten sind beide Seiten einander entgegengekommen. So verzichtet die Regierung darauf, die tiefen Einschnitte in das Dienstrecht der 47000 österreichischen Eisenbahner per Gesetz zu verordnen; sie delegiert die Aufgabe an die Tarifparteien und lässt diesen offenbar Zeit bis April, über den Abbau von einem Viertel der Beschäftigten, über die Einschränkung von Krankengeld, Urlaubs und Zuschlagsregelungen zu verhandeln. Die Gewerkschaft hat dafür der Regierung zugestanden, die im Kabinett bereits beschlossene Strukturreform der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) noch im Dezember durchs Parlament zu bringen. Danach werden die bisher staatlichen ÖBB in vier Aktiengesellschaften, eine Personal- oder Dienstleistungs-GmbH und in mehrere Untergesellschaften aufgeteilt.

Das Streik-Ende wurde am Freitag zunächst nicht durch die Gewerkschaft, sondern durch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel verkündet. Beobachter werteten dies als vorerst letzten unfreundlichen Akt der Politik, als eine Art Nachtreten, gegenüber den Verhandlungspartnern. Erst zwei Stunden später wollte die Streikkommission der Gewerkschaft den offiziellen Beschluss zum Abbruch des Ausstandes fassen. Ein planmäßiger Zugverkehr war am Freitagabend nicht mehr herzustellen; zahlreiche Wochenend-Pendler saßen nach wie vor fest.

Der seit Mittwoch andauernde Streik hatte die Unternehmen des Landes zunehmend in Bedrängnis gebracht und insbesondere die Rohstoffzufuhr für den nationalen Stahlkonzern Voest Alpine gefährdet: Die Züge mit der mährischen Kohle steckten in Tschechien fest; jene aus den polnisch-schlesischen Revieren durften aus Platzgründen gar nicht mehr nach Tschechien – und in  Österreich wartete Voest Alpine verzweifelt auf Nachschub. Wäre der Ausstand fortgesetzt worden, hätte der börsennotierte Konzern am Montag seine  ersten Hochöfen herunterfahren müssen. „Und das“, sagte Generaldirektor Franz Struzl, „wäre das Ärgste, was einem in der Stahlindustrie passieren kann“. Immerhin war das Schlimmste abgewendet worden: Die Aufhebung des Wochenend-Fahrverbotes für Lkw hatte laut Voest-Sprecher Wilhelm Nitterl einen „kleinen Puffer“ geschaffen. Ein Anheizen abgeschalteter Hochöfen hätte  fünf Tage in Anspruch genommen; die Produktionsausfälle wurden mit einer Million Euro pro Tag und Ofen beziffert.

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