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Windkraft

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Energiebranche: Windwirtschaftswunder

Umweltminister Gabriel verspricht der Windkraft-Branche auf der weltgrößten Fachmesse bessere Bedingungen. Dazu soll noch vor November eine Novelle des Erneuerbaren Energiegesetzes her.

Husum - Von der Husum Wind zur Internationalen Automobilausstellung – für Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) war am Dienstag ein langer Messetag. Die Entwicklung der Windkraftbranche komme einem „kleinen deutschen Wirtschaftswunder“ gleich, sagte er zur Eröffnung der weltgrößten Branchenausstellung. Die Auftragsbücher sind voll. Doch immer mehr Windanlagen werden im Ausland aufgestellt – und ziehen Produktionsanlagen der Hersteller hinterher. Der Minister – als Schirmherr der Messe an der Nordsee – sagte deshalb bessere Rahmenbedingungen im Inland zu. Die Windanlagenbauer wünschen sich eine noch stärkere Förderung, um die ehrgeizigen Klimaschutzziele zu erreichen.

Minister Gabriel versprach, noch vor dem UN-Klimaschutzgipfel, der Anfang Dezember auf Bali stattfindet, eine Novelle des Erneuerbaren Energiegesetzes in den Bundestag einzubringen. Dann will die Bundesregierung die Degression der Fördersätze für Windstrom halbieren. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) hat sich dagegen mit der Windenergiebranche angefreundet und möchte die Vergütung von Strom aus Windanlagen auf Land (onshore) und auf See (offshore) bis 2016 stabil halten. Hermann Albers, Präsident vom Bundesverband Windenergie, wünscht sich genau dies, um beispielsweise die steigenden Stahlpreise besser kompensieren zu können.

Gabriel verwies auf den Beschluss der Koalitionsklausur von Meseberg, wonach bis 2020 insgesamt 25 bis 30 Prozent des Stroms durch erneuerbare Energien erzeugt werden sollen. 2030 möchte man gar bei 45 Prozent sein. Aber die Branche ist schon längst international. Chinesen, Japaner, Inder und Amerikaner sehen sich auf der Messe in Husum um, wollen an dem prosperierenden Geschäft rund um den Wind teilhaben und die deutsche Erfolgsstory kopieren. Der Gouverneur von Iowa, Chester Culver, erklärte, er sei hergekommen, um zu lernen. Sein Bundesstaat soll künftig bei erneuerbaren Energien führend in den USA werden. Minister Gabriel prophezeite, dass die Amerikaner auf diesem Sektor künftig eine Dynamik entwickeln werden, die zu einer ernsthaften Konkurrenz für Deutschland werden dürfte. 80 Prozent der deutschen Anlagen gehen aktuell in den Export. Mit der Infrastruktur gehen die deutschen Hersteller oft schon zu den ausländischen Kunden. Ein Nordex-Vertreter beispielsweise schilderte beim Messerundgang dem Umweltminister, dass man sich nun auch in China niedergelassen habe.

Branchen-Sprecher Albers warnte deshalb davor, nur auf den Export zu setzen. Geradezu alarmierend sei, dass die Projekte auf dem deutschen Markt im ersten Halbjahr um 25 Prozent zurückgegangen seien. „Wir können mehr leisten, als wir derzeit umsetzen.“ Man sei noch längst nicht an der Effizienzgrenze angekommen, sagte er. Gabriel zeichnete ein rosiges Bild für den Arbeitsmarkt. Bislang wurden 214 000 Arbeitsplätze im Bereich erneuerbare Energien geschaffen, ein Drittel davon im Windsektor. Bis 2020 wolle man diese Zahl noch einmal verdoppeln, sagte der Minister. Mit diesen Zahlen, auf die auch die Automobilbranche neidisch sein könnte, machte sich Gabriel von Husum auf den Weg zur IAA nach Frankfurt. Auf der Husum Wind, die noch bis Sonnabend geöffnet ist, wird es am Abschlusstag eine Jobbörse geben. Händeringend werden Fachkräfte gesucht. Bis zu 600 Stellen sollen über die Messe vermittelt werden.

Dieter Hanisch

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