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Energiekonzerne: Eon will Stromnetz freiwillig abgeben

Überraschung aus der Energiewirtschaft: Deutschlands größter Stromversorger Eon will sein Netz verkaufen. Damit käme Eon den Plänen der EU-Kommission zuvor. Die Bundesregierung ist wenig begeistert. Sie hatte stets die Konzerne gegen die Kommissionspläne verteidigt.

Eon-Chef Wulf Bernotat hat in einem Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) angedeutet, dass Eon aus betriebswirtschaftlichen Gründen den Netzverkauf prüft. Die Bundesregierung hält aber weiter eine von ihr vorgeschlagene Trennung von Kraftwerken und Leitungen für "den besseren Weg".

Die EU-Energieminister berieten in Brüssel über Kommissionspläne zur Zerschlagung der Energiekonzerne. Laut "Frankfurter Allgemeine Zeitung" sollen die Eon-Gespräche mit der EU-Kommission über den Verkauf der rund 10.000 Kilometer Hoch- und Höchstspannungsleitungen bereits "sehr weit fortgeschritten" sein. Offenbar will Eon mit dem Verkauf der Netze die laufenden Kartellverfahren der EU-Kommission beilegen: Ein Sprecher der EU-Kommission sagte, die Gespräche zwischen Eon und der EU beträfen "strukturelle Maßnahmen". Diese seien eine Reaktion auf die Bedenken der Kommission im Rahmen der laufenden kartellrechtlichen Ermittlungen gegen Eon und andere Energieerzeuger.

Bundesregierung für "dritten Weg"

Nach den Informationen der "FAZ" ist noch unklar, wer die Eon-Leitungen übernehmen soll. Deren Wert beträgt mehr als einer Milliarde Euro. Betriebswirtschaftlich spiele das Netz keine besondere Rolle mehr. Auch der Essener Energiekonzern RWE habe im vergangenen Jahr den Verkauf seiner Netze geprüft. Am Ende sei das Projekt aber fallengelassen worden:  Es habe an Ideen gefehlt, was mit dem Verkaufserlös angefangen werden könne.

Bundeskanzlerin Merkel sei von den Eon-Plänen "wenig erbaut" gewesen, schrieb die "FAZ". Grund dafür sei, dass sich die Regierung und vor allem Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) auf Druck der Energiekonzerne in der EU vehement gegen die Kommissionspläne zur Aufspaltung von Netz und Erzeugung wehren. Insgesamt fordern acht Regierungen, dass es neben dem von der EU-Kommission favorisierten Verkauf der Netze und einem unabhängigen Netzbetreiber noch einen "dritten Weg" geben soll. Dabei würden die Netze im Eigentum der Konzerne bleiben, aber mithilfe eines umfangreichen Regelwerks von weitgehend unabhängigen Töchtern geführt. (ck/AFP)

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