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Wirtschaft: Energiemarkt: Vattenfall tritt gegen Eon und RWE an

Der Präsident und Vorstandschef des schwedischen Stromkonzerns Vattenfall, Lars Josefsson, prüft den Einstieg in den deutschen Erdgasmarkt. Sollte die Düsseldorfer Eon für die geplante Übernahme der Ruhrgas eine Ministererlaubnis bekommen, erwartet Josefsson "interessante Auflagen".

Der Präsident und Vorstandschef des schwedischen Stromkonzerns Vattenfall, Lars Josefsson, prüft den Einstieg in den deutschen Erdgasmarkt. Sollte die Düsseldorfer Eon für die geplante Übernahme der Ruhrgas eine Ministererlaubnis bekommen, erwartet Josefsson "interessante Auflagen". Konkreter wollte sich der Vattenfall-Chef am Dienstag in Berlin dazu nicht äußern. Bundeswirtschaftsminister Müller könnte Eon zur Auflage machen, sich von der Beteiligung an dem ostdeutschen Ferngasversorger VNG oder von Teilen seiner regionalen Gasversorger zu trennen. Vattenfall wolle dann entscheiden, "ob wir investieren," sagte Josefsson.

Der Chef des Staatskonzerns und Bundeskanzler Gerhard Schröder hatten am Dienstag die letzten Details zur Bildung der so genannten "dritten Kraft" im deutschen Strommarkt unter Führung Vattenfalls geklärt. In Berlin wollen die Schweden bis Herbst eine neue Holding installieren, die die Geschäfte der vier deutschen Töchter, die Hamburgischen Electricitätswerke (HEW), Bewag und die Ost-Stromerzeuger Veag und Laubag, führt. Die Vattenfall-Europa-Gruppe wird drittgrößter Stromversorger in Deutschland hinter Eon und RWE und vor der baden-württembergischen EnBW. Der Konzern beschäftigt zusammen 24 000 Mitarbeiter und erwirtschaftet addiert etwa fünf Milliarden Euro Umsatz. HEW-Chef Klaus Rauscher wird Vattenfall Europe leiten. Kanzler Schröder ist "überzeugt, dass der neue Stromkonzern seinen Wettbewerbern Paroli bieten kann."

Vattenfall verpflichtet sich, die Garantie zur Produktion von mindestens 50 Terrawattstunden Strom aus Braunkohle um drei Jahre bis Ende 2011 zu verlängern. Die Sicherung der Braunkohleförderung in der Lausitz aus beschäftigungspolitischen Gründen war immer Kern der Verhandlungen um Veag und Laubag. Vattenfall will außerdem bis zum Jahr 2005 rund 500 Ausbildungsplätze schaffen. "Die Übereinkunft ist ein weiterer bedeutender Meilenstein für Vattenfall Europe. Wir haben eine für beide Seiten zufrieden stellende Lösung gefunden, die uns beim Aufbau des neuen Unternehmens größere unternehmerische Handlungsfreiheit ermöglicht", sagte Josefsson. Unbestätigten Informationen zufolge zahlt Vattenfall 412 Millionen Euro an den Bund zur Abgeltung von Altansprüchen aus der Veag/Laubag-Privatisierung.

Der schwedische Energiekonzern wird am Freitag seine Geschäftszahlen für 2001 vorlegen. Laut Josefsson sind für die geplante Zusammenführung der vier Unternehmen Aufwendungen in "dreistelliger Millionenhöhe" erforderlich, die alle in der Bilanz 2001 gebucht werden. Die Rationalisierungseffekte bezifferte er mit etwa 400 Millionen Euro pro Jahr. Zu Spekulationen, dass mehrere Tausend Mitarbeiter im Zuge der Fusion ihren Arbeitsplatz verlieren könnten, wollte Josefsson keine Stellung nehmen. Bis 2004 soll die Bildung des neuen Stromkonzerns in Deutschland abgeschlossen sein.

Sowohl die Bewag als auch die HEW sollen weiter an der Börse notiert bleiben. An HEW hält Vattenfall rund 74 Prozent, das Land Hamburg etwa 25 Prozent. Nur ein Prozent werden frei gehandelt. Vattenfall ist interessiert, auch das Paket der Hansestadt zu übernehmen. Die Bewag gehört jetzt zu 89,6 Prozent der HEW, nachdem der US-Investor Mirant ausgestiegen war. Die restlichen Aktien sind breit gestreut.

fo

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